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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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aber vor allem sind sie sehr schnell.«
    Lala, Briars Wölfin, kam auf mich zugelaufen und begrüßte mich springend und schwanzwedelnd mit winselnden Lauten. Immer wenn ich sie sah, fragte ich mich, wie ein freilaufendes Tier so ein weißes Fell haben konnte, wie diese Wölfin. Ich kniete mich hin und gab ihr etwas von der Wurst, die ich als Proviant mitgenommen hatte. Dann lief Lala zu Hanna und begrüßte sie genauso stürmisch wie mich.
    Ich stand auf und ging zu Briar, legte ihm zur Begrüßung die Hand auf seine Brust. Er legte mir seine Hand auf die Schulter, mit dem Daumen an meinem Hals. So hatten wir es von Anfang an gemacht und es wurde für uns zu einem Ritual. So erinnerten wir uns an den Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten.
    Er gab mir die Zügel in die Hand und half mir aufzusteigen. Als ich oben saß, wuschelte ich mit meiner Hand durch sein dunkelbraunes, weiches Haar, das ihm eng am Kopf lag.
    »Deine Haare könnten mal wieder geschnitten werden«, sagte ich.
    Er packte sich an den Kopf. »Solange ich nicht aussehe wie Urwais.«
    Als wäre es sein Stichwort, kam dieser um die Ecke geritten. Briar half Hanna aufs Pferd und mit einem Schwung saß er auf seinem.
    »Nun erzählt mir schon, wo es hingeht. Ich bin total aufgeregt!«, sagte Hanna.
    »Du weißt nicht, wo wir hinreiten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, sag es mir Briar, aus Lilia bekomme ich nichts raus.«
    »Na gut.« Briar lächelte. »Wir reiten nach Hadassah, um euch beiden neue Stoffe für schöne Kleider zu kaufen.«
    »Wirklich? Das habe ich mir so gewünscht!« Sie lachte und jubelte.
    Urwais verdrehte nur die Augen und so ritten wir die Gasse bergab, die direkt zum Dorf führte. Rechts ging es steil eine Klippe hoch, auf der das Plateau mit dem Tempel war und links begann der Wald von Jeer-Ee. Der Wald war am Anfang schon licht und man konnte tief hineinschauen. Die Sonne war noch nicht vollständig aufgegangen, aber Teile der Dorfdächer wurden schon von den ersten Sonnenstrahlen angeleuchtet.
    Wir ritten quer durchs Dorf, in dem noch kaum einer aufgestanden war. Vereinzelt sah man Kerzenschein in den Wohnräumen oder Rauch aus den Kaminen steigen. Ansonsten war es herrlich ruhig. Ein paar Wölfe bellten und durchbrachen für einen Moment die Stille.
    »Warum hast du so nachdenklich ausgesehen, als du den Tempel verlassen hast? Ich dachte, du freust dich, der Tempelanlage endlich mal länger zu entfliehen.«
    Ach Briar, keiner kennt mich so wie du.
    »Es ist nichts«, antwortete ich und schaute auf die Zügel. Er wusste, dass das nicht stimmte, aber ich nicht darüber reden wollte. Für den Moment würde er nicht weiter nachfragen.
    Wir ritten einmal um die Klippe herum und begannen hinter den ersten Feldern zu galoppieren. Hinter den Feldern ragten rechts und links Felsen aus dem Boden, die unglaublich hoch waren. Dahinter begann die Wüste, rechts waren die Feuerberge, auch Ja-Han genannt, die sich weit erstreckten, und links der Pass von Kwarr Marrh. Am schnellsten wäre man, wenn man direkt geradeaus reiten würde, doch wir suchten den Schutz der Felsen und entschieden uns für den Pass von Kwarr Marrh zu unserer Linken.
    Je näher wir an die Felsen kamen, desto mehr Bäume und Gestrüpp wuchsen um uns. Lala jagte hier und da ein Eichhörnchen oder andere merkwürdige Tiere, deren Namen ich nicht kannte. Die Wüste zwischen Kwarr Marrh und Ja-Han war so groß, dass man die andere Seite nicht sehen konnte. Ich war noch nie in Ja-Han gewesen. Mit den Leekanern, dem Volk, das dort lebte, war nicht zu spaßen. Sie mochten es nicht, wenn man ihrem Volk zu nahe kam und würden nicht fragen, ob man Freund oder Feind war. Von Kwarr Marrh aus drohte uns keine Gefahr.
    Der Pass war laut Aussagen meines Vaters sehr breit und erst nach mehreren Tagen würde man zum Wüstenvolk, den Uhuru gelangen, wenn man nicht vorher auf den Gipfeln erfror. Von dort aus war also keine Gefahr zu befürchten, doch auch Hanna schaute immer wieder in die Berge, um sicher zu gehen, dass dort niemand war.
    Briar erklärte mir, warum sie im Dunkeln in der Arena unter dem Tempel trainierten. Es sollte ihre Sinne schärfen.
    »Als ich dich gesehen habe, wie du die Arena betreten hast, stand ich gerade hinter Urwais und wollte ihm die Stiefel verknoten«, sagte er lachend und erntete einen bösen Blick von seinem Freund. Ich stellte mir die Szene vor und musste grinsen. Nachdem Urwais antrabte, um neben Hanna zu reiten, erzählte Briar leise weiter.

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