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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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einem langsamen Zweikampfstil, der an einen Tanz erinnerte; wie eine Kobra, die versuchte, eine Maus zu hypnotisieren.
    Hinter ihr drangen weitere Personen ins Museum ein, wie Amelia an den lauten Rufen erkannte. Befehle, den Weg freizumachen. Der erste Schuss der Catosierinnen explodierte in Billys Brust, konnte ihn aber kaum aufhalten; er rannte weiter auf Amelia zu. Es war, als stemmte er sich gegen einen Sturm, während sich das Knacken der Glaspatronen hinter Amelia zu einem lauten Crescendo verdichtete. Sie hörte die Soldatinnen schreien und rufen, als sie entsetzt feststellten, dass ihre Salven kaum eine Wirkung auf den entflohenen Sträfling zu haben schienen. Billy Snow lief weiter, zuckte und bebte im Kugelhagel. Es war, als hielte er es mit der alten Maxime von Jackals’ Rotröcken, die gern prahlerisch und gänzlich falsch behauptet hatten, dass ein Mann sein eigenes Gewicht in Blei im Körper haben musste, bevor er starb. Amelia beugte sich wie hypnotisiert zu ihm hinab, als die blutbedeckte Gestalt Billy Snows schließlich doch vor ihren Füßen zusammenbrach.
    »Warum, Billy, warum?«
    »Gehen Sie weg von ihm«, schrie Veryann. »Vielleicht tut er nur so.«
    So tun. Sie war fassungslos. Der alte Horcher hatte so viel Blei in sich, wie ein Mann überhaupt aufnehmen
konnte, und es war nicht mehr genug Leben in ihm, um auch nur einen Zoll weiter zu kriechen.
    »Warum, Billy?«, fragte Amelia wieder.
    »Weil – man – Camlantis – niemals – finden – kann«, keuchte Billy. »Man – muss – es – erbauen.«
    Sie überhörte alle Warnungen und Rufe der Catosierinnen und kniete sich neben ihn. Seine Hand griff schwach nach ihr, zog Amelias Arm an sich und küsste die Stelle, an der er sie verwundet hatte. Dann ließ der alte Mann den Kopf sinken und bewegte sich nicht mehr.
    »Sie verdammte Närrin«, schimpfte Veryann und gab Billys Leichnam einen Stoß mit der Stiefelspitze, während sie weiterhin eine Pistole zwischen die blinden Augen seines ergrauten Kopfes hielt. »Er wollte Sie töten.«
    »Er war einer von ihnen, nicht wahr? Er gehörte zum Volk von Camlantis.«
    »Er war eine Waffe, Professorin«, verbesserte Veryann. »Ebenso sehr ein Schwert wie diese lebende Hexenklinge, die er besaß. Und ich würde die Vermutung wagen, dass er und seine Rebellen für mehr Tote in dieser Stadt verantwortlich waren als jeder Kriegszug, den die freien Gefolgschaften des Catosischen Bundes je führten.«
    Kalte Luft drang von draußen in den Museumssaal, als sich die Glastüren des Gebäudes öffneten. »Wir haben es gefunden!«, rief ein Luftschiffsmatrose. »Kommt schnell, wir haben es gefunden!«
    »Wovon redet er?«, fragte Amelia verblüfft.
    »Von dem Grund, aus dem Billy Snow Sie töten wollte.
Endlich eine echte Herausforderung für Ihr Talent«, sagte Veryann.
    »Kommen Sie. Es ist Zeit, dass wir all das zu Ende bringen.«
     
    Im kalten Monitorarium trat Überwacherin Vierundzwanzig auf das Fußpedal, schob ihren Sitz von dem großen, kanonenartigen Teleskop weg und wandte sich dem Kontrolleur auf der Balustrade zu. Als ob eine persönlich, von Angesicht zu Angesicht vorgetragene Bitte mehr Erfolg versprochen hätte als der zornige Wortwechsel, den sie sich gerade über das Sprachrohr geliefert hatten.
    »Ich sage Ihnen doch, es schwebt eine völlig neue Landmasse über der Tintensee, weit abseits jeder Markierung, die wir für die kartographisch erfassten Schweblandatolle haben.«
    »Und ich sage Ihnen, dass ich der Tageswache eine entsprechende Notiz hinterlassen habe, damit man die Sache weiter verfolgt«, gab der Kontrolleur über die Kopfhörer zurück. »Wir haben einen Suchbefehl für drei verschwundene Luftschiffe und müssen immer noch das halbe Oberland-Gebiet überprüfen.«
    Die Überwacherin fluchte unterdrückt. Als ob die verschwundenen Aerostaten sich südlich nach Cassarabien davon gemacht haben würden. Wozu brauchte Abraham Quest das Gold des Kalifen, schließlich hatte er gerade einen Berg eigenen Geldes weggeworfen, indem er mit Marineeigentum geflüchtet war.

    »Befehl ist Befehl«, erklärte der Kontrolleur. »Überlassen Sie das kreative Denken unseren Analysten. Berichten und beobachten, berichten und beobachten. Heben Sie Ihre Hobbygeografie für jemanden auf, der nicht die Aufgabe hat, bis zum Morgengrauen einen Stapel Überwachungsprotokolle einzusammeln.«
    Überwacherin Vierundzwanzig legte das Gesicht zögernd wieder gegen die Sichtmaske aus Gummi. Die

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