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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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an!«
    »Mr. Blake …«
    »Wissen Sie was? Ich gehe jetzt. Sie haben keine Beweise. Sie haben mich nicht angeklagt. Sie haben mich ja nicht mal richtig verhaftet!«
    Blake stand auf und wirkte überrascht, dass der Polizist ihn nicht daran hinderte. Er schien mutiger zu werden – bis sich der Detective Inspector räusperte.
    »Vincent Blake«, sagte er. »Hiermit verhafte ich Sie wegen des Verdachts auf Mord.«
    Blake riss die Augen auf. »Moment mal. Sie brauchen ja nicht gleich …«
    »Sie müssen nichts sagen, außer Sie wünschen es …«
    »Warten Sie! Eine Sekunde!«
    »… aber es könnte sich für Ihre Verteidigung nachteilig auswirken, wenn Sie auf Nachfrage keine Auskunft …«
    »OKAY!«
    Es wurde still im Raum.
    »Okay«, sagte Blake noch einmal, diesmal leiser, so als wüsste er nicht genau, ob er die Stille durchbrechen durfte. »Hier. Sehen Sie.« Er setzte sich. »Ich bin kooperativ. Okay?«
    Der Inspector, der jetzt neben Leo stand, verschränkte die Arme.
    »Aber ich sag erst was, wenn wir allein sind. Wenn Sie mir garantieren, dass kein Band mitläuft.« Blake zeigte auf Leo. »Und Curtice ist mein Pflichtverteidiger. Stimmt’s? Leo? Dann übernimmt also der Staat die Kosten, ja?«
    Leo hatte keinen blassen Schimmer, welcher Logik die Gedanken des Mannes folgten. »Ja«, erwiderte er.
    Mathers wechselte einen Blick mit seinem Kollegen schräg gegenüber. Er betrachtete erst Blake und dann Leo, die beide am Tisch saßen. Dann gab er seinem Untergebenen einen Wink, ihm nach draußen zu folgen.
    »He«, sagte Blake, und der Inspector, der schon in der Tür stand, blieb stehen. Blake warf Leo einen argwöhnischen Blick zu. »Nicht zu weit weggehen, ja?«

    »Blake.«
    Kaum dass die Polizisten den Raum verlassen hatten, stand Daniels Stiefvater von seinem Stuhl auf. Er bückte sich, hob die Überbleibsel seiner Zigarettenschachtel auf und setzte sich wieder.
    »Blake!«
    Der Mann fuhr zusammen.
    »Reden Sie«, sagte Leo. »Aber schnell. Ihre sogenannten Gründe.«
    Blake legte seine Beute auf dem Tisch ab. Er sah kurz zur Tür und ließ den Blick dann suchend über die Decke gleiten, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich nicht gefilmt wurden. »Das war nicht persönlich gemeint, okay?« Blake lächelte. »Ich mag Sie, Leo. Mochte Sie von Anfang an. Also denken Sie immer daran, dass das nichts mit …«
    »Das interessiert mich nicht! Mich interessiert nur meine Tochter!«
    »Schon gut, schon gut.« Blake scharrte mit den Füßen. Er rückte mit dem Stuhl ein Stück vom Tisch ab. »Ich sag ja bloß. Aber Sie wollen wissen, warum, hab ich recht? Genau das ist das Problem, Leo. Sie andauernd mit Ihrem vermaledeiten Warum. «
    Leo spürte, wie sich sein Gesicht verzog.
    » Warum dieses, warum jenes. Und immer dieses Gerede von dem verdammten Prozess. « Blake stieß Luft durch die Nase aus und lächelte noch einmal. »Dieses Warum, das war der Grund. Kapiert?« Er zog eine Zigarette aus dem Päckchen.
    »Der Prozess? Sie haben mir die Drohbriefe geschrieben, damit es nicht zu einem Prozess kommt?« Blake beobachtete ihn durch die Flamme seines Feuerzeugs. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Was hätte es denn für Sie geändert, wenn wir auf unschuldig plädiert hätten?«
    »Was das für mich geändert hätte?« Blake zuckte förmlich zusammen, so hirnrissig kam ihm diese Frage offenbar vor.
    »In einem Prozess wäre es um Daniel gegangen!«
    »Blödsinn«, entgegnete Blake und spuckte Rauch aus. »Um uns alle wäre es gegangen. Um mich und Steph. Vor allem Steph. Warum, stimmt’s? Sie wollten, dass alle herausfinden, warum.«
    »Für Daniel! Zum Wohle Ihres Stiefsohnes!«
    »Ja, ja. Das sagen Sie.«
    »Es ist die Wahrheit!«
    »Und wenn schon! Es stand nicht nur für Daniel einiges auf dem Spiel. Fragen Sie doch Ihre Psychofreundin, wenn Sie mir nicht glauben.« Blake verstellte die Stimme. »Erzählen Sie mir von seiner Vergangenheit. Erzählen Sie mir von Ihrer Vergangenheit.« Mit einem höhnischen Grinsen schüttelte er den Kopf. »In altem Kram rumschnüffeln, mehr fiel der nicht ein. Irgendeinen Sündenbock suchen.« Blake zog an seiner Zigarette, blies aus und zog noch einmal. Dann warf er den Filter auf den Boden.
    Leo beobachtete ihn. »Wir hatten doch recht«, sagte er, »oder etwa nicht?«
    Blake wandte den Kopf ab.
    »Mit dem Missbrauch. Damit, was Daniel durchgemacht hat.« Leo verengte die Augen. »Sie. Sie haben ihn missbraucht.«
    »Nein!«
    »Haben Sie sie

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