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Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Titel: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Hatt , Regine Dee
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Kreislauf der Sucht. Sie werden dick und haben damit die besten Chancen, später tatsächlich unter hohem Blutdruck zu leiden. Ein Verzicht auf zu viel Salz ist deshalb sinnvoll. Wer jetzt voller Schrecken an fade Schonkost denkt, sei beruhigt: Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an salzarme Kost, so dass dann normales Essen oft schon versalzen schmeckt.
    In Feinschmeckerkreisen gibt man sich längst nicht mehr mit reinem Natriumchlorid ab. Eine Prise Jod, Kalium oder Magnesium darf es schon sein. Fleur de sel schmeckt so gut, weil es viele Mineralien enthält und als fragiles Salzhäutchen von der Meerwasseroberfläche geerntet wird. Während manches Himalaja-Salz, angeblich ein Steinsalz mit vielen gesunden Eigenschaften, oft nur einem normalen Salz zu überhöhten Preisen entspricht.

Verliebte schmecken anders

    Liebe berauscht die Sinne und versetzt den Menschen in einen absoluten Ausnahmezustand. »Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt«, wusste schon Goethe, »glücklich allein ist die Seele, die liebt.« Ganz zu schweigen vom Körper. Freudig erregt schlägt das Herz, der Magen kribbelt beim Gedanken an den Partner und die Knie werden weich. Vor lauter Verliebtheit finden wir nur wenig Schlaf und haben kaum Appetit, strotzen aber dennoch vor Energie. Wie auf Droge.
    Tatsächlich wirkt die Liebe wie ein natürliches Aufputschmittel und kann sogar Schmerzen vertreiben. Bei der Untersuchung von Freiwilligen im Kernspintomografen konnten Wissenschaftler sehen, dass beim Gedanken an den Liebsten dieselben Bereiche ihres Gehirns aktiviert wurden, die von Dopamin angesprochen werden. Dopamin ist eines unserer wichtigsten Glückshormone, es erhöht die Aufmerksamkeit und die Motivation. Gleichzeitig ist es die Vorstufe der Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die für die vielfältigen Symptome der Verliebtheit verantwortlich sind: Sie steigern in Sekundenschnelle die Herz-Kreislauf-Funktionen und versetzen unsere Nerven und unser Gehirn in Alarmzustand. Außerdem setzen sie Glukose frei, verstärken die Durchblutung der Muskulatur und rufen das berühmte »Gänsehautgefühl« hervor.
    Welches Hormon nun eigentlich dafür zuständig ist, dass Liebe blind macht, weiß keiner. Fest steht: Hormone können die Wahrnehmung der Sinne verändern. Jede Frau, die einmal schwanger war, erinnert sich, wie abstoßend auch vertraute Gerüche in den ersten Schwangerschaftsmonaten wirken können. Schon der morgendliche Kaffee riecht eklig, jeder Schweißgeruch wird unerträglich und selbst der eigene Mann kann seinen Reiz verlieren. Ganz anders natürlich bei Verliebten, die nur Augen und Nase für den neuen Partner haben, geradezu süchtig sind nach dessen Parfum und dessen Körpergeruch. Die veränderte Ausschüttung von Oxytocin und Serotonin spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der Oxytocinspiegel steigt, während der Wert für den Glücks-Botenstoff Serotonin merkwürdigerweise absinkt. Eigentlich würde man vermuten, dass Verliebtheit doch Glücksgefühle hervorrufen müsste – also einen hohen Serotoninspiegel. Doch offenbar ähnelt der Zustand leidenschaftlicher Verliebtheit mit der Fixierung auf ein bestimmtes Objekt eher dem einer Zwangsneurose, bei der ebenso weniger Serotonin im Blut festgestellt wurde.
    Interessanterweise ist Serotonin auch für die Wahrnehmung verschiedener Geschmäcker entscheidend. Verliebte, so fanden Geruchsforscher heraus, schmecken anders. Das Empfinden für süß und bitter ist bei ihnen gedämpft, während sie salzig und sauer viel intensiver schmecken. Insgesamt ist ihr Appetit nicht besonders groß. Interessant, mag man jetzt einwerfen, aber wozu will man das eigentlich wissen? Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, auf Grundlage dieser Erkenntnisse eines Tages eine spezielle Nahrung für Menschen zu entwickeln, die sich in einer besonderen Stoffwechselsituation befinden. Es wäre der erste Schritt in Richtung eines Personalized Food. Von Marathonläufern weiß man, dass sie sich beim Start eher für zitrushaltige Getränke entscheiden, später im Rennen dann aber zuckerhaltige bevorzugen. Der Geschmack steuert offenbar ganz automatisch die optimale Versorgung des Körpers. Deshalb sollte man der Lust nach bestimmten Geschmäckern ruhig nachgeben. Wenn der Körper zum Beispiel nach Saurem verlangt, kann man gern einmal die Salatsauce trinken, denn es kann sein, dass dem Magen Säure fehlt.
    Die Jungverliebten mussten vor den Geschmackstests übrigens einen Fragebogen ausfüllen, um den

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