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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Geschrei ertönte. Ich glaube, einige der Räuber haben wohl versucht zu fliehen, aber sie hatten keine Chance. Einzelne versuchten zu kämpfen, aber es war nutzlos.
    Llwyd rannte wie ein Pferd in einem Alptraum. Er kroch geradezu über den Schnee. Aber endlich erreichte ich den Rand des Waldes und wußte noch immer nicht, was ich tun sollte. Blut und sterbende Männer waren anscheinend überall. Ihre Augen starrten zu mir auf, reflektierten die Morgensonne. Später begriff ich, daß nur sechs Räuber in der Gruppe gewesen waren, aber in dem Augenblick, als ich am Waldrand ankam, schienen es mir mindestens fünfzig zu sein. Die Schatten, die das brennende Schwert warf, schwangen wild über den Schnee.
    Ein Mann drückte sich gegen einen Baum und hielt seinen Speer bereit. Ich hatte Zeit, ihn anzuschauen. Sein Gesicht war weiß über dem braunen Bart, aber seine Augen waren schrecklich dunkel, und er hielt den Blick auf das Schwert geheftet. Gawain schwang sein Pferd herum, und der Hengst kam wieder zurück, so herrlich wie Feuer und Wind. Er stieg und flog auf den Räuber zu.
    »Nicht!« schrie ich, denn ich konnte es nicht mehr ertragen. »Herr, nicht!« Und irgendwie trieb ich mein Pferd an Gawain heran und ergriff seine Schwerthand.
    Gawains Kopf fuhr herum, als ich schrie, und unsere Blicke begegneten sich, als ich sein Handgelenk packte. Während ich ihn anschaute, wurde mir angst und bange. »Ich werde verrückt in der Schlacht«, hatte er gesagt. Trotz all seiner Worte, die er dazu gesagt hatte, dachte ich an Berserker, an Männer, die aus dem Mund schäumen und wie Hunde toben, wenn sie kämpfen. Ich hatte gedacht, er hätte das mit seinen Worten gemeint. Aber Gawain war kein Berserker. Er lächelte, und sein Lächeln war nicht wild oder ironisch, sondern es drückte eine Art ekstatischer Freude, ja, sogar Liebe aus. Ein Licht, eine Begeisterung lag auf seinem Gesicht, die ich auf einem anderen menschlichen Gesicht noch nie entdeckt hatte. Seine Hand war hoch erhoben, um den Schwertschlag auszuführen, und ich wußte, es bedeutete ihm nichts, ob er tötete oder nicht. Denn in diesem Wahnsinn war der Unterschied zwischen Tod und Leben dünner selbst als die Schneide eines Schwertes. Er konnte mich töten, wo ich stand, und es noch nicht einmal bemerken. Irgendwie war es nicht die Todesgefahr, die mich entsetzte, sondern die völlige Fremdheit in seinen Augen. Ich wußte, als ich diesen Blick sah, warum Menschen, die Engel gesehen haben, sich so sehr fürchten.
    »Gawain«, sagte ich. Seine Schwerthand, die ich umfangen hielt, bewegte sich nicht, aber seine Lippen teilten sich, als ob er etwas sagen wollte. »Mein Herr«, wiederholte ich.
    Langsam schwand der Glanz aus seinen Augen, und eine Art erstaunter Verwirrung zeigte sich darin. Er senkte den Blick, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, und er blickte nach unten. Sein Arm entspannte sich, und ich ließ seine Hand los. Das Licht war aus dem Schwert verschwunden, es war jetzt nur noch ein Stück scharfkantiges Metall, das kalt in der Wintersonne glänzte.
    Gawain senkte das Schwert, bis es auf den Boden zeigte. Dann trieb er sein Pferd von dem Räuber weg, ohne mich anzuschauen. Der Bandit starrte ihn an, senkte den Speer. Dann, ganz plötzlich, schleuderte er die Waffe beiseite und warf sich aufs Gesicht in den Schnee. Er begann um Gnade zu betteln und sprudelte seine Bitten heraus. Ich schaute mich um und sah, daß um uns her im Schnee nur Leichen waren. Fünf Leichen.
    »Setz dich«, sagte mein Herr mit gleichmäßiger Stimme. Der Räuber rappelte sich auf. »Komm, setz dich.« Der Mann erhob sich auf die Knie und starrte uns an. Seine Lippen zitterten, sie waren blau vor Kälte. »Warum hast du uns eben auf der Straße töten wollen?«
    Der Mann leckte sich über die Lippen. »Um Geld«, sagte ich. Der Mann nickte zustimmend mit dem Kopf.
    »Großer Fürst«, sagte er, »ich habe kein Land.«
    »So, du hast kein Land? Dann solltest du dir ein anderes Handwerk suchen als das Morden. Welches ist dein Clan?«
    Er leckte sich die Lippen wieder. »Ich habe keinen.«
    »Weil du verbannt worden bist, weil man dich aus deiner Familie ausgestoßen hat, weil du einen Verwandten ermordet hast?«
    Er starrte uns an, wackelte dann wieder mit dem Kopf. Die meisten Räuber sind aus ihrer Familie ausgestoßen.
    Gawain seufzte. »Gibt es einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte?«
    »Großer Fürst, ich bin ein armes Schwein. Ich bin hilflos. Und du, du

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