Das Kinder-Gesundheitsbuch
begünstigt auf diese Weise eindeutig die Entstehung einer Kuhmilchallergie! Demgegenüber gerinnt Demeter-Vollmilch und Vorzugsmilch im Magen so, dass das Kuhmilcheiweiß dem Organismus für seine Verdauungsarbeit in idealer Weise »präsentiert« wird. Durch diese Eigenschaft fördert nicht homogenisierte Milch eine vollständige Eiweißverdauung.
Für die Fachwelt verblüffend war die Erkenntnis aus einer 2007 veröffentlichten Studie, dass »Bauernmilch«, deren Fett gar nicht homogenisiert wurde, nachweislich vor Allergien schützt, wenn das Baby nach der Stillzeit diese Milch bekommt!
Vom Mund bis in den Magen
Die Nahrungsaufnahme beginnt mit bewussten Sinneseindrücken: Wir sehen das Essen, wir riechen es – und duftet es entsprechend köstlich, läuft uns das Wasser im Munde zusammen, bevor wir einen Bissen hinuntergeschluckt haben. In der Mundhöhle wird mithilfe der Zähne die Nahrung zerkleinert und zermahlen.
Lebendige Enzyme im Speichel unterstützen die Zersetzung durch Aufspaltung von Kohlenhydraten; gleichzeitig regeneriert der Speichel den täglich beanspruchten Zahnschmelz. Die Zunge spielt eine wichtige Rolle sowohl beim Zerkleinern der Nahrung als auch bei den Sinneseindrücken – so macht sie ein differenzierteres Schmecken von süß, salzig, sauer und bitter erst möglich.
Nach dem Hinunterschlucken der zerkauten Speise, die die Speiseröhre passiert, laufen alle weiteren Prozesse zunächst unbewusst ab. Die Magensäure beginnt, das aus der Nahrung aufgenommene Eiweiß aufzulösen, ihm seine fremde Prägung – zum Beispiel als Kuhmilcheiweiß – zu nehmen und es in kleinste »neutrale« Einzelteilchen zu zerlegen. Der menschliche Organismus kann Säuren in seinem Körper bilden und diese absondern.
Wie stark Absonderungsprozesse mit seelischen Vorgängen zusammenhängen, kann an einem anderen Beispiel verdeutlicht werden, an der Harnbildung: Bei Angst, Aufregung oder seelischer Anspannung steigen die Harnabsonderung und der Druck auf die Blase. Genauso wird bei Stress vermehrt Magensäure gebildet.
Normalerweise schützt die Magenschleimhaut den Magen mit einer besonderen Schleimschicht vor seiner eigenen Säure, stehen Säure- und Schleimbildung in einem Gleichgewicht.
Wenn das Seelische aber zu stark eingreift – etwa bei Stress oder Kummer –, reicht der Schutz der Schleimhaut nicht mehr aus: Die schützende Schleimschicht wird schwach, die Säurebildung nimmt zu, und es können sich typische, säureliebende Bakterien (Helicobacter pylori) ausbreiten. Wenn der problematische seelische Zustand andauert, vermehren sich diese und es kann eine Magenschleimhautentzündung oder sogar ein Magengeschwür entstehen. Beides ist im Kindesalter aber noch selten.
Der Verdauungsapparat
Vom »Pförtner« bis in den Dünndarm
Der Übergang des Speisebreis in den anschließenden Dünndarm wird durch den Magenpförtner (Pylorus) reguliert. Durch diese Öffnung wird der flüssige Speisebrei mithilfe von rhythmischen Bewegungen des Magens in den Dünndarm befördert. Da der Magenpförtner als Muskelring eine sehr enge Öffnung hat, wird der flüssige Speisebrei dabei regelrecht »eingespritzt«. Dadurch können sich Luft und Flüssiges durchdringen und der Speisebrei wird schaumig. Beim gesunden Menschen tritt ab dem Dünndarm, also nach dem Magenpförtner, keine freie Luft (sprich: Blähungen) mehr im Darm auf, während noch vor dem Magenpförtner im Magen eine Luftblase über dem Speisebrei normal ist. Zeitgleich verändert sich der pH-Wert: Aus dem sauren Milieu des Magens (pH-Wert von 2) wird ein alkalisches, »friedliches« Milieu im Dünndarmbereich (pH-Wert von 8) – eine milde Lauge im Gegensatz zur aggressiven Säure des Magens. Im Dünndarm kommen wichtige Verdauungssekrete von den Organen Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse hinzu, um mithilfe von Enzymen die Nahrung in ihre kleinsten Bestandteile zu zerlegen: Eiweiße werden zu Aminosäuren, Kohlenhydrate zu Einzelzuckern und Fette zu Fettsäuren und Glycerin gespalten. Dabei wird der Speisebrei durch Pendelbewegungen rhythmisch hin und her geschaukelt.
Ziel der anthroposophischen Behandlung bei Magen-Darm-Beschwerden ist es, das Verdauungssystem des Kindes so zu stärken, dass es bis zum Dünndarm alle aufgenommene Nahrung vollständig in kleinste, »neutrale« Elemente abbauen kann. Dieser Prozess ist chemisch außerordentlich aggressiver Natur! Säugling und Kleinkind entwickeln erst langsam die dazu notwendigen Kräfte.
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