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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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mistaking paradise for that home across the road, hatte Bobby schon 1968 gesungen. Er
war nicht viel älter als sein Fan Hannes Schreiber und kam aus derselben
politischen Ecke. Auf Dylans Rat, das Heim auf der anderen Seite der Straße
nicht mit dem Paradies zu verwechseln, hatte Hannes nicht gehört. Er rauchte
schweigend zu Ende und drückte den Stummel aus, wütend über seine eigene
Dummheit.

    »Du hast eine interessante Geschichte ausgegraben, Ovidiu«,
lobte er halbherzig. »Aber hilft sie uns weiter?«

    »Zumindest haben wir einen Mann mit einem Motiv.«

    Schreiber nickte. »Und ich such jetzt ganz Deutschland
nach einem Siebenbürger Sachsen ab, der vor dreißig Jahren Förster in Rumänien
war und Mihai genannt wurde.«

    »Bullshit.« Vandra sah ihn böse an. »Wir müssen hier nach
ihm suchen. Bei den Sachsen, die im Land geblieben sind. Sercaia war mal ein
sächsisches Dorf. Da gibt es sicher noch ein paar von denen. Vielleicht wissen
die, wie er wirklich heißt und was aus ihm geworden ist.«

    »Vielleicht.« Insgeheim hatte Hannes mehr von Ovidiu
erhofft, besonders nach dem Anruf, der klang, als habe er den Mörder Hulanus so
gut wie überführt. Er versuchte, seine Enttäuschung zu überspielen. »Ich frage
Katharinas Großmutter. Vielleicht kennt sie jemanden in Sercaia, der uns
weiterhelfen kann. So viele Sachsen sind es ja nicht mehr.«

    »Sounds good. Und sei nicht so ungeduldig, Hannes. Bei
euch Deutschen muss alles immer sofort funktionieren, sonst werdet ihr böse.«

    Das Schlimmste an Ovidius Spruch war, dass er stimmte. Schreiber
bestellte bei der Kellnerin zwei t uic a , und als sie kamen, prostete er
seinem rumänischen Kumpel zu. »Cheers, Ovidiu. Wir kriegen Katharina da raus,
oder?«

    »Sa n a tate!«

    »Was heißt das?«

    »Gesundheit. Es ist unser Trinkspruch.«

    Sie kippten den Schnaps und schüttelten sich wie nasse
Hunde.

    »Übrigens bin ich übermorgen eingeladen«, begann Hannes
vorsichtig. »Auf die Bärenjagd. Kann ich da hingehen, oder beteilige ich mich
an der Ausrottung der Braunbären in den Karpaten?«

    »Wenn es die Jagd ist, von der ich gehört habe, kannst du
guten Gewissens teilnehmen, Hannes. Sie wollen die Müllbären von Ra c a d a u
dezimieren. Daran führt kein Weg vorbei.«

    »Und was, meinst du, würde Katharina davon halten?«

    Der Biologe lächelte in seinen Bart. »Poor boy«, sagte
er, »dich hat es ganz schön erwischt.«

     

32

    Er fand Katharinas Oma auf dem Friedhof von Wolkendorf. Sie
polierte den Grabstein, den sie ihrem Mann gesetzt hatte, und küsste sein Foto,
das darauf klebte.

    Hier ruhen in
Frieden Gerhard Orend, geboren 9.11.1933, gestorben 14.09.2001, und Sara Orend,
geborene Wagner, geboren 14.11.1926, hatte ein Steinmetz in den Marmor gemeißelt
und golden ausgemalt. Nur Saras Todestag fehlte noch. Einen Vierzeiler hatte
die Witwe daruntersetzen lassen: Ach,
könnte Liebe Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich bestimmt nicht
mehr die kalte Erde decken.

    Schreiber stand etwas abseits und wartete, bis die alte
Frau die welken Blüten aus dem Strauß gezupft hatte, ehe er sie ansprach. Sara
Orend erkannte ihn sofort. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die
feuchten Augen und fiel ihm um den Hals. Hannes musste sich bücken. Katharinas Disi
war fast zwei Köpfe kleiner als er.

    »Ich bin gestern bei Treni im Gefängnis gewesen«, sagte
sie. »Der Guttner Miaten hat mich mit dem Auto hingebracht, der Liebe. Erst
wollten sie mich nicht reinlassen, weil der Herr Pfarrer und Sie erst zwei Tage
vorher da waren. Aber ich hab so sehr geweint, dass sie mich grad zu ihr
gelassen haben.«

    Sie schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht. »Mei,
dass ich das noch erleben muss. Meine arme kleine Treni. Der reinste Engel ist
sie. Und da kommt diese garstige Zigeunerin und sticht sie ab wie ein Schwein.«

    Hannes merkte, wie ihm flau wurde. Das Blut in seinem
Kopf sackte weg, er hielt sich an einem Grabstein fest, um nicht umzufallen.
Als Kind war er öfter ohnmächtig geworden. Er kannte das Gefühl gut. Tief
atmend versuchte er, es zu besiegen.

    Sara Orend sah ihn an: »Was ist mit Ihnen? Setzen Sie
sich, Herr Schreiber. Sie sind ja weiß wie die Wand.«

    »Es geht schon wieder«, sagte er. »Ist Katharina schwer
verletzt?«

    »Sie hat arg geblutet, die Arme. Aber die Frau Doktor
sagt, es ist nur eine Fleischwunde.«

    »Wo?«

    »Bei der Hüfte. Sie hat Glück gehabt, dass diese Elende
sie nicht am Bauch

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