Das Kommando
Prinzen, und ihm ging ein Licht auf. Der eigentliche Grund dafür, dass der Mann den Mund nicht halten konnte, war sein Geltungsdrang. Trotz seiner finanziellen Erfolge hatte ihn das Herrscherhaus – unter anderem wegen seines ausschweifenden Lebensstils – nicht als Thronanwärter ausersehen, und jetzt gab er sich doppelt Mühe, vor den Augen der königlichen Familie, die ihn nicht ernst nahm, als bedeutende Persönlichkeit zu erscheinen. Aber in einem Land, in dem über neun Zehntel der Bevölkerung überzeugte Muslims waren, kam jemand wie Omar als Kronprinz keinesfalls in Frage, denn vom späteren König wurde erwartet, dass er sich zumindest den Anschein gab, die Lehren Mohammeds zu befolgen.
»Mein Prinz, bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass die Amerikaner auf keinen Fall erfahren dürfen, was wir tun, und nebenbei bemerkt auch nicht die Franzosen, die Israelis oder sonst jemand.«
Prinz Omar verzog das Gesicht. »Die Amerikaner fürchte ich nicht. Sie würden es nicht wagen, Hand an mich zu legen. Meine Familie könnte die ganze amerikanische Volkswirtschaft zugrunde richten.« Er schnippte verächtlich mit den Fingern.
David war versucht, darauf hinzuweisen, dass der königliche Schatz der Saudis gegenüber früher deutlich dahingeschwunden war. Außerdem hatten sie so viel Geld in den Vereinigten Staaten investiert, dass sie sich ins eigene Fleisch schneiden würden, wenn sie den Amerikanern den Ölhahn zudrehten. Prinz Omar befand sich nicht annähernd auf so sicherem Boden, wie er anzunehmen schien, doch würde es David nie gelingen, ihn davon zu überzeugen. Sein Luxusleben vermittelte ihm ein völlig falsches Bild von seiner wahren Bedeutung.
»Sie dürfen keinesfalls vergessen«, fuhr David fort , »dass wir unser Ziel nur dann erreichen können, wenn es uns gelingt, die Völkergemeinschaft davon zu überzeugen, dass Israel unregierbar geworden ist.«
Der Prinz schüttelte den Kopf. »Der Schlüssel zu unserem Plan liegt darin, dass wir meinen Bruder dazu bringen, Amerika mit einem Ölembargo zu drohen. Dann werden die Leute dort aufwachen.«
»Gewiss, das ist äußerst wichtig, aber wenn Sie wollen, dass wir Erfolg haben, dürfen die Amerikaner auf keinen Fall erfahren, was wir beabsichtigen.«
Der Prinz nahm unwirsch die Speisekarte zur Hand.
»Schluss jetzt damit. Ich dachte, du hast Hunger.« Er wies auf die Karte, die vor David lag. »Wir wollen essen, und dann berichtest du mir von gestern Abend.«
David warf einen Blick auf die erste Seite der Karte. Er musste an ein Gespräch denken, das er schon vor einigen Monaten mit dem Prinzen geführt hatte, und unternahm einen letzten Versuch, ihn zum Schweigen zu veranlassen. Über seine Speisekarte hinweg sagte er:
»Schenken Sie niemandem Ihr volles Vertrauen, auch mir nicht, und auf keinen Fall Ihren Angehörigen. Sie haben selbst gesagt, dass einige Ihrer Verwandten für Ihren Geschmack viel zu sehr mit den Amerikanern unter einer Decke stecken. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass es in Ihrer Familie prowestlich eingestellte Menschen gibt, die Ihnen Ihren Erfolg neiden und die Sie an die Amerikaner verraten würden, ohne mit der Wimper zu zucken.« Nach diesen Worten warf der Prinz seine Karte so heftig auf den Tisch, dass die Wassergläser tanzten und die Kerzenflamme flackerte. »Und was würden die Amerikaner dann tun?«, höhnte er. »Etwa ein Mitglied der saudi-arabischen Herrscherfamilie umbringen? Nie im Leben!«
David nickte, hauptsächlich, um ihn zu beruhigen. Der Temperamentsausbruch hatte Aufmerksamkeit erregt, und das war nicht in Davids Sinn. Vermutlich hatte der Prinz insofern Recht, als ihn die Amerikaner wahrscheinlich nicht töten würden. Aber sie konnten mit Leichtigkeit jemanden finden, der das in ihrem Auftrag tat, und wenn es galt, David aus dem Weg zu räumen, würden sie ohnehin keine Sekunde zögern.
Erneut warf er einen Blick auf seine Speisekarte und beschloss, dass es das Beste sei, das Thema zu wechseln.
»Wie stehen die Dinge mit dem Botschafter?«
»Bestens«, gab ihm Prinz Omar ungnädig Antwort.
»Devon hat ihm bereits die Hälfte des Geldes telegrafisch angewiesen. Die andere Hälfte schickt er am Montag. Dann haben wir den Mann in der Hand.«
David war froh, das zu hören. Der französische Botschafter bei den Vereinten Nationen war ein wesentlicher Bestandteil ihres Gesamtplans. Die Sache mit Hebron hatte sich besser angelassen, als er sich hätte erträumen können. Freidman hatte zu
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