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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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unsrer Feste begehen. Haltet Euch bereit, dem Feinde, wenn das Geläut der großen Glocke ihn kündet, in feierlichem Ornate entgegenzuziehen! Lasset die Portale der Kirche öffnen, damit sie denjenigen unserer Vasallen eine Zuflucht gewähre, die infolge des unglücklichen Treffens und wegen ihres Anteils daran den Zorn des Feindes am ärgsten zu fürchten haben. ... Und – dann meldet dem Sir Piercie Shafton, wenn er dem Treffen glücklich entronnen sein sollte ...
    »Hochwürdiger Abt, hier bin ich,« sprach Sir Piercie Shafton, »und falls es Euch schicklich erscheinen sollte, so will ich ohne Säumen alle Mannschaft sammeln, die dem Treffen entronnen ist, und den Kampf hier von neuem beginnen und fortführen bis zum letzten Hauche meiner Seele. O, hätte es Julian Avenel gefallen, nach meinem Rate zu handeln ... Ihr werdet von allen Ueberlebenden hören, daß ich meine volle Schuldigkeit in dieser Sache getan habe, ... hätte Julian Avenel, wie gesagt, nach meinem Rate gehandelt, hätte er sein Haupttreffen um einige Glieder zurückgehalten, wie Ihr ja sicher schon bemerkt haben werdet, wenn der Reiher dem niederschießenden Falken ausweicht, um ihn, statt mit den Flügeln, lieber mit dem Schnabel zu nehmen, so wären, meine ich, die Dinge wohl anders gekommen, und wir hätten uns ohne Frage auf eine weit kriegsmäßigere Weise geschlagen. Demungeachtet liegt es mir ferne, irgend welche geringschätzige Aeußerung über Julian Avenel zu tun, im Gegenteil, denn ich sah ihn in mannhaftem Kampfe fallen, mit dem Antlitz dem Feinde zugewandt, und das hat den häßlichen Ausdruck, den er mir zurief: »Vorlauter Naseweis«, wie ich sagen muß, in einem Momente der Unbedachtsamkeit, aus meinem Gedächtnis getilgt, wenn ich mir auch vorgenommen hatte, den trefflichen Menschen, wenn es dem Himmel und seinen Heiligen gefallen hätte, sein Leben zu verlängern, zur Rechenschaft zu ziehen ...«
    »Sir Piercie Shafton,« sagte der Abt, indem er ihm endlich ins Wort fiel, »wir haben uns jetzt nicht damit zu befassen, was man hätte tun und lassen können ...«
    »Ihr habt recht, hochwürdigster Herr und Vater,« erwiderte der unverbesserliche Schönredner, »das Präteritum, wie sich die Sprachlehrer auszudrücken lieben, kümmert die sterbliche Menschheit weit weniger als das Futurum, und im Grunde genommen beziehen sich unsre Gebauten vornehmlich auf das Präsens. Mit einem Worte, ich bin bereit, mich an die Spitze der Mannschaften zu stellen, die bereit sein sollten, mir Gefolgschaft zu leisten, um dem Vordringen der Engländer, trotzdem sie meine Landsleute sind, allen Widerstand entgegenzusetzen, der einem sterblichen Wesen möglich ist. ... Verlaßt Euch drauf, edler Abt, Piercie Shafton wird mit seiner Länge von fünf Fuß zehn Zoll eher den Boden messen, auf dem er steht, als um nur einen Zoll zurückzuweichen.«
    »Ich zweifle nicht, Herr Ritter, daß Ihr Euer Wort auch einlösen würdet, allein es ist des Himmels Wille nicht, daß wir mit irdischen Waffen siegen sollen. Es ist uns bestimmt zu dulden, und darum steht uns kein Recht weiter zu, das Blut unsrer unschuldigen Gemeinde nutzlos zu vergeuden. ... Männern meines Standes ziemt unnützer Widerstand nicht ... Unsre Paniere sind von Gott und der Jungfrau gesegnet!«
    »Bedenkt Euch noch, ehrwürdiger Herr,« wandte Piercie Shafton sehr eindringlich ein, »bevor Ihr auf Verteidigung verzichtet, die doch in Eurer Macht steht, daß es am Eingange des Dorfes mehrere Stellen gibt, an denen tapfere Männer viel vermögen gegen einen andringenden Feind, und daß ich noch einen andern Grund habe, auf die Verteidigung nicht zu verzichten, die Rücksicht auf die Wohlfahrt einer Freundin, die den Händen der Ketzer, wie ich hoffen will, entronnen sein wird ...«
    »Ich verstehe, Sir Piercie, Ihr sprecht von der Tochter unsers Klostermüllers ...«
    »Hochwürdiger Herr,« erwiderte Sir Piercie, diesmal nicht, ohne zu stocken, »die schöne Mysie ist die Tochter eines Mannes, so läßt sich in gewissem Sinne sagen, ... dessen Beruf es ist, auf mechanischem Wege Korn zu verarbeiten, so daß Brot aus dem Produkt gebacken werden kann, ohne welches die Menschen nicht zu bestehen vermöchten, so daß mithin sein Gewerbe nicht bloß ein höchst ehren-und segensreiches, sondern auch ein unentbehrliches ist. Wenn indessen die hehrsten Empfindungen eines adlig gesinnten Frauenherzens, das davon überströmt, gleich dem Diamant, der die Sonnenstrahlen widerspiegelt, im stande sind,

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