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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Ein zweiter Mann in einer Art Mönchsgewand trat zwischen den Stahlspanten der gefällten Leviathan hervor, und er glich dem ersten bis aufs Haar, ging jedoch ein wenig gebückter, weil er einen Sack voller Kristallbücher schleppte, in dem sich auch eine recht verbeulte Krone mit einem Informationsjuwel in seiner Mitte befand. Wenn man sie mit den richtigen Werkzeugen bearbeitete, würde diese Beute Risse bekommen und der Informationsfäule ausgesetzt sein, um dann vielleicht
einmal als nutzlose Dekoration auf dem Kaminsims eines jackalianischen Hauses zu enden.
    Der erste Eindringling deutete nach Süden, und sein Zwilling nickte, während er mit dem Daumen nach Osten die Richtung anzeigte, aus der er selbst gekommen war. Sie hatten sich einer einsamen Aufgabe verschrieben. Treffen mit der eigenen Art waren selten. Da es nur noch so wenige von ihnen gab, erschien es ihnen ein schreckliches Risiko, wenn sich zwei am gleichen Ort aufhielten.
    »Wohin reist du als Nächstes?«
    »Wieder in den wilden Norden. Ich diene gerade als Schamane einem Stamm Polarbarbaren.«
    »Ah, dann führst du ein eher einfaches Leben. Ich kam als Händler mit einem Clipper aus Thar, aber ich denke, ich werde nahe der Küste von Jackals bleiben müssen und dafür sorgen, dass man nichts allzu Gefährliches aus den alten Zeiten entdeckt. Es ist lange her, seit ich zum letzten Mal ein Fischer sein musste. Das alte Wissen wird schnell wieder zu mir zurückkehren, und es wird mir nicht leidtun, wenn ich nie wieder ein Kontorbuch in die Hand nehmen muss. In hundert Jahren oder so werden wir uns wieder unterhalten.«
    Sein Gefährte stützte sich auf seinen Stock und lauschte friedlich den Wellen, die sich auf der anderen Seite der Hügel an den Felsen brachen. Es war ein wundervolles Geräusch, ein Klang, in dem man sich selbst verlieren konnte. Das Rauschen der Ewigkeit in kalten Buchten, eine Erinnerung daran, dass das Land vor ihnen
hier gewesen war und auch noch hier sein würde, wenn sie, obwohl fast unsterblich, die Erde verließen. Aber es war keine Zeit zum Trödeln. Sie waren hier nahe an den Hafenstädten, und es bestand immer die Gefahr, dass jemand einen von ihnen oder sogar sie beide als Billy Snow erkennen würde.
    Der erste rieb sich seine vernarbten, blinden Augen, denen eine Art der Sicht fehlte, aber eine andere in großem Maße gegeben war, und antwortete: »Dann bis zum nächsten Jahrhundert, Bruder.«
    Als der Sergeant der Zweiten Infanterie seinen unaufmerksamen Korporal schlafend auf Wache fand, waren die zwei Kinder Pairdans schon lange verschwunden.
     
    Das warme Wasser schäumte, als die Perlentaucherin an die Oberfläche kam. Mit einem Blinzeln presste sie das brennende Salzwasser aus den Augen, dann schwamm sie zum Boot. Ihre Schwester saß auf einem der Rümpfe des Katamarans und säuberte den bronzenen Taucherhelm, der dem seltsamen Fremden gehörte, der sie beide für eine Woche bezahlt hatte. Er war die Hitze der flachen catosischen Küstengewässer nicht gewohnt und schwitzte bei der kleinsten Anstrengung wie ein Schwein, und er trug Kleidung, die zu dick und warm erschien, genau wie all die anderen dämlichen Jackalianer, die ihr Land bereisten.
    »Er liegt genau dort, wo Sie vermutet haben«, rief die Perlentaucherin. Sie fragte nicht, wieso dieser Gleiter in catosischen Gewässern versunken war; er war offenbar
aus einem der aufgeblähten Luftschiffe gefallen, denen die Stadtstaaten den Flug über ihre Lande schon seit langem verboten hatten. Sie und ihre Schwester wurden für ihre Arbeit so üppig bezahlt, dass Diskretion bei diesem Auftrag selbstverständlich war.
    »Natürlich ist er dort unten, Mädel«, sagte der Jackalianer. Er sah zu der anderen Catosierin hinüber. »Nun helfen Sie mir bitte in meinen Taucheranzug, und dann zeige ich Ihnen, wie ein alter Tauchbootmann nach seinen Perlen jagt.«
    Die Frau reichte ihm den antiquierten Helm, der von einem aus Bronze gegossenen Tintenfisch gekrönt war, während ihre Schwester an Deck kletterte.
    Die tropfnasse Taucherin betrachtete missbilligend die schwerfällige jackalianische Ausrüstung. Brachten die Werkstätten dieses Landes nichts Besseres zustande als dieses klobige Zeug? Es hatte nichts von der Eleganz und Detailverliebtheit der Gegenstände, die ihre eigenen Landsleute herzustellen vermochten. »Es wachsen bereits Korallen auf dem Wrack des Gleiters. Es wird schwierig werden, die Luke zu öffnen.«
    »Tja, Korallen lieben die Wärme. Und da

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