Das Kainsmal
dem taubenblauen Innenraum außer Flusswasser ein blaues, mit Blüten besticktes Jeanshemd, eine mit Efeulaub bestickte Bluejeans und ein Paar Basketballschuhe der Marke Converse, jedoch weit und breit kein Rant Casey.
Um das Fahrzeug zu öffnen, mussten die Polizisten vor Ort es mit Spezialwerkzeug aufbrechen. Die Türen waren alle verriegelt. Und der Schlüssel steckte noch in der Zündung.
Curtis Dean Fields (
Pfarrer der Christian-Fellowship- Gemeinde in Middleton): In der Bibel heißt es, es wird »im Nu, in einem Augenblick« geschehen. Die Auferstehung. Rant ist in den Himmel gekommen. Das habe ich auch Chet und Irene gesagt, als ich sie besuchte. Nie habe ich Eltern erlebt, die so untröstlich waren.
Officer Romie Mills (
Ermittler der Mordkommission): Bei diesem Stand der Ermittlungen wurde die Fahndung nach Rant Casey eingeleitet.
31
Eine Abrechnung
Irene Casey (
Rants Mutter): Ich glaube, der ältere Carlyle-Junge ist bloß Sheriff geworden, damit er den Leuten schlechte Neuigkeiten überbringen kann. Am Morgen nach Busters Autounfall hämmert er an unsere Haustür, als wir gerade beim Frühstück saßen. Chet ging schließlich hin und machte ihm auf. Und Bacon Carlyle sagt: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn, Buster Landru Casey, gestern abend gegen elf Uhr dreiundvierzig bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.« Er las das von einem weißen Kärtchen ab, ohne uns anzusehen. Ganz langsam, jedes Wort einzeln, wie im zweiten Schuljahr. Dann nahm er respektvoll seinen Hut ab, drehte das Kärtchen um und las vor, was auf der Rückseite stand: »In dieser Zeit der Trauer spreche ich Ihnen mein tiefstes Mitgefühl aus.«
Das hatten wir schon gelesen, während er noch mit der Vorderseite beschäftigt gewesen war. Chet fragt: »Hat man den Leichnam schon gefunden?«
Bacon zuckte die Schultern, dieser Idiot. Er steckte das Kärtchen in seinen Hut und zog ihn sich wieder über die Ohren.
Lew Terry (
Vermieter): Ein Bauer mit Latzhose klingelt bei mir und scheucht mich mitten am Tag aus dem Bett. Taggänger wissen einfach nicht, was sich gehört. Er steht wie angenagelt vor meiner Tür, fuchtelt mit einem Briefumschlag, auf dem als Absenderadresse dieses Haus hier angegeben ist, und behauptet, er sei der Vater von diesem Casey. Plötzlich taucht hier dieser Vater auf und will die Sachen seines Jungen abholen.
Natürlich habe ich ihm mein Beileid ausgesprochen. Die Polizei hat die Wohnung bereits durchsucht, aber nicht gesagt, dass ich seine Angehörigen nicht reinlassen darf. Schon verrückt, aber diese Wohnanlage wurde nicht gerade nach den Gesetzen der Logik konstruiert. Um zum Apartment des Jungen zu kommen, muss man im Parterre bis ans Ende des Korridors, dann über die Feuertreppe in den ersten Stock und dort wieder bis zur letzten Tür des Außengangs. Da wohnt er. Ich sag das dem Vater nicht, aber kaum hab ich mich umgedreht, um den Generalschlüssel zu holen, ist er auch schon verschwunden.
Eins, zwei, drei spürt er die Wohnung seines Jungen auf und geht rein. Seine Stiefel hinterlassen Spuren von Kuhscheiße, aber er verläuft sich kein einziges Mal. Als ob er selbst hier wohnt, aber ich schwöre, er hat das Haus noch nie zuvor betreten. Er zeigt mir, wie man die Wohnungstür öffnet: wenn man den Knauf anhebt, geben die Angeln nach, weil die Schrauben lose sind. Und schon springt der Riegel raus.
Ich stehe da mit meinem Generalschlüssel in der Hand, und er winkt mich einfach rein.
Aber da ist uns schon jemand zuvorgekommen.
Sheriff Bacon Carlyle (
Feind aus Kindertagen): Die kältesten Leute, die man sich vorstellen kann. Die Caseys. Ihr einziges Kind, ihr Sohn läuft von zu Hause weg und bringt sich um, wahrscheinlich bloß um seinem Alten wehzutun. Und dann steht dieser Chet Casey vor seinem Haus und nimmt die schreckliche Nachricht entgegen, als wär's der Wetterbericht im Radio. Keine Gefühlsregung. Absolut nichts. Höchstwahrscheinlich haben die einen so durchgeknallten Sohn einfach schon vor langer Zeit aufgegeben.
Lew Terry: Als ich mit dem Vater in die Wohnung gehe, hören wir lautes Gerumpel aus dem Bad. Ein Einbrecher. Es gibt solche Diebe, die sehen sich die Todesanzeigen an oder lesen in der Zeitung, dass irgendwer abgenippelt ist, und dann brechen sie in dessen Wohnung ein und klauen die Stereoanlage, den Fernseher, die rezeptpflichtigen Medikamente. Und unser Einbrecher im Klo, das kann nur ein Junkie sein, der den
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