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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich die beiden nicht entscheiden, welche Farbe sie nun annehmen sollten. Wie jetzt mein Kreuz!
    Duncan Cameron bewegte sich von seinem Platz weg. Seine Gestalt war zu einem Schatten geworden, als er aus dem Licht trat. »Was haben Sie vor, Sinclair?«
    »Ich werde einen Test durchführen.«
    »Wieso?«
    »Lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
    »Wie Sie wollen«, gab er knurrend zur Antwort. Meine Erwiderung hatte ihm nicht gefallen.
    Mit der linken Hand zog ich die Kette über den Kopf. Die rechte hielt ich um das Kreuz geschlungen. So hatte Curly Brown keine Chance, es zu früh zu sehen. Diese Überraschung würde ich ihm etwas später gönnen.
    Er ließ mich nicht aus den Augen, aber er merkte bereits, daß etwas auf ihn zukam, denn aus seinem Mund drang ein böses Geräusch. Schwer zu deuten. Mal seufzend, dann knurrend.
    Ich öffnete die Faust.
    Das Kreuz lag vor ihm.
    Und er reagierte. Allerdings so, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte…
    ***
    Urplötzlich und ohne Vorwarnung jagte er in die Höhe. Aus der sitzenden Stellung wuchtete er sich im Bett hoch. Die Ketten ließen ihm genügend Spielraum, um in die Höhe zu kommen, aber er schaffte es nicht, sich auf die Füße zu stellen. Auf halber Strecke waren die Ketten plötzlich straff gespannt und zerrten ihn zurück. Er schrie.
    Er glotzte auf das Kreuz, das ich ihm entgegenhielt. In seinen Augen veränderte sich die Farbe innerhalb weniger Sekunden. Zuerst hell, dann dunkel, dann wieder hell – und dunkel. Der Mund stand offen. Er brüllte, als wollte er mit seiner Stimme die dicken Wände des Gewölbes einreißen. Auch Cameron sagte etwas, wobei ich auf seine Worte nicht achtete, denn Curly Brown war wichtiger. Er jammerte. Er röhrte auch, und ich wunderte mich darüber, wie er dies alles fertigbrachte. Dann schüttelte er den Kopf. Gleichzeitig zuckte sein Oberkörper zurück.
    Immer wieder prallte er mit dem Rücken gegen das Bettgestänge. So heftig, daß dieses alte Ding durchgeschüttelt wurde, sogar zu Seite rückte, als wollte es anfangen zu tanzen.
    Er blieb im Licht der beiden starken Lampen. Deshalb konnte ich auch sehr gut erkennen, was mit ihm passierte. Seine Augen waren das Zentrum. Sie blieben nicht mehr so, wie ich sie kannte. Immer wieder quoll es aus ihnen hervor. Hell, dunkel, dann wieder umgekehrt, und plötzlich fegte die Masse nach draußen.
    Alles, was sich in seinen Augenhöhlen befunden hatte, wirbelte nach draußen, klatschte auf das Bett und blieb dort als schleimige Flüssigkeit liegen.
    Ihr gönnte ich nur einen kurzen Blick, bevor ich mich wieder dem Gesicht des Mannes zuwandte.
    Es sah schlimm aus. Aber im Licht der Lampen wirkte es noch schauriger, so daß es mir vorkam wie eine Halloween-Maske, in deren Inneren keine Kerzenflamme brannte. So schaute ich einzig und allein diesen hohlen Kopf mit den leeren Augenhöhlen an.
    »Jesus Christus, was ist das?« flüsterte Cameron. »Der Teufel, das muß der Teufel sein.«
    Ich gab dem Mann keine Antwort und kümmerte mich um Curly Brown.
    War er tot? Lebte er noch?
    Ein Atmen hörte ich nicht. Als ich mich vorbeugte und seine Hand anfaßte, war kein Pulsschlag zu spüren. Auch ein weiteres Lebenszeichen nahm ich nicht wahr. Vor mir im Bett saß tatsächlich ein Toter.
    Ich konzentrierte mich auf die Augen. Leere Eingänge. Wie Tunnelhöhlen, in denen sich das Licht der Lampen verlor.
    Die Reste lagen auf dem Bett. Um sie kümmerte ich mich. Natürlich waren die Kreuze verschwunden. Vor mir lag eine schleimige Masse, die bald trocknen würde.
    Dann drehte ich mich um. Cameron hatte sich zurückgezogen. Sein Gesicht glänzte matt. Ich wußte, daß er mir eine Frage stellen würde, aber ich kam ihm zuvor.
    »Curly ist tot«, sagte ich.
    »Und wieso?«
    Ich zeigte ihm mein Kreuz.
    »Deshalb?« ächzte der Mann.
    »Ja.«
    »Das verstehe ich nicht und…«
    »Ich begreife es auch nicht, Mr. Cameron, aber ich werde alles daransetzen, um es herauszufinden, darauf können Sie sich verlassen.«
    Das heftige Nicken deutete meine Entschlossenheit an.
    Er kam zögernd näher und wirkte wie jemand, der unter den kalten Temperaturen litt. »Das habe ich nicht gewollt, glaube ich. Damit habe ich auch nicht gerechnet. Das ist ja unglaublich, Sinclair. Was haben Sie nur mit ihm gemacht?«
    »Das haben Sie selbst gesehen.«
    »Ja, ja, ja«, murmelte er sich selbst zu. »Das habe ich gesehen. Aber ich kann es nicht fassen. Es ist mir einfach unbegreiflich, wie man so etwas überhaupt tun

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