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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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überzeugen, dass es besser war, Freidman auf seinem Posten zu belassen und sich bei passender Gelegenheit für seine eigenen Zwecke des schlechten Gewissens zu bedienen, das er Hayes gegenüber vermutlich hatte.
    Der Präsident sah auf die Uhr. »Wie spät ist es jetzt da drüben?«
    »Zwanzig nach zwei am Nachmittag. Es sind sieben Stunden Zeitunterschied.«
    »Und wann haben Sie ihn angerufen?«
    »Vor etwa einer halben Stunde.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. In Wirklichkeit lag der Anruf eine volle Stunde zurück, doch sah sie keinen Grund, den Präsidenten noch mehr aufzubringen.
    »Dann rufen Sie ihn eben noch mal an!«, blaffte Hayes sie an. »Und sagen Sie ihm, dass ich Antworten will!« Er wies auf einen der Bildschirme und sagte vorwurfsvoll: »Die Israelis haben ein ganzes palästinensisches Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht. Dabei sollen über hundert Menschen ums Leben gekommen sein. Das ist eine verdammte Sauerei.«
    Unbehaglich richtete sie den Blick zu Boden und hob ihn dann wieder, wobei sie aber nicht den Präsidenten ansah, sondern sein Spiegelbild. Er war in letzter Zeit äußerst reizbar geworden. »Sir«, sagte sie beschwörend , »Sie wissen doch, dass die Palästinenser grundsätzlich übertreiben, wenn es um die Zahl der Opfer geht.«
    Er nahm einen der schwarzen Griffe des Trimmgeräts in eine Hand und regelte mit der anderen dessen Geschwindigkeit herunter. »Haben Sie die Aufnahmen gesehen?«, fragte er etwas weniger ungehalten.
    »Ja.«
    »Und finden Sie nicht auch, dass das entsetzlich aussieht?«
    »Ja, Sir. Trotzdem sollten wir keine übereilten Schlüsse ziehen. Lassen Sie mich erst einmal weitere Informationen einholen.«
    Er nickte und begann etwas weniger angestrengt zu atmen. Da ihm zu Bewusstsein kam, dass er eine Beraterin, der er mehr vertraute als vielen anderen, ein wenig hart angefahren hatte, fragte er: »Haben Sie sich gestern Abend gut amüsiert?«
    »Ja. Es war eine sehr angenehme Gesellschaft, Sir.«
    »Gut.« Wieder wischte er sich die Stirn. »Wie sieht es auf den Philippinen aus?«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und rückte ihre Brille zurecht. »Ich habe gute Nachrichten. Die Familie Anderson und auch sämtliche Angehörige der Streitkräfte, die an der Rettungsaktion beteiligt waren, befinden sich wohlbehalten an Bord der Belleau Wood. «
    Als hätte ihm jemand ein unerwartetes Geschenk gemacht, trat auf das Gesicht des Präsidenten ein Ausdruck, in dem sich Freude und Verwirrung mischten. Mit einem Blick auf die Wanduhr sagte er: »Sollte das Unternehmen nicht erst in einer oder zwei Stunden stattfinden?«
    »Nun, im Laufe des Abends haben sich verschiedene neue Gesichtspunkte ergeben, Sir, die es sinnvoll erscheinen ließen, die Sache ein wenig vorzuziehen.« Kennedy wusste, dass der Präsident nicht an Erfolgen herumzumäkeln pflegte. Wie bei guten Führungskräften üblich, delegierte er Vollmachten und erwartete dafür Ergebnisse.
    »Ein Tropengewitter ist aufgezogen«, erklärte sie weiter, »und es bestand die Gefahr, dass unsere Maschinen nicht fliegen konnten. Außerdem hat es der heftige Regen ermöglicht, unsere Truppen früher als angenommen an Ort und Stelle zu bringen. Diese günstige Konstellation wollten wir unbedingt ausnutzen und haben daher grünes Licht gegeben. Wie gesagt, ist die Sache ohne die geringsten Schwierigkeiten abgelaufen.« Sie war versucht hinzuzufügen, dass Rapp verwundet war, doch behielt sie diese wertvolle Information besser erst einmal für sich.
    Der Präsident strahlte. »Wunderbar! Und wann kommen sie hier an?« Der Politiker in ihm freute sich bereits darauf, die gerettete Familie vor den Augen der Öffentlichkeit begrüßen zu können.
    »Solange das Unwetter tobt, müssen alle auf dem Schiff bleiben. Sie könnten aber schon morgen oder Montag hier sein.«
    »Und wie geht es den Andersens?«
    »Ziemlich gut«, gab ihm Kennedy Auskunft. »Sie sind ein wenig unterernährt und voller Insektenstiche, aber ansonsten bei guter Gesundheit.«
    Der Präsident ließ das Gerät auslaufen und ging zu einem Laufband hinüber. »Und ihr psychischer Zustand?« Er drückte mehrere Knöpfe, worauf sich das Band in Bewegung setzte.
    Kennedy konnte nur vermuten, welche Schrecken diese Menschen durchgemacht haben mochten. Aus Geheimdienstberichten über andere Entführungen wusste sie, dass die Abu Sayyaf und die MILF insofern vergleichsweise human waren, als sie weder folterten noch vergewaltigten, vor allem, wenn es

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