Das Kinder-Gesundheitsbuch
ergänzen allopathische und anthroposophische Arzneimittel einander: Wo es möglich ist, wird man zuerst versuchen, die eigenen Kräfte des Organismus anzuregen.
Kunsttherapien wirken auf das Seelische
Der Darm arbeitet nicht isoliert, sondern Verdauung, Gefühle und Bewusstsein des Kindes wirken eng zusammen. Bei chronischen Darmerkrankungen schenkt die Anthroposophische Medizin diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit und bietet unterschiedliche Kunsttherapien an (siehe > ): Ein Kind mit einer chronischen Dickdarmentzündung kann zum Beispiel beim plastisch-therapeutischen Gestalten mit Ton lernen, eine bestimmte Form zu bilden und sauber herauszuarbeiten.
Das stärkt seine Fähigkeit, auch das »Ausfließen« seines Dickdarms zurückzuschrauben und seine seelische Abhängigkeit von anderen Menschen zu überwinden. Die Kunsttherapie kann dem Kind vermitteln, was es selbst kann. Sie stärkt in jedem Fall das Selbstvertrauen des Patienten, das bei chronischen Krankheiten fast immer verletzt und geschwächt ist. Studien deutscher Krankenkassen konnten belegen, dass Patienten nach einer Kunsttherapie über Jahre hinweg gesünder sind als vorher und seltener einen Krankenhausaufenthalt benötigen.
Auch in der Heileurythmie (siehe > ) lernt das Kind, Bewegungen durchzuführen, die auf seine inneren leiblichen Funktionen, zum Beispiel die Darmbewegung, zurückwirken. So kann zum Beispiel ein saurer Rückfluss von Magensekret in die Speiseröhre (Reflux) durch gezielte Heileurythmie-Übungen deutlich verringert werden.
Die individuelle Lebenssituation
Die Anthroposophische Medizin bezieht das Alter, die körperlich-seelisch-geistige Reifung des Kindes und seine Biografie in ihre Behandlung ein. So empfinden Kinder im neunten bis zehnten Lebensjahr häufig Bauchschmerzen, die mit ihrer seelischen Reifung zusammenhängen – sie erleben plötzlich Einsamkeit und werden sich erstmals ihrer eigenen Sterblichkeit und der ihrer Eltern bewusst. Versteht man diese biografische Situation, kann man die Bauchschmerzen viel rascher und befriedigender behandeln.
So bemüht sich die Anthroposophische Medizin um eine wirklich ganzheitliche Diagnose und eine entsprechende Behandlung: Nicht die Reparatur des Körpers steht dabei im Vordergrund, sondern die Entwicklung, die das Kind im Laufe seiner Reifung und im Verlauf seiner Krankheit durchmacht. Dieser Prozess verläuft bei jedem Kind individuell und kann durch das Angebot der Anthoposophischen Medizin sanft unterstützt werden.
Dreimonatskoliken
Typische Symptome
vor allem in den ersten drei Lebensmonaten, manchmal auch länger:
Unruhezustände
anhaltendes Schreien, vor allem in den Abendstunden
Kolikschmerzen
Schlafschwierigkeiten
Auch die Eltern zeigen typische Symptome, so sind sie zum Beispiel häufig:
entnervt, hilflos und verzweifelt
übermüdet
Unter Dreimonatskoliken versteht man wiederkehrende Unruhezustände eines Säuglings, die wie kolikartige Bauchschmerzen »erscheinen«.
Diese können mit Blähungen einhergehen (»Blähungskoliken«), ohne dass eine organische Ursache dafür gefunden werden kann. Sie stellen sowohl für das Kind, als auch für seine Eltern eine große Belastung dar. Frühgeborene leiden oft länger an diesen Unruhezuständen, betroffen sind eher Erstgeborene.
Man weiß heute, dass die Blähungen meist erst während der kolikartigen Attacken des Säuglings entstehen. Eindeutig nehmen die Beschwerden mit zunehmender Übermüdung von Kind und Eltern zu. Der Begriff »Dreimonatskoliken« weicht allmählich dem Begriff »Schreibaby«, da eine rein auf den Bauch des Kindes gerichtete Erklärung zu kurz greift.
Aus ganzheitlicher Sicht
Bei Babys, die an Dreimonatskoliken leiden, ist der gesamte Rhythmus gestört, sowohl der Schlaf-Wach-Rhythmus als auch der Still- und Trinkrhythmus. Die Kinder schlafen nur kurz, wachen schreiend auf, trinken hastig – und statt satt und ruhig zu sein, schreien sie wieder.
Das beste, was Eltern, deren Kinder an Dreimonatskoliken leiden, tun können, ist sich mit den Prozessen von Ermüdung und Schlaf vertraut zu machen: Eltern sollten ihr Kind nicht einschläfern wollen, denn das Baby muss erst lernen einzuschlafen (das ist ein aktiver Vorgang!), und in den ersten Lebensmonaten lernt es dies am schnellsten (siehe > ). Wenn wir Erwachsenen müde im Bett liegen, aber nicht einschlafen können, hilft es uns auch am wenigsten, wenn der besorgte Partner sich ständig um das Bett herum bewegt, prüft, ob das Laken
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