Das Karussell der Spitzbuben
stimmen konnte?
Worüber stolperte Personaldirektor Dr. Lorenz Steidt?
Fall 37: Der Schwarzfahrer
Mit unverminderter Geschwindigkeit rast der Nachtexpreß Amsterdam-Köln über die Gleise. Geisterhaft huschen Lichter erleuchteter Fenster oder flimmernder Straßenlaternen vorüber.
Es ist 23 Uhr 15.
Hilversum und Utrecht hat der Expreß bereits passiert und braust soeben durch den Bahnhof von Doorn. Ein Großteil der Fahrgäste liest oder schläft, und nur wenige versuchen etwas von der im Dunkeln liegenden Landschaft zu erhaschen.
Ein Mann im olivgrünen Trenchcoat schiebt sich in den Gang des Erster-Klasse-Wagens. Er tut es jedoch erst, nachdem er mit einem Blick festgestellt hat, daß der Gang leer ist.
Jedes Abteil unterzieht er einer raschen Musterung. Endlich scheint er das geeignete gefunden zu haben: zwei schlafende Männer, die sich an den Fensterplätzen gegenübersitzen, während zwei weitere Plätze vermuten lassen, daß sie ebenfalls belegt sind.
Der Neuankömmling legt seinen Mantel ab, verstaut seinen Koffer über dem Sitz und setzt sich dann neben einen der Männer. Dessen leises und rhythmisches Schnarchen verstummt auch dann nicht, als sich ein paar tastende Finger mit ihm befassen. Als der Fremde gefunden hat, was er suchte, wechselt er sofort den Platz. Keine Minute zu früh, denn zwei weitere Männer kehren in diesem Augenblick ins Abteil zurück. Man nickt sich zu — und man befaßt sich wieder mit sich selbst.
Und dann geschieht es: „Bitte, die Fahrtausweise!“ sagt eine freundliche Stimme. Auch die beiden Schläfer sind plötzlich wach, und fünf Händepaare fahren bereitwillig in die verschiedenen Taschen.
Der Schaffner hat bereits vier Karten geknipst und wendet sich jetzt dem Herrn auf Platz Nr. 70 zu, der verzweifelt in den Taschen seines Anzugs wühlt: „Bitte, suchen Sie nur in aller Ruhe. Ich komme später noch einmal!“ Mit einem aufmunternden Kopfnicken verläßt er das Abteil.
„Vielleicht haben Sie die Karte im Mantel?“ empfiehlt der Mann von gegenüber auf Platz 71.
„Das ist unmöglich... ich hatte die Karte hier in meiner Jackentasche...“
„Vielleicht doch nicht!“ mutmaßt Nr. 71, und Nr. 73 meint: „So eine Karte hat man schnell mit etwas anderem aus der Tasche gezogen.“
Zum wiederholten Male durchforstet der Mann, immer nervöser werdend, seine Taschen. „Ich kann es nicht glauben... hier, in dieser hatte ich die Karte!“ Er klopft sich dabei fassungslos auf die rechte Rocktasche. „Meine Herren, haben Sie denn nichts bemerkt?“
„Ich bin leider erst in Doorn zugestiegen“, sagt Nr. 73 achselzuckend, und Nr. 71 beteuert eifrig: „Ich habe geschlafen... und Sie?“ Er deutet dabei auf Nr. 68.
„Ich war einige Zeit im Speisewagen... aber wenn ich mich recht erinnere, hatte der Herr doch in Amsterdam eine Zeitung in der Tasche — oder irre ich mich?“
Der Betroffene vom Fensterplatz schüttelt erregt den Kopf. „Sie irren sich. Ich hatte nie eine Zeitung in der Tasche.“
Der Mann von Platz 69 hebt jetzt leicht ironisch die Augenbrauen und fragt: „Haben Sie auch schon mal an die Möglichkeit gedacht, daß Sie vergessen haben, eine Fahrkarte zu lösen?“
Einen Augenblick lang sieht es so aus, als wolle sich Nr. 70 auf seinen Nachbarn stürzen. Doch er überlegt es sich noch einmal und fährt nur wütend mit der Hand durch die Luft. Nach weiteren fünf Minuten läßt er resignierend die Schultern sinken und seufzt: „Sie ist weg... verschwunden... Es wird mir nichts weiter übrigbleiben, als eine neue Karte zu kaufen...“
Und das findet auch der Schaffner, als er nach geraumer Zeit dem Abteil den versprochenen zweiten Besuch abstattet. Zähneknirschend entrichtet der Mann von Platz 70 den geforderten Preis und kassiert außer der Quittung noch die geringschätzigen Blicke seiner Mitreisenden... Wer findet Schwarzfahrer schon sympathisch. Und dazu noch solche, die sich dabei erwischen lassen.
Auf welchem Platz aber saß der echte Schwarzfahrer?
Fall 38: Pinky, der Schwindler
Polizeisergeant James Pieter Riddlebird vom Landposten Longfield in der Grafschaft Essex lehnte sich behaglich zurück und begann die Anzeigen unter der Rubrik Vermischtes zu lesen. Eine Tätigkeit, die zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte.
Doch das Glück sollte nur von kurzer Dauer sein. Der Störenfried kam in Gestalt seines Kollegen Sergeant Tim Lockley. Und Tim platzte ziemlich geräuschvoll in Riddlebirds Mußestunde.
Ärgerlich warf
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