Das Kinder-Gesundheitsbuch
Freude am Essen vergeht sofort, wenn ein Problem oder ein Konflikt das Kind so belastet, dass es seelisch nicht alles verdauen kann und mit den Problemen nicht fertig wird. Im umgekehrten Fall kann Essen zum Ersatz werden. Wird etwa ein seelisches Bedürfnis, ein seelischer Hunger nicht gesättigt, kann der Ausgleich auf körperlicher Ebene gesucht werden. Ersehnt sich das Kind mehr Anerkennung und Beachtung als es normalerweise bekommt, kann der Appetit auf Nahrung zunehmen, vor allem auf Süßes. Der Volksmund spricht nicht umsonst von »Kummerspeck«.
Verdauung und seelisches Befinden
Auch die Beschleunigung und Verlangsamung der Verdauungsprozesse hängen eng mit den seelischen Vorgängen zusammen. Eine beschleunigte Verdauung bis hin zum Durchfall kann entstehen, wenn sich das Kind seelisch zu wenig abgrenzen kann und »ausfließt«, wenn also zu wenig Selbstbehauptungskräfte vorhanden sind. Bei Ängsten oder in Prüfungssituationen mit der Sorge nicht zu bestehen, »durchzufallen«, kommt es auf körperlicher Ebene zum »Durchfall(en)«. Umgekehrt kann die Darmtätigkeit langsamer werden und bis zur Verstopfung führen, wenn das Kind überkontrolliert ist, sich ständig zusammennimmt, und wenn es nicht loslassen kann.
Selbst bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen findet man charakteristische Parallelen zwischen Darmbefund und seelischem Befinden: Kinder mit Morbus Crohn, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, die zu Darmverengungen bis hin zum Darmverschluss führen kann, neigen dazu, sich seelisch eher abzuschließen bzw. abzugrenzen (siehe > ).
Dagegen neigen Kinder mit Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarms mit wiederkehrenden schleimigen und blutigen Durchfällen, auch seelisch dazu, sich schlecht abgrenzen zu können. Sie scheinen »auszufließen« und von ihrer Familie stark abhängig zu bleiben (siehe > ).
Ganzheitlicher Ansatz
Die anthroposophisch erweiterte Medizin bezieht als ganzheitliche Therapie die vier Wesensglieder des Kindes (siehe ab > ) ein:
So hat die Ernährung eine unmittelbare Wirkung auf den Körper, potenzierte Arzneimittel auf die Lebensorganisation, Kunsttherapien wirken direkt auf die Seele des Kindes und der Blick auf die Biografie berücksichtigt das Individuelle im Lebenslauf.
Gute Ernährung
Der kindliche Organismus wird umso mehr unterstützt, je frischer die Nahrung ist, die das Kind zu sich nimmt. Konservierte Nahrungsmittel unterscheiden sich chemisch messbar von frischen: Der Folsäuregehalt von Spinatblättern nimmt beispielsweise in wenigen Tagen um 70 Prozent ab. Gläschenkost ist also vor allem deshalb »vitaminisiert«, damit es bei Kleinkindern nicht infolge der Lagerungsverluste zu Vitaminmangelkrankheiten kommt.
Die künstlichen Zusätze sind aber nicht vergleichbar mit den natürlichen Vitaminen und Spurenelementen, die die Pflanzen selbst bilden. Durch die künstliche Anreicherung mit Vitaminen können darüber hinaus manche plötzlich im Überfluss vorkommen und den Organismus irritieren. Nahrungskonserven bleiben also immer problematische Nahrungsmittel. Im Gegensatz dazu fördert eine gesunde Vollwertkost die Verdauungstätigkeit. Die Fähigkeiten, die im Magen-Darm-System und in der Beherrschung der eigenen Darmflora trainiert werden, sind für alle immunologischen Vorgänge wichtig: Somit trägt schon allein die tägliche Nahrung dazu bei, dass das Kind in seiner Entwicklung ein gutes Immunsystem aufbauen kann.
Besonders hohe Qualität haben die Nahrungsmittel, die aus biologisch-dynamischem Anbau stammen (Demeter-Produkte). Neueste wissenschaftliche Studien aus Schweden belegen, dass durch Demeter-Ernährung die Allergierate gesenkt werden kann.
Anthroposophische Arzneimittel
»Typische« anthroposophische Arzneimittel zur Behandlung des Magen-Darm-Trakts stärken vor allem die gesunden Funktionen dieses Organsystems: Zum Beispiel bekommt ein Kind Tabletten aus Farn- und Weidenextrakten. Damit wird die Rhythmik von Magen und Dünndarm angeregt und Verstopfung und Durchfall, aber auch einem Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre entgegengewirkt. Bei einer gesunden Rhythmik von Magen und Darm tritt auch seltener ein Pilzbefall auf. Die Wirksamkeit anthroposophischer Arzneimittel bei Magen-Darm-Erkrankungen lässt sich am besten so verstehen, dass sie dem Organismus des Kindes gezielt einen Anreiz geben, sein Funktionsgleichgewicht wieder selbst herzustellen.
Bei der ganzheitlichen Behandlung
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