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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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offensichtlich Hochzeitsgesellschaften an, nach den an die hinteren Stoßstangen gebundenen Konservendosen zu schließen. Zähfließender Verkehr aufgrund zahlreicher Schaulustiger, die einen Blick auf Bräute und Bräutigame werfen wollen, wie sie sich anschreien und mit Hochzeitstorten bewerfen. Achten Sie auf Brautjungfern und Reis auf der Fahrbahn ...
     
    Echo Lawrence: Shot schlief, ans Innere der Fahrertür gelehnt, ein und schnarchte. Ich wartete weiter auf ein Zeichen dafür, dass Irene Casey noch am Leben war und kein geheimnisvoller Fremder sie erwürgt oder erstochen hatte.
     
    Neddy Nelson: Wie kann es angehen, dass der Anthropologe H. Reck im Jahr 1913 in der Olduvai-Schlucht einen neuzeitlichen Menschenschädel in einer Ablagerung des Altpleistozän fand? Und wie kamen neuzeitliche Menschenschädel in Buenos Aires und in Ragazzoni in Italien in Ablagerungen ebenfalls des Altpleistozäns sowie des Mittelpliozäns ?
     
    Shot Dunyun: Der matschige Friedhof. Wucherndes Unkraut, mit dem Rasenmäher bearbeitet. Wir suchten alles ab, aber Rants Grab konnten wir nicht entdecken. Ist das nicht seltsam? Wir haben den Namen seines besten Freundes, Bodie Carlyle, im Telefonbuch gefunden, und wir haben auch seinen Wohnwagen gefunden, am Ende eines Feldwegs. Ballen struppiger Steppenhexen stapelten sich bis zu den Fenstern, auf dem Grundstück ein kläffender Pitbull, angekettet. Das war Stunden vor Sonnenaufgang. Wir haben nicht angeklopft.
     
    Echo Lawrence: Konnte man vergessen. Ich habe Irene Casey nie gesehen. Wir haben nicht mal angeklopft. Wer weiß, vielleicht lag sie schon seit ewigen Zeiten tot da im Haus.
     
    Wallace Boyer (

Autohändler): Wenn man lange genug Autos verkauft, merkt man irgendwann: Kein Mensch ist wirklich einzigartig. Jeder einsame Irre kommt aus einem Nest, das voll ist von solchen Irren. Komisch, aber wenn du in irgendein slowakisches Drecksnest kommst, findest du sogar Andy Warhol plötzlich sehr vernünftig.
     
    Echo Lawrence: Gehen Sie mir weg! Im Morgengrauen hält dieses Schwein von Sheriff direkt neben unserem Auto und blökt durch sein Megafon, wir verstoßen gegen das Notstandsgesetz für medizinische Krisensituationen und die Effeff-Ausgangssperre. Wir wollten ja Mrs. Casey beschützen, aber Sheriff Großkotz erklärt uns mit vorgehaltener Waffe: »Ihr kommt jetzt mit zum Verhör ...«
     
    Aus den Aufzeichnungen von Green Taylor Simms: In Middleton haben schlafende Hunde jederzeit Vorfahrt.

3
Hunde
     
    Bodie Carlyle (

Freund aus Kindertagen): Im Winter rotten sich die Hunde von Middleton zu einem Rudel zusammen. Hofhunde, die sich einfach losgerissen haben und plötzlich weg sind. Aber nachts hört man sie heulen und bellen. Andere Hunde sind von den Leuten irgendwo am Straßenrand ausgesetzt worden. Städter glauben, ein Hund könne schon für sich allein sorgen, würde irgendwie verwildern, aber die meisten dieser Köter leiden. Am Ende sind sie so hungrig, dass sie die Scheiße von irgendwelchen anderen Viechern fressen. In der Scheiße wimmelt es von Fliegeneiern. Die meisten dieser verstoßenen Hunde sterben an Würmern.
    Sie rotten sich zusammen, um es warm zu haben. Nur so können sie überleben. Das Rudel jagt Hasen und Maultierhirsche. Kommt der Winter, und die Hofhunde hören das nächtliche Heulen des Rudels, das unten am Fluss gerade ein Wild erlegt hat, dann sind sie nicht mehr zu halten.
    Hört ein Hofhund dieses Heulen, kann man ihn rufen, soviel man will, da vergisst selbst das bravste Schoßhündchen seinen Namen. Und er verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Es ist, als wäre er tot. Wenn da nicht dieses Geheul wäre, den ganzen Winter über. Es schneit, und dein Hund, dein bester Freund, ist bloß noch dieses Wolfsgeheul, irgendwo da draußen in der Dunkelheit. Die Kälte trägt den Schall meilenweit.
    Im Winter war es für uns Kinder der schlimmste Albtraum, abends im Dunkeln nach Hause gehen zu müssen, und dann hörte man ein Hunderudel, hörte dieses Heulen und Kläffen, das immer näher kam. Ein Ungeheuer mit tausend Zähnen und Klauen. Fand man einen Hirsch, der von einem Rudel gerissen worden war, war der Schädel meist das einzige größere Stück, das sie übrig gelassen hatten. Die Haut und die restlichen Knochen lagen zerfetzt und zernagt überall herum. Von einem Hasen sah man höchstens noch eine einzelne Pfote und einen Haufen Fell. Die Pfote war feucht und weich. Manche Leute tragen so etwas als Glücksbringer.
    Der Hund der Caseys

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