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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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den Kopf und lief rot an.
    »Schon gut. Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.«
    Ich zog an ihrer Hand. »Lass uns ruhig gehen, ich muss gleich noch zum Schmied.«
    Hanna sah mich verwundert an, weil sie nicht wusste, was ich beim Schmied wollte. Aber das würde sie noch früh genug erfahren.
    Als wir die Tempelanlage verließen, kamen wir schnell zu der Gruppe von Wachen. Ich musste an den Abend mit Kinthos denken und daran, wie wir uns im Dunkeln an ihnen vorbeigeschlichen hatten. Hanna und ich schlenderten auf sie zu und sie begannen zu tuscheln.
    »Wohin des Weges, schöne Frauen?«, sagte einer von ihnen und verbeugte sich vor uns. Hanna gefiel das sehr gut und sie lächelte breit.
    »Wir möchten ins Dorf.«
    »Das geht leider nicht allein. Zwei unserer Männer werden Euch begleiten. Ihr dürft nicht allein gehen.«
    »Kein Problem«, sagte Hanna. »Dann haben wir jemanden, der uns beim Tragen hilft.«
    Ich fand es nicht lustig, denn ich wollte eigentlich ungestört sein, doch das war wohl nicht möglich.
    Nachdem ich beim Schmied war und dort alles so verlaufen war, wie ich es gehofft hatte, trat ich wieder raus zu Hanna und den beiden Kriegern. Die Dorfbewohner starrten uns an und tuschelten, doch das war ich bereits gewohnt. So war es schließlich immer gewesen, wenn ich allein oder mit Kinthos im Dorf war.
    Hanna steuerte auf einen Stand mit Beeren und Marmeladen zu. Die Verkäuferin war Hannas Mutter, sie sahen sich sehr ähnlich. Als sie uns jetzt sah, schrie sie laut auf und rannte auf uns zu. Die beiden umarmten sich und Hanna stellte mich ihrer Mutter vor. Sie verneigte sich vor mir, was mir unangenehm war. Hanna erzählte in einem rasanten Tempo alle Ereignisse der letzten Tage. Als Hannas Mutter nach Kinthos fragte, erzählte ihr Hanna, dass Kinthos sie noch besser kennenlernte, aber es bisher noch keine gute Gelegenheit gab. Als die beiden wieder in schnellem Tempo miteinander sprachen, schweifte mein Blick den Hang hinauf zu Briars und Karthanes Haus. Was hatte ich dort für eine schöne Zeit erlebt.
    Hanna riss mich aus meinen Gedanken: »Hey, komm!«
    Sie zog mich zu einem Stand mit Tüchern, Kleidern und unterschiedlichen Gewändern.
    »Wahnsinn, sieh dir das an! Fühlst du das?« Sie drückte mir Stoffe in die Hand, doch ich konnte keinen Unterschied feststellen. Wir beluden die Wachen mit Stoffen und angesichts der Temperaturen fanden sie es nicht gerade angenehm. Obwohl schon Herbst war, war es recht heiß und wir mussten den steilen Gang wieder hinauflaufen, doch sie ließen sich nichts anmerken. Ich hatte mich ebenfalls für ein paar Stoffe entschieden und nahm sie den Wachen ab, als wir das Plateau erreichten.
    »Danke, es geht schon, geht ruhig wieder auf euren Posten«, sagte ich und nahm ihnen die Stoffrollen ab. Hanna war noch beladener als ich.
    »Ich werde mich sofort dransetzen, uns etwas zu nähen. Schade, dass sie nicht mehr Auswahl hatten. Wir haben ja fast alles aufgekauft. In Hadassah gibt es viel schönere Stoffe.«
    Im Tempel trennten sich unsere Wege, denn ich wollte noch zu meinem Vater. Ich irrte durch den Tempel, vorbei an der Kaserne, doch dort war niemand. Im Park war auch keiner und die ungewöhnliche Stille verunsicherte mich. Mein Vater war nirgends zu finden. Vielleicht waren sie ausgeritten, denn auch die Reitkunst musste den Kriegern beigebracht werden. Aber da hat Briar ja leichtes Spiel. Sie konnten auch im Keller sein. Ich war noch nie dort gewesen und so irrte ich durch die Gewölbe des Tempels und suchte nach meinem Vater. Auch die anderen Jungkrieger waren nicht auffindbar. Der Schein der spärlichen Fackeln beleuchtete die schmalen Gänge und hin und wieder gabelte sich der Weg. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich verlaufen und wusste nicht mehr, wo ich war oder wie ich von dort wieder zurückfinden konnte. Die Luft wurde immer kühler und ich vermutete, dass hier bereits der Teil des Tempels lag, der in die Wand zu Ja-Han gelassen wurde.
    Ich befand mich nun im Gestein und war verwundert, als ein Raum sich vor mir auftat, der eine Art Arena war. Sie war dunkel wie die Nacht, doch die Neugier zog mich trotzdem hinein. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit, schon gar nicht im Tempel. Niemand kam unbemerkt in den Tempel hinein, mir drohte bestimmt keine Gefahr. Und doch wirkte etwas an dieser Arena bedrohlich, zumal es hier so still war, dass ich nur meinen Atem hörte. Hoch oben brannten Kerzen, aber ihr Schein reichte nicht bis zu mir nach

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