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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Wertschätzung für diese Gerissenheit aufzubringen.«
    Veryann zog Amelia auf die Beine. »Dann können Sie vielleicht begreifen, weshalb ich Ihren Absichten derzeit nicht trauen kann.«
    Amelia wurde in einen Gang hinausgeschoben, dessen Dach von gläsernen Säulen getragen wurde. In ihnen schwammen dunkle Dinge herum, schossen in einer roten Flüssigkeit hin und her. Wie erhitztes Wachs
in Öl veränderten diese Wolken ihre Form, versuchten das Glas zu berühren und zuckten sofort zurück, da sie das Glas verbrannte. Die Bewegungen waren langsam, geschmeidig, beinahe sinnlich. Wo hatte sie dergleichen schon einmal gesehen?
    »Was sind das?«
    »Prototypen«, erwiderte Veryann.
    »Wofür?«
    Anstatt zu antworten, bewegte die Catosierin ihre Hand vor einem Dreieck hin und her, das in die Wand eingeritzt worden war, und die Begrenzung verschwand, um eine Halle voller Maschinen zu offenbaren. Zwischen den organischen Systemen der Camlantiker befanden sich die groben Geräte jackalianischer Ingenieurskunst, die mit ihrem Öl und Dampf die sauberen Oberflächen verschmutzten. Quests Bedienstete wuselten zwischen ihren Maschinen umher. Robur war dabei, und noch jemand anderes, den sie erkannte: Bull Kammerlan. Der Sklavenhändler spuckte den Soldatinnen, die ihn festbanden, Beleidigungen entgegen. Neben ihm war eine andere Gestalt, ebenfalls angekettet. Seine Züge waren entsetzlich hässlich, sie schmolzen und formten sich dann zu den verschiedenen Gesichtern, unter denen sie eines kurz als das von Kommodore Black erkannte. Er war ein Gestaltwechsler! Was war das für ein Irrenhaus?
    »Quest«, rief Amelia. »Sie lügnerischer Hurensohn, es gibt hier unten keine Kristallbücher und keine Informationsspeicher.«

    Der Fabrikbesitzer sah von seiner Arbeit auf und ging zu ihr, die Arme flehentlich ausgebreitet. »Professorin, endlich sind Sie wieder auf den Beinen. Vielleicht kein Speicher für Fakten, aber ein Speicher anderer Art.« Er deutete auf den Gesichtswechsler. »Und auch eine Menge Platz für meine Freunde. Das hier ist Cornelius Fortune. Er hat mich einmal vor einer Kugel bewahrt, eine Reaktion, die er inzwischen sicherlich bedauert.« Angesichts dieses Spottes versuchte Fortune, sich aus seinen Fesseln zu winden, aber sie waren zu stark. »Kommen Sie mit mir, Amelia, Sie haben ein Recht darauf, all die Wunder des Grabes zu sehen, das Sie für uns geöffnet haben.«
    Quest führte Amelia, die immer noch von ihren Wächterinnen begleitet wurde, zum Geländer einer Balustrade und bedeutete ihr, über den Rand zu blicken. Ein Abgrund verlor sich in der Dunkelheit der Felsen unter ihnen, und der Raum war umgeben mit unzähligen Ebenen, auf denen Särge standen, kristallene Särge, die wie Waben in die Seitenwände der Grube eingelassen worden waren.
    Sie sah wieder auf. »Was ist das für ein Ort? Es müssen Millionen von Särgen dort unten liegen. Wir können doch nicht mehr auf Camlantis sein, denn dieser Abgrund ist viel tiefer als der Fels, der unter der Stadt in der Luft hängt.«
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, fragte Quest. »Die Camlantiker konnten fantastische Dinge mit der Struktur unserer Welt anstellen, sie konnten sie dehnen wie das
Strumpfband der Kneipendirne. Nein, wir befinden uns immer noch in dem Grab, das Sie uns öffneten – es ist von drinnen nur größer als von draußen. Ich hoffte, der Passagier, der sich noch in Ihrem Kopf befindet, könnte uns vielleicht mehr über die Kräfte sagen, die für eine solche Leistung nötig sind.«
    »Es geht mir jetzt gut, das habe ich Ihren Soldatinnen schon gesagt.«
    , sagte ihre Stimme. Amelia stöhnte. Der Geist von Billy Snow war immer noch in ihr und hockte in ihrem Kopf wie eine ungeliebte Kröte im Garten.
    »So ist es besser«, sagte Quest. »Nur nicht schüchtern sein, Billy Snow, oder soll ich dich lieber als ein Kind Pairdans ansprechen?«
    Amelia griff sich fluchend an die Stirn. Der pochende Kopfschmerz setzte wieder ein.
    »Es gibt ebenso viele Särge dort unten in dieser Grube, wie es einst Stadtbewohner gab«, erklärte Quest. Er deutete auf eine Art Lager hinter ihnen, auf dessen Gestellen Hunderte von Kronen lagen – Kronen jener Art, wie sie der Daggischtenherrscher getragen hatte, Kronen wie jene, die sie unter dem Ataa-Naa-Nyongmo-See gefunden hatte. Nur mit dem Unterschied, dass diese Stirnreife keine eiförmigen Kristallbücher trugen, sondern von einem Kreis winziger Juwelen geschmückt

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