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Das Kind der Talibanfrau

Das Kind der Talibanfrau

Titel: Das Kind der Talibanfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yair Nehorai
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Jochai
    mit Mama
    allein
    brauche keinen Unterricht
    unser Lag baOmer ist besser als ihrs.
    Riesiges Lagerfeuer
    voller Bäume
    Mama hat Papier mitgebracht
    und Benzin
    damit das Feuer heftig brennt
    damit die ganze Welt es sehen kann
    auch Eliazer David Josef Hajim und Mosche und der böse Menasche.
    So wie früher im Kibbuz als sie noch ein Kind war
    mit Freundinnen
    im Gras
    bei den Kühen und Hühnern.
    Alles verbrennen
    sogar Opas Stock
    den mit dem Eisengriff
    damit er nicht prügelt.
    Bis zum Morgen gewartet
    bis er brannte
    ihn in den Stall geworfen
    damit er es nicht herausfindet.
    Leise singen
    so wie früher als ich noch klein war
    Lieder aus dem Kibbuz
    ein Wagen mit einem Pferd
    auch die Worte brachte sie mir bei.

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    Leckere Kartoffeln
    hat Mama ausgesucht
    auf ein Eisengitter gelegt
    und rechtzeitig herausgenommen
    damit sie nicht verbrennen
    so wie sie es im Kibbuz gelernt hat.
    Jede Nacht wurde ein Feuer gemacht
    Fleisch
    koscher
    draußen schlafen
    im Gras
    Gruselgeschichten erzählen
    über Löwen und Tiger
    ohne irgendwelche Zaddikim.
    Sie jagte ihnen Angst ein
    bis sie schrien
    nach Hause rannten
    Trottel.
    Mama lacht
    mit einer merkwürdigen Stimme
    ein Husten
    sie weiß es nicht
    verboten
    Schwindelgefühl
    ein Ort für Schwachköpfe.
    Rabbi Schimon Bar Jochai sagt
    große Lagerfeuer sind erlaubt.

Zwölf Jahre

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    Mama ist eine Zaddika
    ich bin ihr Gefolgsmann
    das Gesicht von dicken Schläfenlocken verdeckt.
    Bei Samuel verbergen sie alles
    Elefantenohren
    Eliazer und Moses und Hajim und Schimon dünnen sie aus
    drehen sie ein
    sogar Rabbi Kopolowitsch versteckt sie.
    Sie haben Wangen und Ohren
    ich habe Schellen
    hör auf zu ziehen
    böser Menasche.
    Ich bin der Einzige ohne Gesicht.

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    Mama ist eine Zaddika
    ich bin fast ein Rabbi
    ein weißes Hemd mit Knöpfen
    jeden Tag.
    Mosche David Samuel haben bunte Hemden
    grün und gelb und blau und lila
    sich dreckig machen ist erlaubt
    spielen Fangen
    Räuber und Gendarm
    sogar Bezi der Sohn des Admors trägt etwas Farbiges ohne Knöpfe.
    Ich kann nicht spielen
    das Hemd würde dreckig werden
    die Knöpfe würden abreißen.

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    Mama ist eine Zaddika
    ich habe eine Glatze
    Dornen auf dem Kopf
    klein
    stachelig.
    Die Haare machen sie wütend
    packt den Rasierer kräftig an
    damit nichts übrig bleibt
    Hanans sind lang
    glatt
    fallen in die Augen
    er wird bei allen Spielen gewählt
    ein kleiner schwarzer Kamm
    in der Hosentasche
    sein Papa unterrichtet
    ein großer Rabbi.
    Auch Mosche und Joram und Malchiel und Schimon haben lange Haare
    und Isaak das Schaf hat Locken bis in den Himmel
    gelb.
    Sie sollen aufhören mir den Kopf zu streicheln
    das ist nicht witzig.

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    Mama ist eine Zaddika
    ich bin ein alter Gelehrter
    eine schwarze Kippa
    ohne weißem Streifen
    aus altem Stoff
    wer immer einen weißen Streifen auf seine Kippa macht
    wird von ihr selbst einen weißen Streifen bekommen
    Awramle hat einen weißen Streifen
    der größte Zaddik der ganzen Klasse
    kennt die Verse auswendig
    Experte für den wöchentlichen Vers.
    Auch Ruben und Judah und Josua und Jehezkel haben einen weißen Streifen
    Jissaschar hat als einziger keinen
    sein Vater ist ein Bettler
    kein Geld.
    Alle sind neumodisch
    ich bin ein alter Gelehrter.

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    Geh nicht mehr in die Mikwe
    blöder alter Mann
    vierzig Jahre alt.
    Will nicht sein Freund sein
    Fettsack
    riesiger Bauch
    eklige schwarze Haare
    ein Wald.
    Stößt mich gegen die Wand
    eine lange Schlange
    braun
    runzelig
    ein riesiger Kopf
    in meinem.
    Und ein hässlicher Sack
    sogar noch runzeliger
    bis runter zu den Knien.
    Will nicht dass er mich zum Wasser bringt
    ich kann das selber.
    Greift ohne Grund meine Hand
    mit Gewalt
    auch im Wasser
    brauche keine Hilfe.
    Steht hinter mir
    Umarmt mich
    drückt meinen Kopf
    mit Gewalt
    unter Wasser
    ich kann das alleine
    brauche ihn nicht.
    Packt von hinten
    meinen Bauch
    damit ich nicht hochkomme
    damit der ganze Körper unter Wasser ist
    hätte mich fast umgebracht.
    Brauche seine Hilfe nicht
    ich kann das alleine
    soll nicht mal der Freund meines Vaters sein
    und schon gar nicht meiner.

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    Nur im Badezimmer hängt ein Spiegel
    klein
    zerbrochen
    voller schwarzer Flecken
    reicht kaum aus um sich die Zähne zu putzen.
    Nur die Halb-Religiösen schauen sich an
    leere Hüllen.
    Hanan schaut in den Spiegel
    auf der Schultoilette
    geht vor und zurück
    kämmt seine Haare
    betrachtet sich.
    Jeder spricht mit ihm
    auch Malchiel der Klassen-Zaddik
    er wird beim

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