Das Koenigreich des Sommers
bezahlen.
»Nun«, sagte ich und seufzte ein wenig, weil die Menschen so verschieden sind, »für solche, die nicht Krieger sind, ist das Handeln die einzige Art zu kaufen, und Leute, die nicht handeln, sind dumm.
Ich habe unserem Töpfer gesagt, ich wolle das Wechselgeld von deiner Bezahlung abholen, und dieses« - ich hob die Flasche Ale -»wie auch die Brosche kann ich dafür herzeigen. Unser Gastgeber flucht jetzt auf das Handelsgeschick der Bauern. War das falsch?«
Gawain schüttelte den Kopf. »Du hast ihm nicht gedroht, aber fluchen tut er wohl trotzdem?«
»Ich hab’ ihn ausgenommen wie eine Gans. All das Essen, all das Korn für die Pferde gegen eine Bronzefibel und einen Ring, der noch nicht einmal ein halbes Dutzend Eier wert ist!«
Gawain warf mir den gleichen forschenden Blick zu, den ich schon in der vergangenen Nacht bei ihm gesehen hatte, und plötzlich brach er in Gelächter aus. »Ach du lieber Himmel! Es ist wunderbar, es ist ein Wunder! Eine Flasche Ale auch noch? Ich sehe einfach nicht, wie du das geschafft hast, aber, Rhys, du hast es gut gemacht.«
Ich grinste zurück. Ich dachte das auch. »Also«, sagte ich, »hier ist deine Fibel wieder, und du kannst mir meine geben.«
Er schüttelte den Kopf, warf eine schmale Hand hoch. »O nein. Du hast einen wunderbaren Handel abgeschlossen. Deshalb gehört sie dir.«
Ich schaute die Fibel an, die rot und golden auf meinem einfachen wollenen Mantel glänzte. Ein Ochse wäre ein kleiner Preis dafür. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ich ganz lässig so etwas Wertvolles trug. Es kam mir skandalös vor. »Das wäre nicht anständig, Herr. Du hast sie in der Schlacht gewonnen, und ich habe sie nur einem Narren abgeschwatzt. Nimm sie zurück.«
Aber Gawain schüttelte wieder den Kopf. »O nein. Deine hält meinen Umhang schon, und wenn sich irgendeiner daran stört, dann kann ich eine bessere in Camlann besorgen.« Er berührte Ceincaleds Flanken mit den Absätzen, und das Pferd brach in einen fließenden Trab. Ich trat Llwyd, bis er in die gleiche Gangart fiel. »Nie im Leben habe ich gesehen, wie ein Städter übervorteilt wurde, außer wenn er mit dem Schwert gezwungen wurde, den Tribut zu zahlen, und das ist keine angenehme Sache. Wenn wir Camlann erreichen, dann gebe ich dir einen Ring, damit du wieder einen hast, und - bei der Sonne! - allein die Geschichte ist viel mehr wert.«
Einen Ring, dachte ich, wollte ich gar nicht. Ich wollte auch nicht die Brosche. Aber ich hatte sie jetzt. Nun, ich konnte sie ja immer noch gegen eine weniger auffällige eintauschen. Oder, wenn ich einen fand, dem ich trauen konnte, dann konnte ich sie ja auch nach Hause schicken. Oder sogar. Manchmal brachte mein Vater selbst
Korn zum Verkauf nach Camlann, und dann konnte ich ihm die Fibel geben, vielleicht mit ein paar Geschenken für die anderen. Das war eine gute Idee.
An diesem Tag ritten wir nicht weniger Meilen als am Tag zuvor. Wir schafften den ganzen Weg nach Maeldyfi zum Kloster. Gawain wäre, glaube ich, nach Baddon geritten, wenn er allein gewesen wäre, aber Llwyd war müde und konnte mit dem Kriegshengst nicht Schritt halten. Heute war es noch kälter als am Tag zuvor, und gegen Mittag begann es zu schneien. Wieder aßen wir im Reiten, und dazu kam noch, daß mir heute die Knochen noch mehr schmerzten. Aber mein Herz war sehr viel leichter. Ich war für meinen Herrn kein Ballast mehr - wenigstens war es mein Herr, bis wir Camlann erreichten. Dort mußte ich dann einen anderen finden. Ich konnte einen Städter beim Handeln übervorteilen, was mein Herr nicht konnte, und Ale und Wurst und Weizenkuchen, die wir zum Mittagessen aßen, hatte ich auch besorgt. Ich konnte nicht nur nach Camlann gehen, ich war dort auch nützlich.
Die Mönche in Maeldyfi, wo wir die Nacht verbrachten, waren daran gewöhnt, Reisenden Unterkunft und Verpflegung zu bieten, aber sie wollten »eine Spende« haben, und das hieß bei ihnen, daß sie soviel wie möglich aus den Reisenden herauspreßten. Allzu viele Klöster in Britannien treiben dieses Spiel. Ich habe gehört, daß die Klöster in Irland anders sind, seit damals Patricius den rechten Glauben dorthin brachte. Einen oder zwei irische Mönche habe ich kennengelernt, die freiwillig nach Britannien ins Exil gekommen waren und in ihrer Liebe zu Christus den Wunsch hatten, sich von allem zu trennen, was ihnen vertraut war, und ihr Leben Gott zu weihen. Die meisten britischen Mönche weihen ihr Leben dem
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