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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Stufen der Treppe hinab, ohne sich am Geländer festzuhalten. Er wollte mir wohl beweisen, welche Kraft noch in ihm steckte. Am Treppenende blieb er stehen, drehte sich um und nickte zufrieden, als er sah, daß auch ich das Geländer nicht berührte.
    Ich beschloß, ihn ein wenig auf die Probe zu stellen, und fragte: »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein, es ist alles richtig.«
    »Dann bin ich ja zufrieden.«
    »Das können Sie auch.«
    »Ich gebe das Kompliment gern zurück«, erklärte ich und drehte mich mit ausgestreckten Armen auf der Stelle, um so auf die großen Whiskyfässer zu deuten, die in diesem Teil des Kellers die entsprechende Dekoration bildeten. Es waren auch zwei lehnenlose Bänke vorhanden, zwischen denen ein Holztisch stand. »Hier kann es ein durstiger Mensch schon länger aushalten«, sagte ich. »Alle Achtung.«
    »Das ist meine Schatzkammer.« Stolz schwang in der Stimme des Mannes mit. »Flüssiges Gold. Uralter Whisky. Für jeden Kenner mehr als ein Genuß.«
    Ich mußte mich wieder ärgern und fragte: »Haben Sie schon mal Bourbon probiert?«
    Wäre er jünger gewesen, ich hätte seine Hände sicherlich an meiner Kehle gespürt, so aber strafte er mich nur mit einem Blick der Verachtung und sagte dann: »Kommen Sie mit.«
    »Gern.«
    Wieder ging er vor, denn das hier unten war sein Reich, und ich spielte nur den Gast. Wir liefen an den zahlreichen aufgereihten und gestapelten Whiskyfässern vorbei und erreichten eine Stelle, wo sich das unterirdische Gewölbe verengte und im weitesten Sinne so etwas wie einen Gang bildete.
    Von ihm und zur linken Hand hin zweigten andere Gänge ab, die ebenfalls erleuchtet waren. Mir fiel auf, daß der Boden überall blitzsauber war. Man hätte von ihm essen können. Der alte Cameron sorgte eben für Ordnung und Sauberkeit.
    Er wohnte sowieso in einem prächtigen Haus, direkt am Ufer eines Sees, dessen Wasser in zahlreichen Farben schimmerte. Vom dunklen Blau bis hin zum hellen Grün. Ich hatte das Gewässer gesehen, und meine Begeisterung war nicht gespielt gewesen.
    »Bald, Sinclair«, sagte Duncan Cameron, und die Umgebung gab seiner Stimme einen hallenden Klang, »werden wir unser Ziel erreicht haben. Dann werden Sie erkennen, daß sich die weite Reise für Sie durchaus gelohnt hat, mögen Sie auch jetzt denken, was Sie wollen.«
    »Woher wissen Sie, was ich denke?«
    »Wer einmal so alt geworden ist wie ich, der hat seine Erfahrungen mit Menschen sammeln können. Und ich, das kann ich Ihnen versprechen, habe immer gut aufgepaßt.«
    »Da kann man ja nur gratulieren.«
    »Können Sie auch. Aber ich habe nicht mehr viel Zeit. Zwar bin ich gesund, doch in meinem Alter kann viel passieren, und deshalb möchte ich noch eines geregelt wissen.«
    »Was denn?«
    Er blieb stehen und drehte sich um. Wir hielten uns an einer mehr schattigen Stelle auf. Dementsprechend düster wirkten auch unsere Gesichter. Nur die hellen Augen stachen ab. »Das werde ich Ihnen gleich zeigen.« Er tippte mir die Spitze seines Zeigefingers gegen die Brust. Auf dem Finger selbst verteilten sich kleine Härchen. »Und ich wette, daß auch Sie geschockt sein werden.«
    »Das hörte sich an, als hätten Sie ein Monster gefangen«, sagte ich.
    Duncan Cameron verengte die Augen, als er über meine Antwort nachdachte, um dann zu nicken. »Unter einem Monster stellt man sich ja wer weiß was vor, aber im Prinzip haben Sie recht. Sie sind doch Fachmann, Sinclair. Ist das Böse auch ein Monster?«
    Ich hob die Schultern. »Man kann es so sehen. Es kommt darauf an, welche Einstellung man hat.«
    »Genau das, mein Lieber, ist es.« Er ließ mich weiterhin im unklaren, drehte sich um und ging tiefer in den Keller hinein.
    Eine Lampe, es war ein Strahler, brannte etwas heller. Es war die letzte in der Reihe, und ihr Licht fiel gegen eine mächtige Tür. Erst als wir stehenblieben, erkannte ich, daß unter der Decke ein Strahler angebracht worden war.
    Cameron klopfte mit dem Knöchel des rechten Mittelfingers gegen die Tür. Sie war so dick, daß nur ein dumpfes Geräusch entstand. »Wir sind am Ziel. Dahinter ist es, Sinclair.«
    »Ist was?«
    »Mein Monster!« zischte er durch die Zähne und suchte nach einem Schlüssel. Er fand ihn in der linken Jackentasche.
    Ich hatte mir inzwischen das Schloß angeschaut. Es war in das Holz der massiven Tür integriert und gehörte nicht eben zu den modernen Schlössern. Es konnte mittels eines normalen Schlüssels geöffnet werden, aber wer da

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