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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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ließen ein Feuerwerk vor seinen Augen aufsteigen; die Nachtsicht, die der Trank ihm brachte, würde bis zum Sonnenaufgang anhalten. Während die Flüssigkeit durch seinen Körper strömte, griff er mittels der Weltensängermagie in sich hinein und hielt die Wirkstoffe auf, bevor sie seine Leber erreichten, die ansonsten durch das seltsame Gebräu zu Mus verkocht wäre.
    Wieder blickte er durch die Gummimaske und konzentrierte den Blick auf den nicht rauchenden Schornstein von Seventy Star Hall. Wie zu erwarten gewesen war, driftete das Fernrohr nach links. Er verfluchte die Bürokraten des Rats. Leise.

4
     

     
     
     
    Es war stets schwer vorherzusagen, wann der Flüstermann Oliver in seinen Träumen besuchen würde. Manchmal vergingen Wochen, ohne dass er sich zeigte, manchmal tauchte er vier Nächte hintereinander auf.
    Oliver war irgendwo in einem großen Palast unterwegs, und sein Onkel, Damson Griggs und andere rannten durch die Korridore und versuchten, einen fehlenden Stuhl zu finden. Der Stuhl war offenbar irgendwie wichtig. Oliver wusste, dass es ein Traum war, weil er den König schließlich nie getroffen hatte, und der nicht besonders glückliche König erklärte ihm jetzt, wenn man den Stuhl finden würde, dann würde das Parlament vielleicht zustimmen, seine Arme wieder anzunähen. Dann drängte sich der Flüstermann durch den Traum.
    »Oliver, ich kann dich sehen. Kannst du mich auch sehen?«
    »Ich kann dich nicht sehen, Flüstermann, geh weg.«
    »Dann kannst du es, Oliver«, zischte die missgebildete Gestalt, die nun vor ihm erschien. »Ich kann mich mit dir verbinden. Ich kann mich mit fast allen unserer Art verbinden.«
    »Ich bin nicht wie du, Flüstermann«, sagte Oliver.
    »Nein. Das ist mir klar, Oliver. Du bist der Beste von uns allen. Ich habe ein Leben lang oder sogar länger darauf gewartet, dass du erscheinst. Die anderen halten sich für perfekt, die, die nicht hier mit mir und meinen Freunden eingeschlossen sind. Aber sie sind dir noch nicht begegnet, Oliver. Wenn das geschehen wäre, dann wären sie nicht so stolz, so eitel und so selbstzufrieden, was ihre eigenen Fähigkeiten betrifft.«
    Oliver wusste, dass man den Flüstermann irgendwo an einem dunklen Ort tief unter der Erde eingeschlossen hielt. Gefesselt durch Zauberbanne und Fluchwälle und mächtige Weltensänger-Tore. Sein hässliches, unförmiges Gesicht spottete jeder Beschreibung, ein Trümmerhaufen menschlichen Fleisches. Als der Flüstermann geboren wurde, waren seine entsetzten Eltern wahrscheinlich meilenweit weggerannt.
    »Kannst du nicht aus meinem Kopf verschwinden?«, bat Oliver. »Und gleich auch aus meinem Leben?«
    »Du bist mein Leben, Oliver«, zischte das Geschöpf. »Du und die anderen, mit denen ich in Verbindung stehe. Glaubst du, mein eigenes Dasein ist des Lebens wert? Man hält mich im Dunkeln fest, Oliver, allein in einer Zelle, kaum hoch genug, dass ich aufrecht darin stehen könnte, damit ich die Wärter nicht zerquetschen kann, wenn sie nachschauen kommen, ob ich noch hier bin. Die Ratten besuchen mich, Oliver. Angezogen von meinem Gestank und meinen Ausscheidungen. Manchmal breche ich mir einen Zahn an ihren Knochen ab, wenn die Wärter wieder einmal vergessen, mich zu füttern.«
    Oliver wurde übel. »Und wonach schmecken sie?«
    Der Flüstermann lachte, und es war ein Geräusch, als ob Luft aus einem Druckkessel entwich. »Wonach sie schmecken, Oliver? Wie Hühnchen, Oliver, wie das beste Brathühnchen. Ich habe den Geschmack aus deinem Kopf ausgeliehen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus. Ich habe so wenig Bezugspunkte, weißt du.«
    Oliver würgte, und der Flüstermann vollführte vor seinen Augen einen verrückten kleinen Tanz. »Ich versuche, das Essen zu meiden, das sie mir geben, Oliver. Sie tun Mittel hinein, um mein Hirn aufzuweichen und mich müde und schläfrig zu halten.«
    In dem Traumpalast erschien nun wieder der König, aber er warf nur einen kurzen Blick auf den Flüstermann und wandte sich sofort wieder um.
    »Wie traurig, Oliver. Selbst die Phantome in einem Traum finden mich abstoßend. Aber sag es mir noch einmal. Wie ist es dieses Mal, träume ich von dir oder du von mir?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«, brüllte Oliver. »Lass meinen Verstand in Frieden.«
    »Deine Zeit wird kommen, mein perfekter Freund«, sagte der Flüstermann. »Du wirst bald herausfinden, welch eine wandelbare und überraschende Sache das Leben ist. Und wenn du das tust, dann wirst du

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