Das Kommando
lange anzuheuern pflegte, bis er sie satt hatte und durch andere ersetzte. An den beiden Enden des Séparées saßen zwei Männer – höchstwahrscheinlich Vettern des Prinzen, von denen er angeblich über dreitausend besaß.
Fast hätte David Zhong übersehen. Angesichts seines mächtigen Körpers bedeutete es eine beachtliche Leistung, sich hinter einer Säule und einem großen Farn zu verstecken, der in einem Blumenkübel stand. Er zwinkerte Zhong zu, einfach um ihm zu zeigen, dass er ihn gesehen hatte. Das Gesicht des Chinesen blieb reglos wie das einer Sphinx.
Als David auf den Tisch zutrat, nahm Prinz Omar seine Hände von den beiden jungen Frauen unmittelbar links und rechts von ihm und wandte ihm begeistert die erhobenen Handflächen zu. »Es freut mich aufrichtig, dass du kommen konntest.« An seine übrigen Gäste gewandt, sagte er mit verschwörerischem Zwinkern: »David ist ein Mann mit vielen Gaben und wird bald sehr berühmt sein.« Die beiden Araber nickten, als wüssten sie mehr, als sie wissen durften.
Die jungen Frauen warfen ihm kokette Blicke zu und begannen dann, kichernd auf Französisch miteinander zu reden. Ohne auf sie zu achten, sah David den Prinzen missbilligend an.
Prinz Omar, der nicht wollte, dass der seiner Ansicht nach häufig viel zu ernste David bei seiner kleinen Gesellschaft den Spielverderber machte, forderte ihn auf, sich zu setzen, und bedeutete einem seiner Vettern mit einer Handbewegung, er möge David Platz machen.
»Komm, setz dich zu uns. Wir wollen feiern.« Dann rief er dem Kellner zu, der in der Nähe des Séparées bereitstand: »Champagner… noch mehr Champagner!«
David hob einen Arm, sodass der Kellner mitten in der Bewegung erstarrte. Mit einem Lächeln sagte er, wobei er sich aus der Hüfte heraus verbeugte: »Mein Prinz, dürfte ich kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen?« Der Blick seiner dunklen Augen zeigte an, dass das keine Bitte, sondern eine Aufforderung war.
»Aber natürlich.« Prinz Omar klatschte zweimal in die Hände und forderte durch Handbewegungen dazu auf, dass man den Tisch beiseite räumte. Er dachte nicht daran, seinen fülligen Leib aus dem Séparée herauszuzwängen.
Auf ein Fingerschnippen des Kellners hin eilten zwei Pagen herbei, um den Tisch fortzuschaffen. Wortlos verließ der Prinz das Séparée und fasste David am Ellbogen. Mit einem besorgten Blick fragte er: »Ist etwas nicht in Ordnung?«
David bemühte sich, gelassen zu erscheinen. Er war bereit, das Doppelte der zehn Millionen Dollar, die ihm Prinz Omar vor weniger als einer Woche gegeben hatte, darauf zu verwetten, dass er ihr Geheimnis ausgeplaudert hatte und auch andere Mitglieder der Herrscherfamilie Saudi-Arabiens es kannten.
»Wer sind die beiden Männer?«
»Natürlich Vettern von mir.«
»Aha… habe ich es mir doch gedacht. Und was haben Sie ihnen erzählt?«
»Nichts.«
David sah ihn zweifelnd an.
Der bei einer offensichtlichen Lüge ertappte Prinz sagte: »Nichts Wichtiges. Nur, dass du ein bedeutender Mann bist, der das Gesicht der Welt verändern wird. Ein wahrer Kämpfer für das arabische Volk.«
David stieß einen unbehaglichen Seufzer aus. Er musste ernsthaft mit dem Mann reden und würde mindestens eine Stunde lang dessen ungeteilte Aufmerksamkeit brauchen. »Ich habe großen Hunger, und ich muss unbedingt mit Ihnen reden.«
Der Prinz sah zu den anderen. »Gut, dann setzen wir uns doch wieder…«
»Nein. Nur Sie und ich.« Der Prinz ließ den Blick mehrfach zwischen David und dem Tisch hin und her wandern.
David war klar, dass er die Frauen nicht gern verlassen wollte. »Die können warten. Sie werden die ganze Nacht Gelegenheit haben, sich an ihnen zu erfreuen. Jetzt brauche ich eine Stunde Ihrer Zeit.«
Schließlich erklärte sich Prinz Omar bereit. Nachdem er einen seiner Vettern herheigewinkt und die Situation erklärt hatte, führte ein Kellner ihn und David an einen eigenen Tisch in einer entfernten Ecke des Restaurants.
David war nicht sicher, wie er beginnen sollte. Schon oft hatte er betont, wie wichtig es sei, niemandem ihre Pläne mitzuteilen. Da der Mann bisher jeden seiner Wünsche erfüllt hatte, musste er ihn mit Samthandschuhen anfassen.
Andererseits gab es Situationen, in denen es unerlässlich war, offen seine Meinung zu sagen. Wie die letzten vierundzwanzig Stunden gezeigt hatten, war das, was sie taten, äußerst gefährlich, und wenn auch im Augenblick David in vorderster Linie stand und die Gefahren auf sich nahm,
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