Das Karussell der Spitzbuben
ironisch:
„Und nur wenn Sie die finden, Inspektor, haben Sie einen Beweis gegen mich. Sonst... bleibt es bei einer Vermutung... Soll ich Ihnen mal verraten, wie oft man bei mir schon falsch vermutet hat?“
Van Helder nickte: „Sie haben recht... Aber ich verspreche Ihnen, daß ich die Dschunke auf den Kopf stellen werde. Nicht ein einziger Quadratzentimeter wird unbesehen bleiben...“
Jemje Zachnaros verbeugte sich ironisch: „Ich wünsche Ihnen bei Ihrer Expedition viel Vergnügen, Inspektor!“ Der Grieche wurde ins Kommissariat gebracht, und insgesamt zehn Beamte, darunter Spezialisten des Zolls, begannen mit der Durchsuchung der Dschunke. Nach fünf Stunden hatten sie noch kein Stück des Hehlergutes gefunden. Inspektor van Helder wurde immer nervöser. Fanden sie nichts, mußten sie Zachnaros wieder auf freien Fuß setzen. Denn dann blieb alles auf dem Chinesen Tschang sitzen.
Endlich, es war bereits 22 Uhr, hatten sie das Versteck entdeckt. Es war so einfach und so raffiniert: ein präparierter Rettungsring.
Zachnaros und Tschang hatten ihn gegen einen der anderen ausgetauscht. Er enthielt in seinem Inneren zwölf Beutel mit Schmuck und kostbaren Steinen. Jeder Beutel war mit einer genauen handschriftlichen Aufstellung über Inhalt und Wert versehen. Und es war Zachnaros’ Handschrift.
Gegen Mitternacht legte Jemje Zachnaros ein Geständnis ab. Für die Beamten von Ostende war es ein großer Fang. Sogar einer der größten in ihrer Geschichte.
Und damit kommen wir zu unserer Aufgabe. Als Inspektor van Helder in jener schlaflosen Nacht nach der Lösung suchte, war er auf ein Detail gestoßen, das mit der Beobachtung des chinesischen Kochs zusammenhing. Und zwar besuchte dieser jeden Tag eine Reihe von Geschäften in gleicher Reihenfolge. Und plötzlich ahnte der Inspektor, daß Tschang dabei in einem der Geschäfte mit dem gesuchten Jocco Barnecelli zusammentraf. Wie wir inzwischen wissen, bestätigte sich diese Vermutung.
Hier ist nun unsere Frage:
In welchem der Geschäfte, glaubt ihr, hat Inspektor van Helder den Chinesen Tschang und den Juwelendieb Barnecelli festgenommen?
Oberflächlich gesehen könnte dafür natürlich jedes dieser Geschäfte in Betracht kommen. Aber eben nur oberflächlich. Denn wenn ihr genau und logisch überlegt, kann es nur eine richtige Antwort geben.
Fall 7: Solo für Melodica
Freitag, 27. Mai, 16 Uhr 20.
In den Büroräumen des Weickert-Konzerns regten sich die Hände nicht mehr allzu eifrig. In zehn Minuten war Dienstschluß. Für über vierhundert Angestellte bedeutete das den Start ins Wochenende.
Auch in einem Büroraum der Buchhaltung bereitete man sich auf den Feierabend vor. Es war 16 Uhr 24, als einer der vier Männer, die in diesem Raum arbeiteten, die Tür zum Nebenraum öffnete — stutzte — und behutsam wieder schloß. Niemand hatte diesem kleinen, eigenartigen Manöver Beachtung geschenkt.
In Scharen strömten Männer und Frauen auf dem riesigen betriebseigenen Parkplatz zu ihren Fahrzeugen. Außer zweihundert PKW-Stellplätzen gab es noch Regendächer für Fahrräder, Mofas und Motorräder.
Auch Eberhard Bühler strebte seinem Wagen zu. Unter seinem linken Arm trug er, fest an sich gepreßt, eine sichtlich schwere Aktentasche. Er ging schneller als üblich und sah sich nicht ein einziges Mal nach irgendwelchen Kollegen um. Als er die Tür des Wagens hinter sich zuschlug, atmete er tief und erleichtert auf. Wenige Minuten später erreichte er die Ausfallstraße in Richtung Stadt... Er merkte nichts davon, daß sich ein stahlblauer VW an seine Fersen geheftet hatte.
16 Uhr 52 bog er in die Coburger Straße ein, in der sich seine Zweizimmerwohnung befand. Noch immer folgte ihm der VW wie ein Schatten. Erst als Bühler vor seinem Haus hielt, fuhr auch sein Verfolger rasch an den Bordstein und schob sich in eine Parklücke.
16 Uhr 58 betrat Eberhard Bühler seine Wohnung, ver-
Zwei Stunden später.
Nur wenige hundert Meter von Bühlers Wohnung entfernt saßen sich zwei Männer gegenüber. Auch hier war die Umgebung eine Wohnung. Während der eine der beiden, ein rotblonder Jüngling mit blitzender Goldbrille, gedankenverloren vor sich hin rauchte, blies der andere auf einer Melodica. Es war eine alte irische Melodie. Er blies auch weiter, als der Raucher sagte:
„Es ist gleich sieben, ich ruf jetzt an!“
Der Rotblonde erhob sich und ging hinüber zum Schreibsekretär mit dem Telefon. Von einem Zettel las er die Nummer ab. Sein Gesicht
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