Das kleine Kaenguru und seine Freunde
Schirm nicht, wenn du heute nach Mittag mit dem kleinen Hund spazierengehst.«
Das kleine Känguru mault. »Ich mag den doofen Schirm nicht mitschleppen«, sagt es. »Wir machen auch gar keinen Spaziergang. Wir gehen zusammen zum Bach und gucken uns das Wasser an. Außerdem scheint die Sonne. Wozu soll ich da einen Schirm brauchen?«
»Wenn du nass werden willst, dann geh meinetwegen ohne Schirm«, sagt die Kängurumutter.
Kurz darauf kommt der kleine Hund, um das kleine Känguru abzuholen.
»Hallo, kleines Känguru«, sagt er zur Begrüßung. »Ich hab meinen Schirm vergessen. Habt ihr vielleicht einen alten, den man mitnehmen kann?«
»Da hörst du es!« sagt die Kängurumutter zum kleinen Känguru. »Dein Freund ist viel vernünftiger als du. Natürlich haben wir einen Schirm, kleiner Hund, sogar einen nagelneuen. Einen gelben mit roten Tupfen. Den dürft ihr mitnehmen.«
So klemmt sich das kleine Känguru den Regenschirm unter den Arm und hüpft mit dem kleinen Hund los. »Glaubst du wirklich, dass es auf unserem Spaziergang regnet?« fragt es unterwegs.
»Was redest du nur für einen Quatsch!« sagt der kleine Hund. »Erstens machen wir keinen Spaziergang, wir gehen zusammen zum Bach und gucken uns das Wasser an. Und zweitens scheint die Sonne. Wie soll es da regnen?«
Das kleine Känguru bleibt stehen. »Wozu lässt du mich dann den Schirm mitschleppen?« fragt es empört.
»Den brauchen wir als Boot«, erklärt ihm der kleine Hund.
Das kleine Känguru staunt. »Als Boot?«
»Klar, als Boot. Wenn wir schon am Wasser sind, müssen wir doch auch ein Schiff schwimmen lassen, sonst macht es keinen Spass. Regenschirme sind die besten Schiffe: Man spannt sie auf, setzt sie aufs Wasser, und schon schwimmen sie los. Wenn das Schiff dann wieder anlegen soll, zieht man es einfach am Schirmgriff ans Ufer. Ist doch praktisch, was? Da kriegt man keine nassen Füße«, sagt der kleine Hund.
»Sehr praktisch!« Das kleine Känguru ist begeistert. »Du, wir binden ein Taschentuch als Fahne oben an den Griff. Dann sieht er aus wie ein Schiffsmast.«
»Gute Idee«, sagt der kleine Hund. »Da kann sich sogar ein kleines Tier reinsetzen, wenn es will. Ein Käfer oder eine Spitzmaus. Du wirst sehen: Unser Schiff schwimmt besser als ein Dampfer!«
»Meinst du?« fragt das kleine Känguru. »Komm, wir probieren es gleich aus.«
Aber als die beiden am Bach ankommen, hat sich eine dunkle Wolke vor die Sonne geschoben. Und als das kleine Känguru gerade den Schirm aufgespannt ans Ufer stellt, um die Fahne an den Schirmmast zu binden, fallen schon die ersten dicken Tropfen. Gleich darauf regnet es in Strömen.
»Schnell weg hier! Los, wir suchen einen Baum und stellen uns unter! Mach doch, oder willst du klatschnass werden?« ruft der kleine Hund.
Das kleine Känguru lacht, nimmt den Regenschirm, dreht ihn um und hält ihn über sich. »Wozu brauchen
wir einen Baum, wenn wir doch einen Schirm haben?« fragt es.
Der kleine Hund schlüpft schnell mit unter den Regenschirm.
»Ich hab ganz vergessen, dass man das Schiff auch als Schirm benutzen kann«, brummt er.
Es dauert nicht lange, dann wird der Platz unter dem Regendach immer knapper, es wird immer enger. Erst kommt nämlich ein Hase angehoppelt und fragt: »Darf ich mit unter euren Schirm?« Dann kommen noch der kleine Biber, der Igel, vier Mäuseschwestern, schließlich fünf kleine Vögel und ganz zuletzt zwei große.
Alle drängen sich unter den Schirm, gucken zum dunklen Himmel und warten, dass der Regen aufhört.
Das kleine Känguru sagt nach einer Weile: »Wenn ich schon für euch alle den Schirm halten muss, könntet ihr auch etwas für mich tun!«
»Etwas tun? Bei dem Regen?« fragt der Hase ängstlich. »Was denn?«
»Wenn ihr mich unterhaltet, wird mir die Zeit nicht so lang. Und euch auch nicht«, sagt das kleine Känguru.
»Unterhalten? Wie denn?« fragt der Igel.
»Wie wär's, wenn jeder ein Gedicht erfindet?« fragt das kleine Känguru.
»Ein Gedicht? Das kann ich nicht«, sagt der Igel. »Das Reimen macht doch keinen Spaß. Da werd ich lieber draußen nass.«
»Sehr gut! Ausgezeichnet!« Die anderen Tiere klatschen begeistert Beifall. (Nur das kleine Känguru nicht, weil es ja den Schirm halten muss.) Der Igel guckt verblüfft. Erst begreift er gar nicht, was geschehen ist. Aber als ihm die anderen Tiere erklären, wie gut er eben gereimt hat, tut er so, als sei alles Absicht gewesen.
»Ja, das Dichten hat mir schon
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