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Das Kind der Talibanfrau

Das Kind der Talibanfrau

Titel: Das Kind der Talibanfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yair Nehorai
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fiept.
    Der Mond ist dick
    gelb und rot
    liebt mich.
    Endlich in der vierten Klasse
    ich bin Rabbi Akiwa
    Rabbi Lakisch
    Rabbi Israel Meir Hacohen
    ich werde einen Lernpartner haben
    wie die großen Jungs.
    Wir werden zusammensitzen
    die großen Seiten umblättern und Krach machen
    unsere Körper vor- und zurückwiegen
    wie auf der Toilette.
    Laut streiten
    mit den Händen hoch und runter wedeln
    die Seiten mit unseren Fäusten schlagen bis sie wehtun
    und oh weh weh weh singen.
    Mein Talmud ist der beste
    alt
    riecht
    nicht neu wie die der anderen
    Rabbi Akiwa Rabbi Tarfon und der Prophet Elias haben ihn studiert
    deshalb sind die Seiten gelb und zerknittert
    und die Buchstaben nicht mehr schwarz.
    An die Ränder haben sie in winzigen Buchstaben große Geheimnisse geschrieben die niemand versteht
    außer mir.
    Es ist gut den Talmud im Bett zu haben
    riecht alt.

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    Verstehe gar nichts
    außer der Mischna
    ist alles in Aramäisch.
    Buchstaben Buchstaben Buchstaben
    eng beieinander
    klein
    seltsam
    Bäumchen mit gelben und orangefarbenen Früchten
    Löwen mit gelbem Fell
    Pferde mit blauen Schwänzen
    Papageien in allen möglichen Farben
    Rosa und Gelb und Grün und Lila und Dunkelrot und Hellblau.
    Der Prophet Elias wird mir im Traum erscheinen
    ein Wunder vollbringen
    mir alles beibringen
    Rabbi Rosenberg wird mich mögen.
    Muss den Talmud bunt anmalen.

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    Achaschwerosch ist ein getarnter Zaddik
    hab ich den Babys erzählt
    sie verstehen das
    obwohl ihre Augen geschlossen sind und sie kaum Gesichter haben.
    Deshalb verlangt Mama dass ihnen Psalmen vorgelesen werden
    jeden Tag
    zwei Stunden
    sogar nachdem sie eingeschlafen sind
    damit sie Zaddikim werden.
    Ich habe ihnen erzählt wie der Prophet Elias mit Achaschwerosch bis zum Thron G-ttes ritt
    in einer roten und gelben Kutsche
    mit riesigen rosafarbenen Rädern
    und grünen Sitzen
    damit er es gemütlich hat
    denn der Weg zu G-tt ist weit
    und wie Achaschwerosch in das Büro des Schuldirektors galoppierte und meine Filzstifte zurückbrachte.
    Muss ihnen beibringen wie man hü-hott macht
    alle großen Zaddikim sind Reiter.
    Darf ihnen keine Psalmen vorlesen
    die kleinen Ameisen werden aus dem Buch krabbeln
    auf sie draufklettern
    sie beißen
    kleine rote Flecken machen die ihnen am ganzen Körper wehtun.
    Warum wurden sie geboren?
    Sie wissen nur wie man schreit.
    Muss ihnen vorlesen
    Mama wird es herausfinden
    sieht alles von der Küche aus.

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    Mama hat eine Glatze
    hasst ihre Haare
    rasiert sie alle ab
    erst mit der rechten Hand
    dann mit der linken
    ohne müde zu werden
    wieder und wieder
    hört nicht auf auch wenn sie rote Streifen auf dem Kopf kriegt.
    Arme Mama
    die schwarzen Wurzeln ihrer Haare bleiben in der Haut
    kann sie nicht herausnehmen.
    Der Rasierer wird an ihr Gehirn kommen
    ein Loch machen
    sie wird sterben.
    Blöde kleine schwarze Wurzeln
    hundertmal gießt sie heißes Wasser über sie
    rasiert sie.
    Ihr Kopf ist ganz rot
    die ganze Haut pellt sich
    böse
    kommt schon raus
    wegen ihnen wird sie keinen Kopf mehr haben
    nur Blut.

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    Ich habe den ganzen Jom Kippur lang gefastet
    ich bin rein
    keine Sünden
    G-tt liebt mich
    hat mir alles verziehen.
    Von einem Abend bis zum nächsten habe ich nichts gegessen
    nicht einmal Leitungswasser getrunken
    wie die Erwachsenen
    ich bin ein Zaddik.
    Jedes Mal wenn ich Hunger bekam kam der Prophet Elias persönlich
    mit einem langen weißen Bart
    Augen wie der Himmel
    einem schwarzen glänzenden Hut wie die chassidischen Männer
    aus seinem Mund kamen gelbe und orangefarbene Blitze
    direkt in meine Augen.
    Als beim Schlussgebet mein Magen knurrte
    schwebte Schokolade durch die Luft
    summte Wasser in meinen Ohren
    er nahm mich in einer goldenen Kutsche mit
    mit vielen grünen und lilafarbenen Pferden
    um mir kleine gelbe Sterne zu zeigen
    sagte mir immer wieder dass ich ein Zaddik bin
    dass G-tt mich liebt
    und Mama auch.
    Und dann sangen sie Nächstes Jahr im wiedererbauten Jerusalem
    die Sterne verschwanden
    der Prophet Elias auch.
    Ich habe den ganzen Jom Kippur lang gefastet
    ich bin ein Zaddik
    das hat sogar Mama gesagt.

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    Die schönste Sukka
    im Viertel
    im Land
    auf der Welt.
    Faigy und ich haben sie geschmückt
    Papierketten in allen Farben
    rosa und rot und grün und gelb und blau und lila
    die schönsten auf der Welt
    und die längsten.
    Die ganze Sukka ist aus Papierketten
    ich und Faigy den ganzen Tag.
    ich lasse sie kleben
    und schneiden
    ein großes Durcheinander im Zimmer
    lauter

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