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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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»Als ich gemerkt habe, dass er dich gehört hat und sich zum Angriff angespannt hat, bin ich losgelaufen und habe dich umgerissen.«
    »Mein ewiger Retter.«
    »Ja, aber ich habe dein Kleid zerstört«, sagte Briar und zeigte auf sein Schwert, das schräg über seinem Rücken hing. Es war so breit und ich wunderte mich, wie er es mit einem Arm überhaupt hochheben konnte.
    Etwas am Schaft seines Schwertes flatterte im Wind. Ich erkannte sofort den Fetzen Stoff, der einst zu meinem Kleid gehörte. Er hatte es aufbewahrt, geflochten und sorgfältig um den Schaft gewickelt. Es sah aus, als gehörte es schon immer dahin. Ich war begeistert, wie schön es aussah. »So habe ich dich jetzt immer dabei«, sagte er scherzhaft. Doch ich wusste, dass er es im Grunde ernst meint. »Hanna hat es mir geflochten, das kann sie echt gut.«
    Wir schlossen zu den anderen beiden auf und überredeten sie zu einem Wettrennen. Natürlich konnte ich ohne Probleme gewinnen, denn meistens hielt sich Briar zurück.
    Danach machten wir eine Rast, damit sich die Pferde und Lala erholen konnten. Wir fanden schnell eine Stelle, aus der eiskaltes Wasser den Berg herablief. Wir tranken reichlich und füllten die Wasserbeutel auf.
    Wir ritten fast den ganzen Tag in schönem Sonnenschein und es wurde erst langsam dunkel, als wir Hadassah in einiger Entfernung sahen. Wir waren uns einig, dass wir die Nacht lieber im Schutze des Waldes verbringen wollten, als an einem Ort voller Händler und übler Gestalten. Wir fühlten uns im Wald wohler. Und so schlugen wir unser Lager auf, suchten Feuerholz und holten den letzten Proviant heraus. Für Briar und mich war es ein Festschmaus, nur Urwais hatte sich bereits an das Essen im Tempel gewöhnt und kaute traurig auf einem Stück Fleisch rum. Hanna war es gewohnt, mit wenig auszukommen.
    Briar und ich waren glückselig, mal wieder in Freiheit zu sein. Lala ließ sich neben mir nieder und kaute auf einem Knochen herum, den Urwais ihr zugeworfen hatte.
    Auf einmal tauchten mitten aus der Wüste Reiter auf. Eine große Staubwolke umgab sie, weil sie so schnell galoppierten.
    »Das sind Leekaner! Versteckt euch«, sagte Briar schnell und griff nach seinem Schwert. Urwais stellte sich mit großen Augen neben ihn und es wirkte, als zittere er.
    »Das schaffen wir nie, Briar,« hörte ich ihn, als ich mit Hanna aufsprang. Wo sollten wir uns verstecken? Das Waldstück war nicht gerade sehr breit. Wenn die Reiter unsere vier gesattelten Pferde sehen würden, wäre ihnen sofort klar, dass hier noch mehr Jiri sein mussten, als nur die beiden Jungkrieger.
    Hanna rannte in den Wald und als sie in Mitten der Bäume verschwunden war, schrie sie plötzlich auf.
    Sofort drehten wir drei uns zu ihr und sahen, was sie so erschrocken hatte.
    Überall aus dem Wald traten plötzlich Krieger unseres Volkes zu uns, mit erhobenen Schwertern und in voller Kampfmontur.
    »Gideon«, sagte Briar mit Ehrfurcht in der Stimme, schlug sich an die Brust und verneigte sich.
    »Dein Vater hätte kein Königsmädchen ziehen lassen«, Gideon legte mir eine Hand auf die Schulter, »ohne genügend Schutz.«
    Ich war so froh, denn die Leekaner kamen immer näher und direkt auf uns zu. Ich konnte vier Krieger und eine Frau ausmachen, bei den Leekanern kämpften auch die Frauen so gut wie die Männer.
    »Geht trotzdem in Deckung, wir regeln das.«
    Als die Leekaner die Krieger der Jiri sahen und ihre Chancen abzählten, rissen sie die Zügel rum und strebten Richtung Hadassah. Die Kriegerin lächelte mich erst an und streckte dann ihre Zunge weit heraus.
    Immer wieder schrie sie, um ihr Pferd anzutreiben. Die rote Mähne wehte im Wind und verdeckte die meisten Teile ihres mit Brandmalen übersäten Rückens. Ein widerliches Volk, hatte meine Mutter immer gesagt. Aber sie jetzt zu sehen, in ihrer spärlichen Bekleidung, die nicht mal die Stellen verhüllte, die mein Nachthemd verbarg, war entsetzlich.
    Zum Glück waren die Krieger des Tempels bei uns gewesen, auch wenn es zeigte, dass mein Vater Urwais und Briar nicht zutraute, uns zu schützen.
    Die zehn Krieger, die uns den ganzen Tag gefolgt waren, schlugen ihr Lager in unserer Nähe auf und wir konnten sie ab und zu lachen hören.
    »Erzählt mir vom Obersten«, sagte Briar irgendwann und ich verschluckte mich beinahe am Brot, das ich über dem Feuer heißgemacht hatte.
    »Was soll es da zu erzählen geben?«, fragte ich spöttisch.
    »Na, was fällt euch ein, wenn ihr an ihn denkt?«
    Hanna

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