Das Kinder-Gesundheitsbuch
Krankheiten und Schwächezustände des Organismus können diese Fähigkeit beeinträchtigen. Arbeitet die Verdauung unzureichend, gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in Dünn- und Dickdarm: Dort stören sie die Aufnahme der Nahrung ins Innere des Körpers und werden im Darm zum Nährboden von Schädlingen, zum Beispiel von Hefe-(Candida-)Pilzen. Schließlich können unverdaute Nahrungsbestandteile zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfällen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen.
Die vollständig abgebauten Nahrungsbestandteile können im Dünndarm ins Innere des Organismus aufgenommen werden. Ermöglicht wird das durch die Oberflächenvergrößerung der Darmschleimhaut, die eine Oberfläche von über 100 m 2 erreicht. Die aufgenommenen Nahrungsbestandteile werden zur Leber befördert, wobei die Fette zunächst an der Leber vorbei direkt in den großen Blutkreislauf gelangen. Die Leber als wahres Wunderorgan baut aus den einzelnen Bestandteilen die Substanzen auf, die unsere Organe benötigen. Jedes menschliche Organ ist aus hoch individualisierten Substanzen aufgebaut, die sich nicht nur von jeder Tierart, sondern bereits von jedem anderen menschlichen Individuum unterscheiden. Nur das selbst Aufgebaute wird auf Dauer vom Organismus akzeptiert, was sich auch an anderer Stelle zeigt:
Transplantierte Organe werden normalerweise nur toleriert, wenn das eigene Immunsystem beim Versuch des Abstoßens unterdrückt wird.
Letzte Station Dickdarm
Der Rest des Speisebreis gelangt in den Dickdarm. Während im Dünndarm eine hohe Lebendigkeit mit dynamischen, rhythmischen Bewegungen vorherrscht und die Darmpassage nur wenige Stunden dauert, kommt es im Dickdarm zu einem »Abbremsen«. Die Nahrung verweilt dort zum Teil ein bis zwei Tage, wird eingedickt und wieder strukturiert.
Dabei ist die körpereigene Darmflora von größter Bedeutung. »Darmflora« werden all die Bakterien genannt, die der Organismus vor allem im Dickdarm beherbergt und zum Abbau und zur vollständigen Verdauung der Nahrung dringend benötigt. Sogar der Aufbau lebenswichtiger Vitamine hängt von der eigenen Darmflora ab. Dieser beginnt natürlicherweise durch »Starterbakterien« der Mutter und aus der Umgebung des Kindes und dauert etwa drei Jahre.
Die ständige Auseinandersetzung mit der eigenen Darmflora bildet eine wichtige Grundlage für das menschliche Immunsystem und seine Selbstregulation: Störungen der Darmflora vor allem im ersten Lebensjahr, zum Beispiel durch fehlende Muttermilch, falsche Ernährung und Antibiotika, können den Aufbau des Immunsystems stören und Allergien begünstigen. Die Erkenntnis, dass Antibiotika im ersten Lebensjahr die Allergiehäufigkeit (Neurodermitis und Asthma bronchiale) deutlich erhöhen, wird so verständlich: Denn zwei Drittel unseres Immunsystems sind immer nur mit dem Darminhalt und der Darmflora beschäftigt. Hier lernt der Organismus, Eigenes und Fremdes auseinanderzuhalten, das Richtige hereinzulassen und alles Fremde auf Distanz zu halten.
Während die Darmpassage im Dünndarm relativ flott geschieht, verweilt der Rest des Speisebreis einige Zeit im Dickdarm. Dieser verhält sich wie ein »Stauorgan«, an dessen Ende, dem Anus, die bewusste Wahrnehmung wieder erwacht. Wir spüren den Stuhldrang, können ihm nachgeben oder ihn unterdrücken. Dass Kindern der Stuhldrang und die Möglichkeit eigene Substanz kontrolliert zu stauen und abzugeben bewusst wird, hat mit seelischen Reifungsvorgängen zu tun. In der Psychoanalyse hängt die »anale Phase« nach Freud seelisch mit dem Bedürfnis nach Kontrolle und Besitz zusammen.
Die Kontrolle der Stuhlentleerung ist von der Entfaltung unseres Bewusstseins abhängig und kann deshalb, zum Beispiel im Rahmen einer Demenz, wieder verloren gehen. So wie der Dickdarm lernt zu stauen, lernt auch das Kind im seelischen Heranreifen, Prozesse zurückzuhalten, für sich zu behalten und zu kontrollieren.
So kann ein Kindergartenkind schon etwas länger auf die Erfüllung seiner Wünsche und Bedürfnisse warten als ein Kleinkind.
Wichtige Prozesse im Zusammenspiel
Ein Kind hat keine körperlichen Beschwerden, wenn es mit sich im Reinen ist, denn dann läuft auf seelischer und körperlicher Ebene alles harmonisch ab. Ist es jedoch nicht mit sich im Reinen, äußert sich das sofort auch durch körperliches Unbehagen, da die körperliche und die seelische Ebene eng miteinander verwoben sind. Am deutlichsten zeigt sich die Wechselwirkung beim Appetit. Die
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