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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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direkt nach Hause, nicht jedoch ohne einen Zwischenstopp bei Harve, um ihm alles zu berichten und um zu sehen, ob es ihm gut ging. Es ging ihm gut, und er lud mich ein, bei ihm zu wohnen, bis der Spinnenmann hinter Schloss und Riegel säße. Das Angebot war verlockend, vor allem weil Black verreist war. Ich überlegte es mir, stieg dann aber doch ins Auto und fuhr heimwärts; meine Vorfreude hielt sich im Vergleich zu damals, als Black gerade alles umgemodelt hatte, sehr in Grenzen. Tödliche Krabbeltiere konnten einem alles vermasseln.
    Ich mied die Garage und fuhr vorne vor, blieb sitzen und sah auf mein Haus. Es sah aus wie immer, gar nicht so, als wäre ein mit Spinnen und Klapperschlangen bewaffneter Psychopath auf freiem Fuß. Ich zögerte, hineinzugehen, genauer gesagt, ich hatte eine Wahnsinnsangst, was ich nun wieder finden würde, obwohl Kammerjäger alles behandelt hatten. McKay steigerte sich mit seinen Überraschungen.
    Es gab keine Motorrad- oder Allradspuren, auch keine Fußabdrücke. Ich nahm mir die Zeit, für einen Gang um mein Haus herum, konnte aber nirgendwo vor Fenstern und Türen eine Beschädigung der jungfräulichen Schneeschicht feststellen. Ich ging die Treppe zur vorderen Veranda hinauf und lugte ins Fenster hinein. Alles schien normal. Ich hielt Ausschau nach Jules Verne, sah ihn aber nicht. Ich hörte ihn auch nicht, was nicht normal war. Die ungewohnte Stille jagte mir Schauer über den Rücken. Voller Angst drehte ich den Schlüssel um und öffnete die Tür.
    Ich schluckte schwer, wohlwissend, wozu McKay fähig war, ehe ich einen meiner weißen Müllbeutel auf dem Küchenboden liegen sah. Ich spürte, wie es mir die Kehle zusammenschnürte.
    Ich zog meine Glock aus dem Halfter und blieb unbewegt stehen. Absolute Stille, nur mein sechster Sinn schrillte in den höchsten Tönen. Das Schlimmste befürchtend, kniete ich auf einem Knie neben dem Beutel nieder. Ich zog das zu einer Schleife gebundene gelbe Band auf. Als ich einen kleinen, von Spinnweben überzogenen Körper sah, wich ich gegen die Anrichte zurück, schloss die Augen und spürte, wie mir die Galle hochkam.
    »Verdammter Mistkerl, McKay.«
    Ich schlich mich seitlich an dem Beutel vorbei hinaus, denn diesen Anblick ertrug ich nicht länger. Black hätte Jules Verne in Paris lassen sollen; nicht einmal Tiere waren im meinem Umfeld sicher. Dann kam es mir schlagartig wie ein Blitz, dass nicht einmal hundert Spinnen einen Welpen so schnell töten und in ihr Gespinst hätten einweben können. Ich war gestern noch hier gewesen. Später an diesem Nachmittag war Black noch gekommen und noch später der Kammerjäger. Also ging ich zurück zu dem Beutel und kippte den verwesenden Kadaver auf den Boden. Die meisten Spinnen waren tot, aber ich musste eine oder zwei mit dem Fuß zertreten, ehe ich genauer hinsah. An dem buschigen Schwanz erkannte ich schließlich, dass es sich um ein Eichhörnchen handelte.
    Erleichtert und zuversichtlich atmete ich auf und begann, das Haus nach dem Hund zu durchsuchen, immer mit dem Rücken zur Wand und dem Finger am Abzug, darauf bedacht, bloß keine Körbe zu öffnen. Ich stellte fest, dass ich vor Angst und wohl auch vor Abscheu zitterte. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich Angst vor Spinnen gehabt, das war Bud, der arme entstellte Bud, aber das Entsetzen darüber, wie McKays Opfer zu Tode gekommen waren, hatte eine stark negative Wirkung auf mich, und die Furcht vor Spinnen war nun mal da und wurde von Minute zu Minute stärker. Ganz zu Schweigen von den anderen Ängsten.
    Im Erdgeschoss war, soweit ich sehen konnte, alles in Ordnung, und so warf ich einen Blick Treppe hinauf in mein Loft. Dann stieg ich Stufe für Stufe und die Waffe vor mir herhaltend hinauf. Ich hoffte, McKay würde sich da oben versteckt halten, hoffte, er würde den Angriff auf mich wagen, sodass ich das Feuer auf ihn eröffnen konnte.
    Oben an der Treppe sah ich ins Schlafzimmer. Jules Verne lag auf dem Bett, das Maul mit silbernem Isolierband verschnürt. Vor-der- und Hinterbeine waren ebenfalls gefesselt. Er saß auf der Daunendecke und zitterte am ganzen Körper; sein gedämpftes Winseln begann sich zu überschlagen, als ich auf ihn zukam. Dann überprüfte ich das Bad und entdeckte an die zwanzig Einsiedler-spinnen, die auf dem Wannenboden herumkrabbelten.
    Ich knallte die Tür zu, zitterte jetzt nur noch. Nach einem schnellen Blick in den Schrank, ob sich darin jemand versteckte, schnappte ich meinen Pudel und rannte zum

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