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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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waren Gesetzlose, aus Elmet, die im Norden gehungert haben. Deshalb kamen sie nach Süden und hofften, es hier besser zu treffen, wo die Straßen besser befahren, aber nicht so befahren sind, daß sie gefährlich wären. Es waren kaum gleichwertige Gegner für mich, es waren Männer, die kaum eine Chance hatten.«
    Ich hatte schon von Leuten aus dem Norden gehört, die im Winter nach Süden kamen, um hier zu rauben. Also nickte ich. Wenn mein Vater im Winter reisen mußte, dann mied er fast immer die guten Straßen. Ja, ich hatte sogar gehört, daß Reisende von Räubern auf den südlichen Straßen ermordet worden waren. Leute aus Familien, die ich kannte. »Herr, ich weiß, die Räuber müssen schon oft Unschuldige umgebracht haben. Es war ihnen auch gleichgültig, ob der Kampf fair war oder nicht.«
    »Aber uns sollte es nicht gleichgültig sein.« Gawain berührte Ceincaleds Flanken und ritt im Schritt los. Er starrte die Straße hinunter. Er sah müde aus. »Wenn ich für meinen Herrn, den Pendragon, und für Britannien und für das Licht kämpfen soll, dann sollte es mir nicht gleichgültig sein.« Er schaute mich wieder an. Er lächelte ein wenig, er sah fast fragend aus. »Und dennoch: Es ist nicht recht, sie weiterhin morden zu lassen, wenn ich es verhindern kann. Ich habe den Mann heute laufenlassen. Vielleicht tötet er heute nachmittag jemand anderen, weil er heute morgen nicht gestorben ist.«
    Ich schaute Llwyds Hals an und verflocht meine Finger mit seiner groben Mähne. Wenn der Bandit heute nachmittag jemanden umbrachte, war ich zum Teil dafür verantwortlich, denn ich war derjenige, der Gawain davon abgehalten hatte, den Räuber zu töten. Was war, wenn jemand, den ich kannte, jemand aus einem Hof in der Gegend, diese Straße benutzen mußte? Was war, wenn jemand aus meiner Familie das sein sollte? »Aber vielleicht kauft der Mann auch ein paar Ochsen. Hier ist Land genug, das bearbeitet werden muß.«
    »Vielleicht auch nicht.« Gawain schaute wieder die Straße hinunter. »Nun, ich habe die anderen fünf getötet, und den letzten habe ich in Schrecken versetzt. Vielleicht reicht das. Ich sehe nicht, wie ich etwas anderes hätte tun können, als sie zu bekämpfen.«
    Das stimmte. Er hätte nicht einfach still dasitzen und es den Räubern erlauben können, uns beide umzubringen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Gawain abrupt. »Ich bin jetzt an das Kämpfen und Töten gewöhnt. Ich denke mir nicht viel dabei, es sei denn, jemand fragt mich. Und ich erinnere mich auch nicht daran, wen ich getötet habe. Nur Bran. An den erinnere ich mich. Aber den habe ich auch aus persönlichen Gründen umgebracht, und die anderen töte ich, weil ich muß. Ein Diener des Lichts gab mir ein Schwert, und es ist dazu da, benutzt zu werden. Wenn die Finsternis zurückgeschlagen werden soll, dann doch sicherlich mit dem Schwert, oder nicht? Ich bin bereit, für meinen Herrn zu töten, zu ordnen und zu verteidigen, und dennoch weiß ich nicht, ob es wirklich recht ist. Aber ein anderer Weg steht mir nicht offen. Deshalb muß ich kämpfen und dem Himmel das andere anvertrauen.«
    Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich ungeheuer getröstet. »Du bist im Recht. Wenn ich für die Zivilisation kämpfen will, dann sollte ich mich wohl am besten an alles gewöhnen. Verzeih mir, mein Herr.«
    Gawain warf mir einen seltsamen Blick zu, dann lächelte er. Ich lächelte zurück. Unter einem klaren Himmel ritten wir weiter. Die Sonne stand in der Mitte des blauen Bogens, und der Schnee glitzerte um uns her. Gawain begann zu singen, ein langsames, melancholisches Lied auf irisch, und seine Stimme klang reich und klar in der Stille, die über dem Wald lastete. Eine seltsame Welt, dachte ich, und die Menschen darin sind das seltsamste. Eine komplizierte Welt, wo Handeln vielleicht falsch handeln bedeutet und wo nicht zu handeln noch schlimmer ist. Es würde dauern, bis ich mich daran gewöhnt hatte.

6
    Gawain wollte jetzt nach Camlann, und von Maeldyfi hatte er vor, bis nach Ynys Witrin zu kommen, das gute fünfzig Meilen entfernt lag. In Ynys Witrin konnten wir von dem Herrn des Ortes Gastfreundschaft fordern, und er würde sie dem Neffen des Pendragon auch gezwungenermaßen reichlich anbieten. Aber Llwyd war müde, er konnte nicht mehr so schnell, und die Entfernung war zu groß - so sagte ich wenigstens. Schließlich verbrachten wir die Nacht auf einem Bauernhof, ungefähr zehn Meilen südlich von Baddon. Mit dem Bauern war schlecht

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