Das Kloster (German Edition)
ein Weib zu adeln, das allerdings die Tochter eines Korn auf mechanischem Wege verarbeitenden Müllers ist ...«
»Meine Zeit, Sir Piercie Shafton, ist zu kurz, mich mit dergleichen Dingen zu befassen. Laßt Euch darum an der Antwort genügen, daß wir nicht mehr mit irdischen Waffen fechten werden und dürfen. Wir Männer geistlichen Berufs werden Euch weltliche Leute lehren, wie man kalten Blutes stirbt, nicht mit geballter Faust, sondern mit gefalteten Händen, nicht mit haßerfülltem Herzen, sondern mit christlicher Sanftmut, nicht unter dem Lärm von sinnverwirrenden Kriegsdrompeten, sondern unter dem milden Klange frommen Hallelujahs ...«
»Lord-Abt,« erwiderte Sir Piercie Shafton, »dies kann an dem Schicksal unsrer Molinara nichts ändern, die ich, wie ich bitte, nochmals bemerken zu dürfen, nicht verlassen werde, so lange noch das goldne Heft und die stählerne Klinge meines Dolches zusammenhalten. ... Ich gab ihr den Befehl, uns nicht in die Schlacht zu folgen, und doch meine ich, sie in der Tracht eines Edelknaben unter dem Nachtrab bemerkt zu haben ...«
»Ihr werdet anderswo nach der Person suchen müssen, an der Euch so sehr viel gelegen zu sein scheint,« erwiderte der Abt, »indessen hindert Euch nichts, Euch in der Kirche nach ihr zu erkundigen unter den wehrlosen unsrer Vasallen, die sich dorthin geflüchtet haben ... Euch gebe ich den gleichen Rat, gleichfalls unter den heiligen Altar zu flüchten, im übrigen könnt Ihr Euch einer Sache versichert halten, Sir Piercie Shafton,« schloß er seine Rede, »geschieht Euch ein Leid, so leidet darunter die ganze fromme Brüderschaft, denn nie wird der Geringste von uns sein Heil erkaufen dadurch, daß er einen Gast oder Freund des Klosters ausliefert ... Und nun, mein Sohn, verlaßt uns! und seid Gottes Schutz empfohlen!«
Kaum war Sir Piercie Shafton aus der Zelle des Abtes verschwunden, als dieser, im Begriffe, sich in sein Ornat zu kleiden, von einem Unbekannten um eine Unterredung gebeten wurde. Als er diesem Wunsche willfahrte und er sich den Mann ansah, der zu ihm trat, erkannte er zu seinem nicht geringen Staunen den reformierten Prediger Heinrich Warden. Der Abt stutzte und rief voll tiefen Verdrusses:
»Ha! sollen die wenigen Stunden, die das Schicksal vielleicht dem Manne läßt, der wohl zum letzten Male den hehren Schmuck dieser heiligen Stätte tragen wird, noch durch die Zudringlichkeit der Ketzerei vergällt werden? Kommst Du, Dich der Hoffnungen zu freuen, die Deiner fluchwürdigen Sekte verstattet zu sein scheinen? kommst Du, den Besen zu führen, der unsre Heiligtümer hinwegfegen, unsre heilige Religion schänden soll? der die Zinnen dieses heiligen Gotteshauses zertrümmern helfen soll?«
»Ruhig, William Allan,« antwortete mit Fassung und Würde der protestantische Prediger, »aus solchem Grunde komme ich nicht! Freilich sähe ich gern diese heiligen Hallen der Götzenbilder beraubt, die nicht mehr betrachtet werden als Darstellungen guter und weiser Menschen, sondern die zu Gegenständen schändlichsten Mummenschanzes geworden sind! Nichtsdestoweniger tadle ich scharf all jene Verwüstungen, die das niedre Volk in seiner blinden Zerstörungswut begangen hat, indem es sich, von seinem Eifer gegen falschen Götzendienst zu blutigen Verfolgungen hinreißen läßt ...«
»Nichtswürdiger!« erwiderte Pater Eustachius, »wozu der Vorwand, unter dem Du dieses Gotteshaus beraubst? Warum willst Du in solcher Zeit schwerer Bedrängnis seinem letzten Abte Hohn sprechen durch Deine unheilkündende Nähe?«
»William Allan, Du bist unbillig, und doch bleibe ich bei meinem Entschlusse! Du hast mich vor kurzem mit Gefahr Deines Standes und, was bei Dir noch mehr gilt, Deines Rufes, bei Deiner eignen Sekte in Schutz genommen. Jetzt hat unsre Partei die Oberhand. Aber ich bin, glaube mir, bloß darum in dieses Tal hernieder gekommen, das Du mir seinerzeit bis zur Entscheidung der Angelegenheit angewiesen hast, um meine Schuld bei Dir abzutragen.«
»Es mag wohl sein,« erwiderte der Abt, »daß mich jetzt dafür, daß ich einst schwach genug war, weltlichem und unmännlichem Mitleid Gehör zu geben, die Strafe trifft durch das Herannahen dieses Gerichts ... und daß der Himmel um deswillen den irrenden Hirten gestraft und die Herde zerstreut hat.«
»Denke besser vom göttlichen Gericht!« erwiderte Warden, »nicht um der Sünden willen, an denen Deine verkehrte Erziehung die Schuld trifft, wirst Du gestraft, sondern für jene
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