Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
Vom Netzwerk:
Medizinschrank plündert.
    Unterdessen wirkt der Vater des toten Jungen nicht sonderlich beunruhigt. Er wirkt auch nicht besonders traurig. Er streicht mit einer Hand flach über eine Wand, als ob er die Farbe abtasten will.
    Die Klotür geht auf, und ein Mädchen kommt heraus. Mit der einen Hand stimmt was nicht, die ist irgendwie verschrumpelt, aber in der anderen Hand hält sie einen schwarzen Müllsack. Sie sieht mich und den Vater des Jungen an und sagt: »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Und dieser Bauer lächelt. Er grinst wie ein Affe, nimmt die Hand von der Wand und sagt: »Echo ...« Er sagt: »Schön, dass man sich mal wieder sieht.«
     
    Irene Casey: Als ich Chet zum Flughafen in Peco Junction fuhr - er wollte in die Stadt fliegen und Buddy abholen -, erzählte er mir was völlig Verrücktes. Er sagte was von der braunen Cowboy-Tapete, die wir in Buddys Zimmer aufgehängt hatten. Er sagte, ich soll sie abreißen. Erst mit Dampf behandeln, dann vorsichtig abziehen, sagte er.
    Er sagte, ich soll den Putz unter jedem einzelnen Popel abkratzen, den er da an die Wand geklebt hatte. Wenn ich das tue, sagte Chet, würde ich mein Leben lang keine Geldsorgen mehr haben. Nur sollte ich, wenn ich die Popel anfasse, Gummihandschuhe anziehen.
     
    Lew Terry: Also dieses Mädchen mit dem verkrüppelten Arm und dem Müllsack sieht den Vater an und sagt: »Kennen wir uns?«
    Und der Bauer weist mit dem Kinn auf den schwarzen Plastiksack in ihrer Hand und sagt: »Was willst du da rausschleppen?«
    »Rant hat mir einen Schlüssel gegeben«, sagt das Mädchen. Und der Vater sagt: »Tut mir leid. Muss ich wohl vergessen haben.«
    Zu mir sagt das Mädchen: »Wissen Sie, was ein ›Porno-Kumpel‹ ist?« Sie sagt, das ist ein enger Freund, mit dem man verabredet, dass er, wenn man stirbt, sofort zu einem in die Wohnung geht und alle Drogen und Pornos verschwinden lässt. Den ganzen Mist, von dem die Eltern nichts erfahren sollen. Sie schwenkt die schwarze Plastiktüte hin und her und sagt: »Hier drin ist alles, was Sie niemals über Ihren Sohn erfahren wollen.«
     
    Symon Praeger (

Party-Crasher): Wir alle haben uns wegen Echo Sorgen gemacht. Einmal habe ich sie besucht, allein. Habe ihr Hühnersuppe aus einem Feinkostladen mitgebracht. Ich wollte, dass sie etwas isst. Wir unterhielten uns, und ich bin erst gegangen, als sie alles aufgegessen hatte.
    Für alle Fälle hatte ich ihr ein paar Abtreibungspillen in die Suppe gerührt. Okay, mehr als nur ein paar. Sie sollte schon richtig durchgespült werden.
     
    Lew Terry: Der Vater des Jungen tastet inzwischen wieder die Wände ab, streicht über die weichen schwarzen Klümpchen, bei denen es sich, soweit ich das beurteilen konnte, um Haschisch handelte. Er tatscht an der Wand herum, ohne dieses Mädchen mit der Tüte zu beachten, und sagt: »Zwei gebraucht gekaufte Tittenheftchen, eine Handvoll Schmerztabletten von seinem letzten Zahnarztbesuch, ein klebriger Vibrator und ein Paar mit Kunstfell bezogene Handschellen.« Das Mädchen schaut in die Tüte.
    »Die beiden letzten Spielzeuge gehören sowieso dir«, sagt der Vater. »Aber den Rest kannst du auch gern mitnehmen.« Und das Mädchen sagt: »Woher zum Teufel ... ?«
     
    Officer Romie Mills (

Ermittler der Mordkommission): Es ist üblich, die Wohnungen aller Personen zu observieren, die mit dem Verdächtigen in engerer Beziehung stehen. Sowohl die Wohnung von Lawrence als auch die des Verdächtigen wurden überwacht. Dass Chester Casey dort ein- und ausging, war uns durchaus bekannt, und wir können bestätigen, dass er und besagte Lawrence gemeinsam eine Zeitlang in der Wohnung des Verdächtigen waren, zusammen mit Lew Terry, dem Vermieter.
     
    Lew Terry: Der Vater streicht über eine Stelle an der Wand, klopft auf die Farbe und sagt: »Sehen Sie hier.« Eins dieser Haschischklümpchen.
    Der Vater greift in die Brusttasche seiner Latzhose und zieht da ein Klappmesser raus. Er lässt es aufspringen und haut die Klinge in den Putz.
    Und ich sage, er soll das lassen. Die Kaution wird für die Beseitigung der Schäden nicht reichen, wenn er in die Wände hackt.
    Er bröckelt mit der Klinge im Putz und sagt: »Aber das Geld, das Sie gestohlen haben, das dürfte reichen ...«
    Ich habe kein Geld gestohlen. Ich schwöre es Ihnen. Und ich sage es ihm auch, dass ich nichts aus der Wohnung gestohlen habe.
    »Fragen wir mal den Münzhändler in der Grinson Street«, sagt der Vater und zieht die Messerklinge aus der Wand. Wo er

Weitere Kostenlose Bücher