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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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sagte Harry. Er winkte Oliver zu.
    Von oben war ein Geräusch zu hören. Titus Brooks war immer noch in seinem Arbeitszimmer, einem zwiebelförmigen Kuppelraum, in dem der frühere Mieter – ein ehemaliger Marineoffizier – ein Teleskop hatte einbauen lassen. Davon zeugten mittlerweile aber nur noch die Messingverankerungen in der Raumesmitte, denn das Teleskop selbst war nach seinem Tod abgebaut und von seinen Söhnen und Töchtern verkauft worden.
    Damson Griggs verschwand mit dem Gast und kam schließlich allein die Treppe wieder herunter. »Pass auf, was ich dir jetzt sage, Oliver Brooks. Halte dich fern von diesem Mann. Er ist ein schlechter Kerl.«
    »Ist er ein Matrose, Damson Griggs?«, fragte Oliver.
    »Der einzige Aerostat, den er gelegentlich besteigt, ist die Lady Rufzerstört«, knurrte die Haushälterin.
    »Er war aber doch einmal Matrose, oder? Sie haben gesagt …«
    »Höre einfach nur auf meine Worte, Master Brooks. Dieser Kerl hat keine anderen großen Taten verübt, außer ehrlichen Wolkenmaaten den Rum zu verwässern. Harry Stave hat früher, noch bevor du geboren wurdest, beim Nachschub der Marine gearbeitet, hat Lebensmittel, Celgas und andere wichtige Güter für die KAM gekauft. Daher kennt er deinen Onkel, weil der mit der KAM Geschäfte macht. Aber Mister Stave wurde entlassen. Garantiert hat man ihn erwischt, als er in die Kasse gegriffen hat.«
    »Und jetzt arbeitet er für Onkel Titus?«
    »Nein junger Herr. Das tut er ganz sicherlich nicht. Er arbeitet für sich selbst, genau, wie er das immer getan hat.«
    »Welchen Geschäften geht er denn jetzt nach? Was hat ihn hierhergeführt?«
    »Gut gefragt. Aber ich bezweifle, dass du eine ehrliche Antwort bekämest, wenn du ihn direkt fragtest. Irgendein abgedroschener Spruch über billig besorgen und teuer verkaufen, mehr könntest du wohl nicht erwarten.«
    Oliver sah die Treppe hinauf, die zum Arbeitszimmer führte.
    »Nein, Master Brooks, diesem Mann solltest du möglichst aus dem Weg gehen. Dein Hals ist mir zu Heb, als dass ich dich eines Tages für die Henkersmeute vor den Toren von Bonegate zappeln sehen möchte. Und wenn du dich länger mit diesem Schlitzohr abgibst, dann wirst auch du die Verbrecherlaufbahn einschlagen, da bin ich sicher.«
    Wenn Damson Griggs jemanden nicht leiden konnte, dann ließ sie sich durch nichts und niemanden davon abbringen, und daher nickte Oliver nur zustimmend. Von seiner Warte aus erschien eine Verbrecherlaufbahn jedoch wesentlich verlockender als eine Lehrzeit als Laufbursche, die ihm lediglich aus Mitleid und aufgrund der Verwandtschaft mit dem toten Bruder angetragen worden war.
    »Und jetzt stiehl mir nicht weiter die Zeit mit deinen Fragen, Master Brooks«, befahl die Damson. »Millwards haben heute Morgen unsere Vorräte aufgefüllt, und ich muss fürs Abendessen noch eine Pastete backen. Eine besonders große – für den Fall, dass das Schlitzohr, das dort oben bei deinem Onkel ist, über Nacht bleiben will.«
    Das Zwielicht war schon beinahe verblasst, als Oliver von den Kristallgitterbetreibern zurückkehrte. Sein Lederranzen war mit Middlesteel-Lochkarten vollgestopft, die Nachrichten für seinen Onkel enthielten – Zahlen von den Finanzhäusern in der Gate Street und Kursnotierungen von der Börse in der Sun Lane –, und Oliver war nun müde von dem langen Weg.
    Damson Griggs war in ihr kleines Häuschen in der Stadt zurückgekehrt und hatte ihm seine Pastete sowie ein paar kalte gekochte Kartoffeln abgedeckt mit einem Teller in der Küche stehen lassen. Aus den zwei leeren Weingläsern, in denen sich rot die Neige einer Flasche Klarett abgesetzt hatte, schloss Oliver, dass sein Onkel und ihr Gast bereits gegessen hatten. Er stieg die Treppe hinauf und entdeckte, dass unter der Arbeitszimmertür noch Licht hindurchschien, und gedämpft drang ein wenig von ihrem Gespräch nach draußen.
    Die Warnung von Damson Griggs fiel ihm wieder ein. Wieso besuchte dieser Eindringling unbekannter Herkunft seinen Onkel? Ließ sich Onkel Titus etwa plötzlich zu undurchsichtigen Geschäften hinreißen? Oliver war zwar kein Finanzfachmann mit nobler Adresse im Sun-Gate-Viertel der Hauptstadt, aber die Geschäfte seines Onkels waren ihm seinem beschränkten Verständnis nach stets sehr solide vorgekommen.
    Oliver schlich sich wieder ins Erdgeschoss und holte einen Schlüssel unter der Treppe hervor, dann schloss er leise die Tür zum Salon auf. Hier reckte sich der Abzug des Kamins bis hoch zum

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