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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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und ist dann auf mich losgegangen.«
    Urwais verneigte seinen Kopf noch tiefer. Was für ein fataler Fehler, die Tochter des Hauptmanns anzugreifen, doch ihn traf keinerlei Schuld. Seine braunen Locken standen wild in alle Himmelsrichtungen und man konnte sein Gesicht kaum erkennen.
    »Es tut mir so leid. Verzeih mir Lilia, ich wusste nicht, dass du …«
    »Schon gut«, beruhigte ich ihn und half ihm wieder auf die Beine. Seine Arme waren noch immer dürr, auch nach wochenlangem Training. Neben Briar wirkte er hager und schmächtig. »Ist ja nichts passiert. Außer, dass meine Stoffe ganz ruiniert sind.«
    Da, wo vorher noch meine Stoffrollen lagen, verteilten sich nun einige Fetzen in verschiedenen Farben. Jetzt kam mir eine grandiose Idee. »Vater, ich brauche dringend neue Stoffe!«
    Ich hob die Stoffrollen hoch und zeigte auf die zerrissenen Flächen. »Du weißt doch, wie wichtig es ist, dass ich gut gekleidet bin, wenn ich meinen Tanz aufführe. Ich habe heute die letzten schönen Stoffe gekauft. Der Rest ist nicht zu gebrauchen.«
    Mein Vater verzog ungläubig den Mund. Er wusste, dass es mir im Grunde egal war, wie ich aussehen würde, wenn ich tanzte. »Kann Briar mich und Hanna nach Hadassah begleiten? Ich muss etwas Besonderes tragen, das weißt du.«
    Flehend blickte ich ihn an.
    »Na gut, ich werde mit Kinthos sprechen, aber Urwais wird euch begleiten. Ihr seid die nächsten zwei Tage vom Training befreit. Aber nur, weil die Stoffe so wichtig sind.«
    Ich lächelte Briar an, der seine Miene nicht verzog. War es ihm vielleicht nicht recht? Egal. Jetzt war es so.
    Vor lauter Freude fiel ich meinem Vater um den Hals und küsste ihn auf die Wange. Er blieb starr und zeigte vor seinen Rekruten den starken Krieger.
    Am nächsten Morgen wurde ich früh wach und ging leise zu Hannas Bett, um sie zu wecken. Ich freute mich so sehr auf die kommenden zwei Tage mit Briar weit weg vom Tempel, dass ich sie verrückt angrinste.
    »Was ist los? Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen!«, sagte sie schlaftrunken.
    »Steh auf, ich habe eine Überraschung für dich.« Am Abend zuvor hatten wir keine Gelegenheit mehr gehabt, uns zu unterhalten. Hanna liebte Überraschungen und so sprang sie erfreut auf.
    »Zieh dir etwas an, in dem du lange reiten kannst!«, sagte ich ihr. Ich selbst entschied mich für eine Hose aus Leder, in der ich bequem den ganzen Tag im Sattel sitzen konnte, Schnürstiefel und eine lockere Bluse. Lächelnd knotete ich die weiße Bluse am Hals zu und ließ die rechte Schulter etwas herausschauen. Die Haare flocht ich zu einem lockeren Zopf und ließ ihn den Rücken hinunter hängen. Hanna war ebenfalls schnell angezogen und stellte mir neugierige Fragen.
    »Hat es etwas mit Kinthos zu tun?« Sie sah mich erfreut an.
    »Nein, leider nicht. Aber ich verspreche dir, wenn wir zurück sind, werde ich ihn zu einem Treffen mit dir überreden.«
    Ihre Freude legte sich ein bisschen, aber noch immer summte sie eine schöne Melodie.
    Im Hof konnte ich bereits die Pferde hören, die man uns gesattelt hatte. Ich warf mir grad eine Tasche mit Geld, Proviant und einem Wasserschlauch über die Schulter, als es an der Tür klopfte.
    Ich dachte, es sei Briar und machte mit einem breiten Grinsen auf, doch vor mir stand meine Mutter. Sie war extra früh aufgestanden und hatte sich auf den Weg in den Tempel gemacht, um mir noch ein paar Felle für die Nacht mitzugeben. Sie trat ein, zog mir sofort die Bluse gerade und legte den Zopf über die Schulter, damit meine Narben verdeckt wurden.
    »Das muss doch nicht jeder sehen«, sagte sie vorwurfsvoll und strich über die Striemen. Ich schob ihre Hand weg.
    »Briar findet sie schön«, gab ich patzig zur Antwort.
    »Briar soll dich nicht schön finden, vergiss das nicht. Du sollst dem Obersten gefallen. Sonst keinem.«
    Hanna sagte nichts, sondern stellte sich stumm neben mich. Meine Freude war verflogen und ich hoffte, dass Briar sie schnell zurückholen würde.
    Meine Mutter nahm mein Kinn in ihre zarten Hände und zog mein Gesicht näher. »Meine Schöne. Pass auf dich auf und sei anständig.«
    Sie küsste mich auf die Stirn und klemmte die Felle unter meinen Arm. Dann verabschiedete sie sich und wenig später gingen auch Hanna und ich aus dem Zimmer.
    Als ich Briar zusammen mit drei schwarzen Prachtpferden sah, erhellte sich meine Miene sofort.
    »Die sind ja wunderschön«, rief ich und warf meinen geflochtenen Zopf von der Schulter nach hinten.
    »Ja, das sind sie,

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