Das Kellerzimmer (German Edition)
schälte Kartoffeln, wischte das Bad und wurde immer unruhiger. Nein, sie wollte keine von denen sein, die es immer geahnt hatte, aber nie was sagte! Sie war kein Feigling, sondern würde ihrem Leben eine Wendung geben, und zwar in jeder Hinsicht.
Lisa stand am Wachposten, seit Stunden schon. Obwohl es nicht kalt war, zitterte sie am ganzen Körper und hielt sich krampfhaft an ihrer Teetasse fest. Sie war verzweifelt und konnte die Erinnerung an das Kellerzimmer und die Erniedrigungen einfach nicht verdrängen. Sonst war ihr das immer gelungen, aber etwas war dieses Mal kaputtgegangen. Wie sehr sehnte sie sich nach Wärme und Geborgenheit, doch stattdessen lähmten sie Kälte und Angst. Außerdem war sie rasend eifersüchtig auf Hannas und Elaines neue Freundschaft. Wieso hingen die beiden dauernd zusammen rum? Lisa verstand das einfach nicht. Diese Elaine war so widerlich und mit ausgerechnet solch einer Person gab Don Fettis Frau sich ab? Und dennoch wäre sie gerne dabei gewesen. Wieder einmal fühlte sie sich wie das fünfte Rad am Wagen.
Just in dem Moment, in dem sie ihren Beobachtungsplatz verlassen wollte, sah sie, dass Hanna direkt auf ihr Haus zugelaufen kam. Ach du Schande, was wollte die schon wieder von ihr! Sämtliches Wunschdenken in diese Richtung war wie weggeblasen und Lisa verfluchte ihre eigenen Gedanken. Hanna durfte Lisa so auf keinen Fall sehen – sie war grün und blau geprügelt! Es klingelte bereits an der Tür und Lisa stellte sich tot.
Hanna wusste genau, dass Lisa zu Hause war und verlieh ihrem Klingeln Nachdruck, indem sie gegen die Tür hämmerte. Sie war nun wild entschlossen und richtig aufgebracht.
„ Lisa, bitte mach auf, ich muss unbedingt mit dir reden! Bitte, nur kurz!“ Immer und immer wieder klopfte sie, bis Lisa die Tränen kamen. Hastig griff sie nach einer schwarzen Sonnenbrille, setzte sie sich auf die Nase und öffnete die Tür einen Spalt.
Hanna erschrak bei Lisas Anblick zutiefst. Elaine hatte also recht gehabt!
„Hallo Hanna, was gibt es denn so Wichtiges?“, fragte Lisa arrogant und abweisend.
„ Hallo! Darf ich kurz reinkommen. Bitte!“
„ Ja, von mir aus. Du musst mein Outfit entschuldigen, ich habe eine Bindehautentzündung, daher die alberne Sonnenbrille.“
Hanna antwortete nicht, sondern marschierte geradewegs ins Wohnzimmer durch und nahm auf dem geschmacklosen Sofa Platz. Auch Lisa setzte sich und blickte Hanna durch ihre dunklen Gläser an.
„Also, was ist los? Ich hab nicht so wahnsinnig viel Zeit und muss noch einen Haufen Dinge erledigen, weißt du. Eigentlich bin ich ja dagegen, dass man seinen Kindern alles abnimmt, aber Julia benötigt für eine Deutsch-Hausaufgabe solch einen Blödsinn, dass ich mich bereit erklärt habe ihr zu helfen. Na ja.“
„ Na ja. Du sagst es, Lisa. Ich bin nicht hier, um über Kindererziehung zu plaudern.“ Hanna schlug einen ernsthaften Tonfall an und sofort bekam Lisa es mit der Angst zu tun. Sie ließ sich nichts anmerken und verzog keine Miene.
„ Über was möchtest du denn plaudern? Diät-Ratschläge?“
„ Sehr witzig und wie immer äußerst charmant, Lisa. Nein, ich möchte mit dir über deinen Mann sprechen.“
Lisa verzog ihr Gesicht zu einem spöttischen Lächeln.
„Über meinen Mann? Sollten wir nicht lieber über deinen Mann sprechen? Ingmar und ich werden den Eindruck nicht los, dass dein Kerl auch andere Frauen im Kopf hat.“
„ Da liegst du wohl leider richtig“, seufzte Hanna und biss auf ihrer Unterlippe herum. „Aber nichtsdestotrotz ist das ein Problem, das zu lösen ist. Hoffe ich zumindest. Dein Problem allerdings ist vielleicht größer. Darum bin ich hier. Lisa, ich sag es jetzt einfach ganz direkt und du wartest kurz mit der Antwort, ja?“
Sie wusste es. Lisa knickte ein, ihr Körper sank in sich zusammen und sie schien sich vor Kummer geradezu aufzulösen.
„Ja“, schluchzte sie leise und versuchte die Tränen aufzuhalten. Gleich würden sie unter der Sonnenbrille hervorschießen. Nein, das durfte nicht sein!
Vorsichtig griff Hanna nach Lisas Hand und fasste sie zaghaft an. Lisa schaute zu Boden.
„Schlägt dein Mann dich?“
Keine Antwort. Natürlich nicht, aber immerhin kamen keine blöden Abwehrreaktionen von der sonst so gefassten Lisa.
„Lisa, ich möchte dir helfen. Keiner muss sich in unserem Land verprügeln lassen, hörst du?“
„ Du hast ja keine Ahnung…“, flüsterte Lisa unter Tränen und Hanna hatte Mühe ihre leisen Worte überhaupt zu
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