Das Kommando
sagte er sich. Über Funk mahnte er seine Leute, Ruhe zu bewahren. Sie hatten das alles schon früher erlebt.
Kaum begannen sich die schweren Torflügel zu öffnen, drängten sich die Demonstranten an den vier Polizeibeamten vorbei, die sie zurückzuhalten versuchten. Doran hatte seine Männer angewiesen, jeden Demonstranten, der töricht genug war, durch das offene Tor auf das Botschaftsgelände laufen zu wollen, unverzüglich zu Boden zu werfen. Da die Demonstranten bei früheren Gelegenheiten gesehen hatten, wie die Shin Bet gegen Eindringlinge vorging, blieben sie jedoch unmittelbar an der Bordsteinkante stehen. Quälend langsam schob sich der vorausfahrende Wagen durch die Menge. Unmittelbar hinter seiner Stoßstange folgte die Limousine des Botschafters.
Die Demonstranten keilten die Fahrzeuge ein und begannen sich wie verrückt gewordene Schimpansen in einem Safaripark aufzuführen. Sie hämmerten mit den hölzernen Stangen ihrer Protestplakate auf das Blech und zerkratzten mit Autoschlüsseln den Lack. Als aus dem Nichts über die Schulter eines der Polizeibeamten hinweg ein Metallzylinder herangeflogen kam, erstarrte Doran. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ohnmächtig zuzusehen, denn es wäre gegen alle Sicherheitsvorschriften, wenn er ein Fenster oder eine Tür öffnete. Im nächsten Augenblick bedeckte eine Schicht orangeroter Day-Glo-Leuchtfarbe die Windschutzscheibe und die Seitenfenster des Cadillac.
Als die drei Wagen die Menge hinter sich hatten, fluchte Doran leise. Dann drückte er auf den Sprechknopf seines Funkgeräts und forderte seine Männer am Tor auf, den Täter festzunehmen. Diesmal würde er darauf bestehen, dass Anklage erhoben wurde und der Idiot die vor amerikanischen Gerichten durchsetzbare Höchststrafe erhielt.
Sicher würde der Botschafter jetzt verlangen, dass sie anhielten, damit die Farbe entfernt wurde und er nicht mit einem Wagen vor dem Weißen Haus vorfahren musste, dem die Misshandlungen durch die Vandalen anzusehen waren. Allerdings war Doran entschlossen, ihm nicht nachzugeben. Auf keinen Fall durfte der Wagen in einem nicht gesicherten Bereich anhalten, nur damit er gesäubert werden konnte. Für solche Fälle verfügte der Geheimdienst über eine Dampfstrahl - Waschanlage in einem gesicherten Bereich, in der sich die Sache in wenigen Minuten erledigen ließ.
Der Summer der Sprechanlage im Wagen ertönte, und Doran meldete sich. Er hörte dem Botschafter einige Sekunden lang zu, bevor er antwortete. »Nein.« Wie erwartet verlangte er, dass der Wagen gesäubert wurde. Als der Botschafter Luft holen musste, erklärte Doran:
»Wir halten nicht an, Exzellenz, das ist mein letztes Wort.«
Mit einem gequälten Seufzer legte er auf. Zwar fürchtete er die Standpauke, die ihn erwartete, wenn sie wieder in der Botschaft waren, aber er war überzeugt, dass er Recht hatte. Seine Aufgabe war es, sich um die Sicherheit zu kümmern, und die des Botschafters, sich auf die Diplomatie zu konzentrieren.
63
Als der Präsident aufstand, erhoben sich auch alle anderen. Er durchquerte das Oval Office und begrüßte den Botschafter Saudi-Arabiens herzlich. Die Hand des Prinzen mit beiden Händen umschließend, sagte er: »Danke, dass Sie gekommen sind.«
Kennedy entging das gequälte Lächeln auf dem Gesicht des Botschafters nicht. Offensichtlich hatte er nichts Angenehmes mitzuteilen. Sie beobachtete aufmerksam, wie er durch den Raum ging und den Anwesenden die Hand schüttelte. Der sonst so liebenswürdige Mann wirkte wie ausgewechselt und sah der Außenministerin und dem Verteidigungsminister kaum in die Augen. Bei der Begrüßung von Valerie Jones und Michael Haik verhielt er sich eine Spur weniger reserviert, doch bei General Flood und Kennedy begnügte er sich mit einem angedeuteten Nicken aus größerem Abstand.
Als der Präsident und sein Besucher in den beiden Sesseln am Kamin Platz genommen hatten, verteilten sich die anderen Anwesenden auf die Sofas. Trotz der warmherzigen Begrüßung durch den Präsidenten legte sich eine kühle Stimmung über den Raum. Prinz Abdul Bin Asis sah zu Boden und wartete darauf, dass jemand das Eis brach.
Valerie Jones nahm sich dieser Aufgabe an. »Hoheit, wir möchten Ihnen versichern, dass wir das Attentat auf den palästinensischen Botschafter sehr ernst nehmen.«
Der Prinz hielt den Kopf gesenkt und sah unter seinen dunklen Augenbrauen zu ihr empor. »Und was tun Sie im Hinblick auf den Angriff gegen die Zivilbevölkerung von
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