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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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ihm mitgegangen, damit er endlich Ruhe gibt. Er hat ein Ding, das nennt sich Klettersitz. Und stell dir vor, dieses Teil hinterlässt genau solche Kerben.« Er richtete seine Taschenlampe auf Verletzungen der Rinde. Sie waren identisch mit jenen, die wir auch am Tatort Classon gefunden hatten.
    »Was hat man sich darunter vorzustellen? Unter einem Klettersitz?«
    »Eigentlich ziemlich genial, das Ding. Du schleppst es auf deinem Rücken mit in den Wald, zusammengeklappt, dann klappst du es auf, stellst dich rein und gehst mithilfe einer Halterung um den Stamm die Bäume hoch. Wie diese Waldarbeiter in Oregon, die um die Wette auf die großen Redwood-Bäume klettern.«
    Buckeye fasste an die verwundeten Stellen an der Rinde. »Ich kenn die Dinger. Funktioniert genau so, wie Shag vermutet hat. Der Täter müsste aber den Toten mit reinnehmen, zwischen den Baum und sich, oder er könnte ihn auch auf dem Rücken tragen. Das Seil, um das Opfer am Ast festzubinden, hat er dabei, und dann geht’s mit derselben Vorrichtung wieder runter. Er muss Bärenkräfte haben für so eine Prozedur.«
    Ich schätzte die Entfernung bis zu der Stelle im Baum, an der der Körper gehangen hatte. »Oder er zog den Körper zuerst nach oben und kletterte dann hinterher, um ihn festzubinden. Vielleicht sollten wir uns das von unserem Freund mal an Ort und Stelle mit einem zentnerschweren Sandsack vorführen lassen.«
    Shag meinte: »Tolle Idee! Ich ruf ihn gleich mal an.«
    Ich sagte: »Ich nehme an, ihr öffnet die Müllsäcke erst später.«
    »Keine Angst, von diesen Opfern wacht keines wieder auf so wie Classon. Die hängen hier schon sehr lange herum, Jahre möglicherweise. Eine Zeitlang hat er offenbar pausiert und das Morden aus irgendeinem Grund aufgegeben, und kaum war er hier, hat’s ihn wieder gepackt. So seh ich es.«
    »Genau. Oder aber es gibt ein neues Leichenfeld dieser Art irgendwo in Kalifornien. Gott allein weiß, wie viele Opfer er auf dem Gewissen hat.«
    Eine Horrorvorstellung. Ich sah mich um und die ganze Szenerie erschien mir plötzlich wie ein Bild aus Dantes Inferno, die düster vernebelte Beleuchtung mit den Silhouetten von Männern und Frauen davor, die sich über Leichen beugen oder sie an Seilen herablassen, Schatten, die auf der hellen Schneefläche zwischen Bäumen hervortreten und wieder dahinter verschwinden. Ein Bild aus der Hölle, in der Tat. Und dem Teufel gelang die Flucht in einem Allrad.
    Im Morgengrauen erhielt ich meinen Explorer zurück, durchgecheckt und garantiert klapperschlangenfrei. Ich fuhr direkt in die Klinik und sah nach Bud. Er lag nach wie vor auf der Intensivstation, stand noch immer unter Beruhigungsmitteln, aber sie ließen mich gnädigerweise zu ihm. Ich erkannte ihn kaum. Sein Gesicht war verfärbt und angeschwollen, die Lippen fast schwarz und ungefähr dreimal so dick wie normal. Er schlug die Augen auf, und ich versuchte es auf die lockere Tour.
    »Du hast auch schon mal besser ausgesehen, Bud.«
    »Danke.« Dazu murmelte er noch etwas hervor, das so klang wie: »Du hättest die Schlange mal sehen sollen.« Beide versuchten wir uns an einem Grinsen, was aber keinem so recht gelang.
    »Das Biest hab ich ein für alle mal erledigt. Das kannst du mir glauben. Bringen die Mittel was? Geht’s dir besser?«
    »So la la«, presste er heiser hervor. »Und das ausgerechnet jetzt, wo es doch mit der Finnin so gut lief.«
    An der Stelle lächelte ich wirklich. »Die Schwester sagt, sie war schon fünf Mal hier. Du hast es nur nicht mitgekriegt.«
    Die Augen fielen ihm zu, als wäre er zu schwach, sie offen zu halten. Ich sagte: »Es war McKay, Bud. Wir haben weitere Opfer in den Wäldern hinter seinem Haus gefunden. Sämtliche Kräfte sind da draußen vor Ort und mit dem Schauplatz beschäftigt. Buckeye wird genügend Beweise finden, um ihn festzunageln.«
    Bud beäugte mich. Sein rotes Auge war blutrot. »Ihr habt ihn geschnappt?«
    »Noch nicht, aber über kurz oder lang ist er fällig. Es läuft eine Großfahndung nach ihm.«
    Buds Augen fielen wieder zu, und er rührte sich nicht mehr. Ich saß neben dem Bett und sah zu, wie er schlief, dann lauschte ich auf das regelmäßige Piepen und beobachtete die Lämpchen auf dem Monitor, nur um sicher zu sein, dass er noch atmete. Als ich meinen Kopf nicht länger aufrecht halten konnte, legte ich meine Wange auf die Matratze neben seine Hand und schlief tief und fest, bis eine Schwester mich weckte und mich aufforderte zu gehen.
    Ich fuhr

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