Das Keltenkreuz
Hintergrund, während ich mich neben das Bett stellte.
Ich schaute auf den Mann nieder, der nach wie vor die Augen geschlossen hielt.
Entweder schlief er tatsächlich, oder er wollte mit uns nichts zu tun haben und zeigte das durch die geschlossenen Augen an. Die dunklen Haare waren mir schon bei meinem Eintritt aufgefallen. Jetzt huschte mein Blick über die bleiche Gesichtshaut hinweg. Die Wangen waren eingefallen. Die Lippen standen etwas vor, sie waren ziemlich dick.
Dunkle Bartschatten verteilten sich auf dem Gesicht.
»Schläft er?« fragte ich.
Cameron lachte zunächst. »Das kann ich nicht glauben. Der weiß genau, was er will. Er wartet ab.«
»Auf was?«
»Darauf, daß wir die Nerven verlieren und verschwinden.«
Ich hob die Schultern. »Das werde ich tatsächlich, wenn es so weitergeht, Mr. Cameron.«
Der Schotte hatte sich am Fußende des Betts aufgebaut und beide Hände auf den Metallrahmen gestemmt, den er mit seinen Fäusten umschloß. »Sie werden ihn zwingen müssen, die Augen zu öffnen. Er soll nicht weiter hier den Schlafenden spielen. Sagen Sie ihm das. Sagen Sie ihm, daß Sie seinetwegen gekommen sind.«
»Und das wird helfen?« fragte ich skeptisch.
»Kann ich nur hoffen.«
Überzeugt war ich davon nicht, aber ich wollte auch nichts unversucht lassen. Der Schotte hatte recht. Die lange Reise sollte wirklich nicht grundlos hinter mir liegen.
»Er heißt Curly Brown«, erinnerte mich der Alte noch. »Danke.«
Die Lippen des Mannes zuckten, denn er hatte seinen Namen gehört.
Für einen Moment sah ich das knappe Lächeln einer gewissen Freude, die der andere empfand. Er öffnete auch den Mund. In mir breitete sich die Vorstellung aus, daß ich zwei Vampirzähne sehen würde, aber es war nicht der Mund.
Es waren die Augen.
Er hatte sie zur selben Zeit geöffnet, und in diesem Augenblick wußte ich, was Cameron meinte.
In Curly Browns Augen malten sich scharf und sehr gut erkennbar zwei kleine, schwarze Kreuze ab. Ja, es waren Kreuze, aber es gab einen Unterschied.
Sie standen auf dem Kopf!
***
Ich reagierte nicht und trat auch nicht vom Bett zurück. Aber ich beobachtete die Augen des Mannes genau. Die beiden Kreuze verschwanden nicht. Sie sahen aus, als wären sie in die Pupillen eingezeichnet worden. Da malten sie sich ab. Scharf umrandet und…
Etwas veränderte sich, und meine Gedanken zogen sich automatisch zurück. Die Kreuze, zuerst schwarz, lösten sich nicht auf, auch wenn es zuerst so ausgesehen hatte, nein, sie veränderten nur ihre Farbe und glänzten in einem kalten Weiß. Dann waren sie wieder als schwarze Gegenstände zu sehen, aber ihre Haltung hatte sich nicht verändert, denn sie blieben auf dem Kopf stehen.
Genau das war das Problem!
Kreuze, die auf dem Kopf standen, waren ein Synonym für den Sieg des Bösen über das Gute. Bei schwarzen Messen wurden umgedrehte Kreuze benutzt. Immer wenn sie erschienen, war man dabei, den Kontakt zum Satan zu knüpfen. So auch hier. Die beiden Zeichen in den Augen mußten einfach in einem Zusammenhang mit der Hölle stehen.
Er schaute mich an, und die Kreuze in seinen Augen behinderten ihn dabei nicht. Zumindest hatte ich den Eindruck. Keine Störung, einfach nur nach vorn starren, in das Gesicht hinein, ohne Ausdruck, ohne eine Spur von Gefühl, einfach kalt.
Ja, kalt, denn ich fröstelte ebenfalls unter diesem Blick. Es waren nicht nur die abgebildeten Kreuze, die mich störten, auch ihre Umgebung empfand ich als schlimm. Ich spürte den kalten Schauer, der über meinen Rücken gelaufen war und sich festgesetzt hatte.
Duncan Cameron war am Ende des Betts stehengeblieben. Ihm war die Veränderung natürlich nicht entgangen. Er atmete schwer und drehte seine Hände immer wieder um die Bettstange. »Wissen Sie jetzt, weshalb ich Ihren Chef um Hilfe gebeten habe?«
»Ich kann es mir denken!«
»Mehr sagen Sie nicht? Schauen Sie in die Augen. Da malen sich die auf dem Kopf stehenden Kreuze ab. Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet?«
»Sicher, sonst wäre ich wohl nicht hier. Dieser Mann steht unter dem Einfluß des Bösen.«
»Ja, verdammt, unter dem der Hölle, des Teufels, des Satans, wie immer Sie wollen. Und er ist nicht so harmlos, wie er aussieht. In seinen Augen malten sich die Kreuze überdeutlich ab, aber das geht auch tiefer, wenn Sie verstehen. Sie sind nur das äußere Zeichen für seine innere Zerrissenheit, die geradewegs darauf dressiert ist, der Hölle oder dem Bösen zu gehorchen.«
»Deshalb
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