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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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letzte Wasserration getrunken. Ich mühte mich viele Stunden lang, bald quoll mir bei jedem Ruderschlag das Blut aus den Handflächen, aber es war meine letzte Chance.
    Als ich mich nach vielen Stunden des Ruderns umdrehte und den kleinen Punkt wieder sah, war er zu einer Insel mit klaren Umrissen herangewachsen. Ich sah eine Lagune mit Palmen. Aber noch hatte ich mein Ziel nicht erreicht, noch lag eine lange Strecke vor mir.
    Am Ende aber wurden meine Mühen belohnt. Spät an diesem Tag ruderte ich in die Lagune und spürte, wie mein Boot mit einem weichen Stoß auf Land stieß. Ich stieg aus und schob das Rettungsboot auf den Strand. Nach den langen Tagen auf See war es wie ein Märchen, festen Boden unter den Füßen zu verspüren.
     
    Ich verzehrte meine letzte Ration Schiffszwieback, ehe ich das Boot zwischen die Palmen zog, und als erstes überlegte ich mir, ob es auf der Insel wohl Wasser gäbe.
    Obwohl ich mich auf einer Südseeinsel an Land gerettet hatte, war ich nicht sehr zuversichtlich. Mir ging bald auf, daß die Insel unbewohnt sein mußte; sie kam mir entsetzlich klein vor. Von dort, wo ich stand, konnte ich sehen, wie sie sich wölbte. Es fehlte nur wenig, und ich hätte quer über sie hinwegsehen können, glaubte ich.
    Es gab nicht viele Bäume, aber plötzlich sang in einem Palmenwipfel ein Vogel schöner, als ich es je zuvor gehört hatte. Wahrscheinlich fand ich seinen Gesang deshalb besonders schön, weil es das erste Anzeichen dafür war, daß es auf der Insel Leben gab. Nach vielen Jahren auf See war ich sicher, daß der Vogel kein Seevogel war.
    Ich verließ das Boot und folgte einem kleinen Weg, um mich dem Vogel auf dem Baum zu nähern. Und da passierte es zum ersten Mal, daß die Insel um so größer zu werden schien, je weiter ich auf ihr vorankam. Plötzlich entdeckte ich, daß es noch mehr Bäume gab, und ich hörte im Inneren der Insel noch weitere Vögel singen. Gleichzeitig bemerkte ich – oder war es mir schon vorher aufgefallen? –, daß viele Blumen und Sträucher hier anders aussahen als irgendwo sonst, wo ich schon gewesen war.
    Vom Strand aus hatte ich nur sieben oder acht Palmen gezählt. Jetzt entdeckte ich, daß der kleine Pfad, über den ich ging, sich zwischen hohen Rosensträuchern hinzog – und daß er auf ein Palmenwäldchen zuführte.
    Ich lief auf das Palmenwäldchen zu: Jetzt wollte ich genau wissen, wie groß diese Insel war. Doch kaum befand ich mich unter den Palmenwipfeln, als ich auch schon entdeckte, daß sie nur der Eingang zu einem dichten Laubwald waren. Ich drehte mich um und konnte noch die Lagune sehen, in die ich hineingesegelt war. Rechts und links sah ich den Atlantik, der golden im scharfen Tageslicht glitzerte.
    Ich dachte nicht mehr nach, ich mußte einfach sehen, wo dieser Wald endete. Also lief ich zwischen den Laubbäumen weiter. Als ich sie hinter mich gebracht hatte, erhoben sich rechts und links von mir steile Hügel. Und ich konnte das Meer nicht mehr sehen.

PIK BUBE
    ... Augen wie Kastanien...
    Ich hatte soviel in dem Brötchenbuch gelesen, wie meine Augen es schafften, ohne doppelt zu sehen. Jetzt versteckte ich es unter den Micky-Maus-Heften auf dem Rücksitz und starrte auf den Comer See.
    Ich fragte mich, welcher Zusammenhang zwischen der Lupe und dem Büchlein bestehen konnte, das der Bäcker in Dorf in das Rosinenbrötchen eingebacken hatte. War es nicht auch ein Rätsel, wie jemand in einer so kleinen Schrift schreiben konnte?
    Als wir am Ende des Comer Sees die Stadt Como erreichten, wurde es schon dunkel, was nicht hieß, daß es spätnachts war, denn zu dieser Jahreszeit wurde es in Italien viel früher dunkel als in Norwegen. An jedem Tag, den wir weiter nach Süden gefahren waren, war es eine Stunde früher dunkel geworden.
    Während wir durch die lebhafte Stadt fuhren, wurden die Straßenlaternen eingeschaltet, und ich entdeckte plötzlich einen Jahrmarkt. Wohl zum einzigen Mal auf der ganzen Reise setzte ich alles daran, meinen Willen durchzudrücken.
    »Wir gehen auf den Jahrmarkt da hinten«, sagte ich.
    »Das werden wir sehen«, sagte Vater, der sich rechts und links nach einer Pension umsah.
    »Werden wir nicht!« sagte ich. »Wir gehen .«
    Am Ende gab er nach. Unter der Bedingung, daß wir uns erst ein Nachtquartier suchten. Außerdem verlangte er ein Bier, ehe er sich auf weitere Verhandlungen einließ. Wir würden also nicht zum Jahrmarkt fahren . Zum Glück fanden wir ein kleines Hotel, das nur einen Katzensprung

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