Das Koenigreich des Sommers
sich andauernd Arbeiten aus, die mich von unserem Hof fernhielten. Ich war sicher, daß er es mit Absicht tat. Zuerst schickte er mich hinaus, um nach den Schafen zu sehen, und sobald ich damit fertig war, schickte meine Mutter mich hinunter zum Fluß, um Sand für den Ofen zu holen. Nachdem der Sand geholt war, stellte sie fest, daß sie etwas Ton brauchte, und so weiter. Ich war immer aus dem Haus, und ich hatte keine Chance, mit Gawain zu reden. Ich fragte mich, ob meine Eltern wohl die Frage kannten, die ich immer wieder in Gedanken neu formulierte. Vielleicht waren sie auch einfach entschlossen, mich von den Unterhaltungen über den Krieg und den Stand der Dinge in Britannien fernzuhalten. Wie Gawain gesagt hatte: Mein Vater war ein gerissener Mann. Die anderen Familienmitglieder beschäftigten sich mit Gawains Ausrüstung. Meine Mutter flickte seinen Mantel und die anderen Kleidungsstücke, die sie für flickenswert hielt. Einige seiner Sachen riß sie einfach auseinander. Dafür gab sie ihm neue aus unserer Kleiderkiste. Sie versuchte ihn auch zu überreden, noch ein paar zusätzliche Kleidungsstücke anzunehmen und einen neuen Mantel. Aber er weigerte sich mit den wärmsten Dankesworten. Mein Vater und Goronwy stellten eine Schmiede stelle auf, und Goronwy beschlug Gawains Hengst und unsere Stute dazu. Dann flickte er das Kettenhemd mit ein paar flachgeschlagenen Eisenringen. Die anderen aus den Häusern unseres Hofes mochten den Krieger und unterhielten sich mit großer Neugier mit und über ihn und hinterbrachten mir, wie höflich er war. Vom Neffen des Pendragon hatte man das nicht erwartet.
Gawain selbst war auch beschäftigt. Er säuberte und schärfte seine Waffen und bot bei allen Arbeiten seine Hilfe an. Ich selbst drückte mich auf meinen Gängen immer wieder im Haus herum. Aber ich schaffte es kaum, mehr als fünf Worte pro Tag mit ihm zu reden. Und dann kam der Nachmittag des Tages, ehe er abreisen wollte, und ich hatte den Mann kaum kennengelernt. Ich war entsetzt darüber. Fast entschied ich mich, doch nicht mit ihm zu reden - aber ich wußte, ich würde keine zweite Chance mehr bekommen, wenn ich diese vergehen ließ. Ich konnte ja bei meinem Clan bleiben, und vielleicht wurde ich der Anführer unseres Anwesens, nach meinem Vater. Ich konnte heiraten, und ich würde das ohne Zweifel auch bald genug tun, wenn ich ein Mädchen finden konnte, das mich nahm. Ich konnte das Land in der Nähe des Mor Hafren bebauen, als ob die Welt noch so wäre wie damals, zur Zeit meines Großvaters, und als ob Rom nicht gefallen wäre. Und zur Zeit meiner Enkel würde auch noch alles beim alten sein, als ob diese Dinge das Leben selbst wären und nicht nur eine Lebensart. Ich mußte mit. Ich wußte, ich mußte nach Camlann. Aber warum mein Herz mich so überwältigt hatte, das konnte ich nicht sagen. Und um nach Camlann zu kommen, mußte ich mit Gawain reden. Als ich dann von einer Arbeit wieder zurückkam, ging ich noch nicht einmal ins Haus, sondern direkt hinunter zu den Ställen.
Er war da. Er reinigte das Geschirr seines Pferdes und sang auf irisch. Er hatte eine schöne Singstimme, einen kräftigen, klaren Tenor, und er sang gut. Aber er hielt inne, als ich eintrat, und stand schnell auf. Er nahm einen Lappen und wischte sich die Seife von den Händen. »Meinen Gruß, Rhys ap Sion«, sagte er höflich und wartete darauf, daß ich mir das nahm, was ich aus dem Stall holen wollte. Ich kam ein Stückchen näher an ihn heran, blickte zu ihm auf und spürte, wie mein Herz in sich zusammensackte wie ein Weinschlauch, der ein Loch hat. Ich wußte einfach nicht, wie ich, Rhys ap Sion ap Rhys, ihn darum bitten konnte, mich zu nehmen. Ich trat also auf den Füßen hin und her, schaute das Pferd an, das hinter ihm stand, und sprudelte heraus: »Es gibt etwas, um das ich dich bitten will, Herr.«
Ohne ihn anzuschauen, wußte ich, daß er lächelte. »Das ist gut! Jeden Dienst, den ich deiner Familie erweisen kann, will ich dir gern tun, nach all der Freundlichkeit, die ihr mir gezeigt habt.«
Ich trat wieder verlegen von einem Fuß auf den anderen. Das Pferd sah gut aus, und es war viel leichter, das Tier anzusehen als seinen Fürsten. »Herr«, sagte ich noch einmal, denn es bestand keine Hoffnung mehr, ich mußte weiterreden: »Mein ganzes Leben lang habe ich einen großen Hunger nach. nach der Welt der Könige und Kaiser gehabt« - und endlich mußte ich auch seinem Blick begegnen
- »und ich würde gern mit dir
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