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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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Mannes hören. Je länger er fort war, desto schlimmer wurde die Sehnsucht nach einer führenden Hand. Sie brauchte Ingmar so sehr, er war doch immer ihr Beschützer gewesen! Jetzt klingelte es auch noch an der Haustür. Lisa eilte zur Haustür und öffnete sie einen Spalt. Der bekloppte Nachbar Fredi Kummer stand dort mit einem Blumenstrauß in der Hand!
    „Guten Tag?“, fragte Lisa feindselig.
    „Guten Tag, Lisa! Ich wollte Ihnen, also dir, nur kurz einen kleinen Frühlingsgruß vorbeibringen und alles Gute wünschen. Von Nachbar zu Nachbar.“
    Ungeschickt wischte sich Fredi die freie Hand an der braunen Stoffhose ab. Er wirkte aufgeregt und fahrig. Lisa runzelte die Stirn.
    „Wie komme ich zu der Ehre? Ist das eine Idee Ihrer Mutter?“
    „Nein, nein, das ist meine Idee. Aber meine Frau Mutter lässt Sie auch herzlich grüßen!“
    „Aha. Danke schön. Aber ich reise gleich ab, dann verwelken die schönen Blumen.“
    „Sie können Sie ja mitnehmen, da wo Sie hinfahren. Wenn Sie wollen, mein ich.“
    Fredi stotterte vor Unsicherheit. Nun stand er so dicht vor seiner Angebeteten, aber redete nur Blödsinn. An seiner Gehirnerschütterung lag es nicht, da war er sich sicher. Es lag an Lisas wunderbarer Erscheinung. Sie war solch eine tapfere Frau, obwohl sie harte Zeiten durchmachte. Genau wie er. Wenn er doch Lisa nur zeigen könnte, wie sehr er sie liebte, doch er musste warten. Bis dahin würde er immer mal wieder einen Blick auf sie werfen. Und ihr Blumen schenken. Da war nichts dabei, das konnte man machen. Selbst Fredis Mutter fand es in Ordnung und hochanständig von ihrem Jungen. Da stößt der arme Kerl sich so heftig bei einem nächtlichen Spaziergang an einem geöffneten Fenster den Kopf und denkt doch nur an seine Mitmenschen.
    Lisa zuckte mit den Schultern und schob die Tür langsam wieder zu.
    „Gut, ich nehme sie mit, warum nicht. Entschuldigen Sie, ich habe ein wichtiges Telefonat.“
    „Wir duzen uns doch, oder?“, fragte Fredi unsicher.
    „Ach ja, klar, danke Fredi. Tschüss!“
    Lisa warf die Blumen in die Spüle und stürzte zum Telefon. Sie war eine Minute zu spät! Das würde Ingmar überhaupt nicht gefallen. Hektisch wählte sie die Nummer des Gefängnisses und landete bei einer muffeligen Sekretärin. Bis sie endlich ihren Mann an der Strippe hatte, vergingen weitere vier Minuten. Lisa wusste nicht, ob es an ihr lag, dass das Gespräch später als geplant über die Bühne ging, aber sie fühlte sich trotzdem schuldig. Ingmar klang gereizt.
    „Hallo, wie geht es euch?“, fragte er.
    „Hallo, mein Schatz! Soweit ganz gut. Die Kinder sind schon wieder weg und ich muss heute ja in die Klinik. Hast du unsere Briefe bekommen?“
    „Ja, danke. Was machen Julias Noten?“
    Lisa wurde heiß. Sie hatte keine Ahnung, wie ihre Große in der Schule stand. Was war nur aus ihren Mutterpflichten geworden!
    „Alles bestens, wie immer“, log Lisa. „Und bei Sebastian auch. Wie geht es dir denn, mein Schatz?“
    „Dreimal darfst du raten. Beschissen natürlich. Hier ist einfach alles ätzend. Ich sitze hier eingesperrt mit lauter Schwerverbrechern, obwohl ich da gar nicht hingehöre. Was meinst du, wie es mir da geht!“
    „Entschuldige bitte, so hab ich das nicht gemeint. Du, Ingmar, bist du eigentlich grad alleine oder wirst du bewacht?“
    „Bewacht wird man hier immer, die Gespräche werden eh mitgeschnitten. Ich sitz hier in so einem kleinen Raum und eine Aufseherin guckt immer mal kurz rein. Halb allein, würde ich sagen. Wieso, hast du was auf dem Herzen?“
    „Ich vermisse dich so, das darfst du nie vergessen“, weinte Lisa verzweifelt und drückte das Telefon ganz fest an ihre Wange.
    „Schön zu hören, Lisa, wirklich schön. Weißt du, mein liebes Frollein, ich habe neulich etwas gesehen, das sah gar nicht so aus, als wenn du mich vermissen würdest.“
    „Was? Wie meinst du denn das? Ingmar, ich vermisse dich total, wirklich! Ich kann nicht schlafen, ständig hab ich das Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Manchmal stelle ich mir vor, die Kinder würden entführt werden oder man überfällt mich. Wenn ich nur irgendetwas tun könnte, dass du wieder nach Hause kommst!“
    „Sei dir gewiss, dass ich wieder nach Hause komme, früher oder später. Und dann wirst du nicht mehr nackt im Bett an dir rumspielen – und wenn, dann nur für mich!“
    Die letzten Worte zischte Ingmar leise und drohend ins Telefon. Lisa verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte der Einbrecher an Ingmar

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