Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
schläft oben und Julia und Sebastian sind bei deinen Eltern.“ Hanna blickte zu Lisa, die immer noch an ihrem ersten Stück Pizza rumnagte, während Elaine und Hanna schon fast fertig damit waren. Lisa sah für ihre Verhältnisse schlecht aus. Unter dem Make-up waren dunkle Augenringe zu erkennen und die Fingernägel trug Lisa kurz und ohne Nagellack.
„Ihr habt ja recht, auf mich wartet keiner. Da kann ich das Internet noch so lange absuchen. Laszlo bleibt verschwunden, dieser Penner! Immerhin hatte ich noch einmal im Leben gigantischen Sex, das ist doch auch was, Mädels!“
Lisa und Hanna lächelten höflich, aber so richtig Stimmung aufkommen wollte nicht. Im Fernsehen sah es immer lustiger aus, wenn ein Mädelsabend stattfand. In der Veilchengasse saßen lediglich drei Frauen auf der Couch und aßen Pizza. Jede von ihnen hing ihren Gedanken nach, als draußen Schritte zu hören waren. Auf dem weißen Kies, der rund um Zielkes Haus gestreut war, lief doch jemand!
„Pscht!“, machte Hanna. Sie horchten angestrengt und reckten ihre Köpfe zur Wand. Ganz klar, jemand schlich um das Haus herum.
„Das ist er bestimmt“, jammerte Lisa. „Ich sag euch doch, dass mir jemand auflauert!“
„Nun sei doch mal still, wir glauben dir doch!“, flüsterte Elaine aufgeregt und flitzte in Socken zur Haustür.
„Bist du bekloppt? Mach nicht die Tür auf, wenn da jemand ist und dir eine Knarre an den Kopf hält!“, zischte Hanna. „Lass die Tür zu! Hier ist immerhin noch ein Kind im Haus!“
„Ihr seid doch solche Weicheier! Gib mir mal das Ding da vom Kamin!“
Wie immer führte Lisa einen Befehl aus; selbst wenn er ihr nicht gefiel. Folgsam tapste sie zum Kaminbesteck und griff nach einem gusseisernen Schürhaken, reichte ihn dann Elaine. Hanna und Lisa machten sich auf dem Sofa klein, während Elaine leise die Haustür öffnete. Entschlossen trug sie ihre Waffe vor sich her und trat auf die Stufen. Da, rechts raschelte es. Der Mistkerl machte sich aus dem Staub!
„Hey, stehen bleiben! Wer ist da? Hilfe, Einbrecher!“, brüllte Elaine in die Nacht hinein und rannte hinter der Gestalt her. Der Mann versteckte sich hinter Hannas Hecke, doch Elaine hatte ihn bemerkt, sprang mit zwei Riesenschritten auf ihn zu und briet ihm mit dem Schürhaken einen über.
„So, du Arsch!“, lachte sie. Der untersetzte Kerl sackte zusammen, aus dem Hinterkopf sah man Blut sickern. Mist, hoffentlich ist der nicht tot, dachte Elaine. Fiel das eigentlich unter Notwehr? Sie schaute sich um, doch sie war ganz allein mit ihm. Keine Gardinen, die sich zur Seite schoben und auch keine Hanna oder Lisa, die ihr zur Hilfe eilten. Elaine stand allein vor dem Mann, der gekrümmt auf dem Bogen lag und den man nur mühsam im Profil sehen konnte. Das war doch Fredi Kummer! Oh Gott, Elaines Puls raste. Hoffentlich hatte sie das Muttersöhnchen nicht umgebracht! Ganz ruhig bleiben, beschwor Elaine sich, ganz ruhig.
Sie entfernte sich langsam von der Hecke und tat, als würde sie weitersuchen, rief etwas verhaltener „Hallo, ist da wer?“ und ging dann zurück ins Haus. Es war gar nichts geschehen, wer sollte schon wissen, dass sie den hässlichen Fredi erschlagen hatte?
„Und? Hast du jemanden gesehen?“, fragte Hanna aufgeregt.
„Nee, also ja, zuerst lief da glaub ich ein Kerl, aber ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall hab ich leider nichts gefunden. Vielleicht war es auch nur ein Streich von irgendwelchen Jungs.“
„Du siehst echt fertig aus, Elaine“, sagte Lisa und musterte Elaines verschwitztes Gesicht und die zerzausten Haare.
„Ich bin ja auch echt gerannt, Püppi. Und vielen Dank noch mal für eure Unterstützung. Ich hätte draußen abgemurkst werden können und ihr sitzt hier gemütlich rum. Ihr seid mir Freundinnen, pah!“ Elaine drehte sich pikiert um und steuerte die Spüle in der Küche an. Hanna sprang auf und folgte ihr.
„Entschuldige bitte, aber wir wollten ja auch gar nicht, dass du rausgehst! Das war wirklich leichtsinnig von dir! Was machst du da eigentlich?“ Hanna redete auf Elaine ein, die das Kaminbesteck in der Spüle abwusch.
„Wonach sieht es denn aus? Ich mach hier den Schmutz ab, weil ich eben in deiner Blumenerde hängen geblieben bin.“
Elaine schrubbte hektisch an dem Metallstab herum, zog die Ärmel ihres Pullis herunter und trug den Schürhaken mit dem verlängerten Pulloverstoff über ihren Fingern zurück zum Kamin.
„Warum tust du das, Elaine?“, fragte Lisa und schaute
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