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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich selbst überlassen.

    12. Uhr 30 mittags.
    Wie immer hatte Zachnaros gegen 9 Uhr seine Zigaretten geraucht. Vielleicht eine Spur nervöser als sonst. Und eine Spur hastiger.
    Wie immer hatte sich auch der untersetzte Chinese zwei Stunden später auf sein Fahrrad gesetzt, um in Richtung Bäckerei zu radeln. Vielleicht eine Spur nervöser als sonst. Und eine Spur hastiger.
    12 Uhr 30 mittags.
    Fünf Beamte betraten das Deck der Dschunke Su Lin Fu. Verwundert betrachtet von den beiden irischen Matrosen, die im Schatten einer Bastmatte saßen und Schach spielten,
    „Tschang!!“ brüllte eine Stimme von irgendwo.
    Einer der Beamten, es war Inspektor van Helder, ging der Stimme nach. Der Weg führte ihn geradewegs in einen luxuriös eingerichteten Salon. Ein Mann saß über eine Seekarte gebeugt und kehrte ihm den Rücken zu. Ohne sich umzuwenden, sprach er:
    „Sag der irischen Kanaille O’Brien, daß wir ablegen. Wo warst du eigentlich so lange, Tschang? Gab es Schwierigkeiten?“
    Als seine Frage ohne Antwort blieb, wandte er sich heftig um. Und Inspektor van Helder konnte nicht umhin, die Beherrschtheit und Kaltblütigkeit Zachnaros’ zu bewundern.
    Dieser hatte sich erhoben und verbeugte sich kurz. Er steckte in einem vornehmen hellgrauen Anzug. Auf seinem makellos weißen Hemd trug er eine silbergraue Krawatte, auf der eine Krawattennadel mit einer haselnußgroßen rosafarbenen Perle steckte.
    Sein Ton war vornehm wie sein Gehabe und sein Habitus:
    „Ich muß Ihr Klopfen überhört haben, Sir!“
    „Ich hatte gar nicht geklopft. Ich hörte Sie rufen, und…“ Den Rest verschluckte van Helder.
    „Ich glaubte, Tschang, mein Koch, sei zurückgekommen.“
    Van Helder griff in die Tasche und reichte Zachnaros seine Legitimation.
    „Polizei?“ Zachnaros zog die Augenbrauen hoch. „Was sucht die Polizei auf meinem Schiff?“
    Van Helder steckte seinen Ausweis zurück und korrigierte: „Wenn ich richtig informiert wurde, gehört die Dschunke nicht Ihnen, sondern Sir Keith Foreman in Ramsgate.“
    Zachnaros winkte ab.
    „Ich habe sie gechartert... Was ist daran strafbar?“ Van Helder sah sich aufmerksam im Salon um. „Mit viel Geschmack eingerichtet... Übrigens, wissen Sie, wo sich Ihr Koch befindet?“
    „Er ist zum Einkäufen gefahren. Eigentlich sollte er längst wieder zurück sein... Es gehört nämlich zu seiner Eigenheit, die Gerichte tagesfrisch zuzubereiten. Ich kann daran leider nichts ändern, er gehört zum gecharterten Personal.“
    „Sie lügen, Mister Zachnaros!“
    Van Helder hatte es in einem Tonfall gesagt, als wünsche er jemandem einen friedlichen guten Morgen. Doch die Wirkung war alles andere als friedlich. Jemje Zachnaros richtete sich steif auf, und aus seinen Augen schossen Blitze: „Was erlauben Sie sich?“
    „Sie haben zwar recht, daß ein chinesischer Koch zur ständigen Mannschaft gehört, doch der mußte auf Ihren ausdrücklichen Wunsch hin in Ramsgate bleiben, weil Sie Ihren eigenen Koch mit auf die Reise nehmen wollten.“ Zachnaros lächelte. Er schien nicht sonderlich beeindruckt:
    „Sie scheinen sich gut informiert zu haben, Inspektor.“
    „Sie sagen es! Und deshalb bin ich auch in der Lage, Ihnen zu sagen, wo sich Ihr Koch Tschang zur Zeit befindet. Im örtlichen Kommissariat. Wir haben ihn verhaftet!“
    „Verhaftet?“ Zachnaros schluckte.
    „Verhaftet, als er gerade wieder — wie es seine Eigenart ist — tagesfrisch einkaufte.“
    „Und warum haben Sie ihn verhaftet?“
    Van Helder antwortete mit einer Gegenfrage:
    „Kennen Sie Jocco Barnecelli?“
    Kein verräterisches Muskelzucken bei Zachnaros:
    „Ich hatte noch nicht das Vergnügen... Sollte ich ihn denn kennen, Inspektor?“
    „Eigentlich nicht. Tschang als ergebener Bote war ausreichend. Das ändert jedoch nichts daran, daß Sie Ihren unbekannten Geschäftspartner Barnecelli bald kennenlernen werden.“
    „Ich bin nicht interessiert!“
    „Jemje Zachnaros, ich muß Sie leider festnehmen und dem Untersuchungsrichter vorführen.“
    „Und was werfen Sie mir vor?“
    „Hehlerei! Wir haben Ihren Koch bei seiner täglichen Runde zusammen mit Jocco Barnecelli festgenommen. Bei Tschang fanden wir die letzte Rate des Schmucks und bei Barnecelli dreißigtausend englische Pfund. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Hauptmenge der zusammengeraubten Juwelen, die Sie bereits übernommen haben, nachdem sie Tschang von seinem täglichen Einkaufsbummel mitgebracht hat.“
    Zachnaros lächelte

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