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Das Kind der Talibanfrau

Das Kind der Talibanfrau

Titel: Das Kind der Talibanfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yair Nehorai
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werden.
    Deshalb ist sie nicht zur Bar Mitzwa gekommen.

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    Die Schule gehört mir
    und nur mir.
    Durch die hohen Fenster fällt kein Licht
    der Himmel ist grau
    den Vögeln ist kalt.
    Schwarze Wolken verlassen die Nacht
    dicke Schafe
    voll
    mit Wasser gefüllt.
    Am Rand der Welt ist helles Blau
    die Sonne sagt dem Mond Gute Nacht
    jetzt ist sie an der Reihe
    noch eine halbe Stunde bis zum Morgengebet.
    So viele Bänke und Tische
    das wusste ich nicht
    lang
    breit
    alt
    zerkratzt
    Holz
    alles Holz
    ein Wald.
    Und Bücher
    viele
    haufenweise
    auf den einfachen Bänken und Tischen
    und in den Schränken
    alle Arten von gebeteten Büchern.
    Hier ist mein Platz
    mitten im Wald
    weit weg
    die neunte Reihe
    in der Ecke
    neben den Seitentüren
    von wo man flüchten kann.
    Der Stuhl des Schulleiters ist gemütlich
    weich
    ein Kissen
    auch im Rücken
    mit Griffen
    um die Arme abzulegen.
    von hier aus sieht er alles
    auch mich.
    Zur linken der heilige Schrank
    hoch
    bis zur Decke
    bis zum Himmel
    dahinter ist der Heilige Selige.
    Riesige Türen
    roter Schleier
    und zwei
    Löwen
    aus Gold
    bewachen G-tt.
    Nur die Zaddikim dürfen hinein
    die Heiligen der Heiligen
    und ich.
    Ich bin der Prophet Elias
    Zaddik der ganzen Generation
    weißer Bart
    bis zum Boden
    und einem Stab
    wie der von Moses.
    Die Bänke sind besetzt
    Rabbis und Gelehrte und Studenten
    sind gekommen um mich zu hören
    zu lernen
    lieben mich.
    Sie dürfen nicht sprechen
    nur ich
    Thora und Moral
    im Bauch ist es warm.
    Krach
    Gelächter
    sie kommen die Treppen hinauf
    schnell
    Zeit für das Morgengebet.

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    Kleine Hügel
    rot
    mitten im Schwarzen Meer.
    fest umwickeln
    fester
    so fest wie möglich
    damit das Blut gestoppt wird
    sodass man die Striemen bis mittags sehen kann
    blau und rot
    damit sie wissen
    alle
    dass ich das Ritual durchführe
    und Tefillin binde.
    Die Hand schläft ein
    kribbelt
    bewegt sich nicht
    es tut weh
    lockere die Riemen
    ein wenig
    sodass das Blut fließen kann
    nicht alle sieben
    nur drei.
    Gestern habe ich fünf gelockert
    die Striemen sind bis halb eins geblieben
    heute bleiben sie bis wir nach Hause gehen
    um eins.
    Fest umwickeln
    damit die ganze Welt sehen kann
    dass ich Tefillin binde.

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    Weiß
    wässrig
    Lepra
    Eiter
    muss es mit viel Wasser waschen
    ein starker Strahl
    um die Wunde zu reinigen.
    Die Goja aus der Zeitung lachte
    ohne Kleider
    habe sie umarmt
    eine Strafe des Himmels
    sie werden mich in ein Krankenhaus bringen
    ich werde sterben
    Krebs
    wie bei der Nachbarin Rebekka.
    Gründlich saubermachen
    waschen
    schrubben.
    Sie kam ganz von allein
    plötzlich
    mitten beim Duschen
    ich habe sie nicht darum gebeten
    hat mich gewärmt
    überall
    gelacht.
    Auch bei Menachem kam weißes Zeug
    die Nachbarin Rina war zu Besuch.
    Ich bin ein Ketzer
    ein Sünder
    ekelhaft
    die Hände bewegen sich nicht
    die Beine auch nicht.
    Der Schlauch liegt auf dem Boden
    überall Wasser
    die Babykleidung
    die Schuhe
    die Hemden
    die dreckige Wäsche
    Mama klopft
    darf mich nicht bewegen
    der Teufel ist gekommen
    um mich in der Hölle zu schmoren.
    Ich habe den Tempel zerstört.

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    G-tt hat vergeben
    den Teufel gestoppt
    ich habe Buße getan.
    Hab alles in die Spendenbox gesteckt
    einhundert Schekel
    Scheine
    Münzen
    Groschen
    alles was ich genommen hatte
    ein halbes Jahr lang.
    G-tt wird mich nicht bestrafen
    kann es gar nicht
    an dem Ort der Buße können es die Zaddikim nicht
    sogar Mama sagt das.
    Ich bin mehr als ein Zaddik
    ich habe Buße getan.

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    Amalekiter
    Gojim
    vier Todesurteile vor Gericht
    das hat sie verdient
    zerreißen
    verbrennen
    steinigen
    töten
    sündigt und schafft Sündige.
    Lächelt die ganze Zeit
    im Slip und einem winzigen Top
    wegen ihr wurde der Tempel zerstört
    wegen ihr kam es aus mir heraus.
    Muss sie dazu bringen zu büßen
    den Kopf
    ihr Gesicht zu bedecken
    wie Mama
    und den Körper mit langen Stoffen
    weit
    und ohne Farben.
    Sie ist nicht schuldig
    ihre Eltern sind nicht religiös
    sie haben sie aus dem Haus geworfen.
    sie lächelt
    lacht
    wärmt mich.
    Zerreißen geht nicht
    sie wird beleidigt sein
    und aufhören zu lächeln.

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    In der Wüste ist es heiß
    es kocht
    die Sonne ist ein riesiger Ball
    rot rot rot.
    Die Goja umarmt mich
    Faigy auch
    lacht
    Freunde.
    Die Füße brennen
    Sand
    bloß nicht die Schuhe ausziehen
    keine Bäume
    nur ein Meer aus Sand und brauner Himmel.
    Allein
    Faigy
    die Goja
    und ich.
    Wie viele Jahre sind die Söhne Israels durch die Wüste gewandert?
    Muss

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