Das Kommando
betäubend. Nach langem Schweigen schüttelte der Prinz den Kopf. »Müssen Sie eigentlich immer Israel begünstigen?« Er sagte das mit verzweifelter Stimme, kaum laut genug, dass alle Anwesenden es hören konnten.
»Eure Hoheit«, sagte die Außenministerin so warmherzig, wie ihr das möglich war, »Sie wissen besser als jeder andere, wie kompliziert die Dinge sind.«
»Da haben Sie Recht«, bestätigte er seufzend. »Und unglücklicherweise werden sie demnächst noch viel komplizierter sein.« Er wandte sich an den Präsidenten.
»Meine Regierung bittet darum, dass Sie als Zeichen Ihrer Freundschaft zu unserem Land heute Nachmittag für die von den Franzosen eingebrachte Entschließung stimmen, mit der die Schaffung eines Palästinenserstaates gefordert wird.«
Der Präsident schluckte und schüttelte dann betrübt den Kopf. »Abdul, ich brauche Zeit.«
»Wofür, Mr. President? Damit Sie Frankreich davon überzeugen können, dass es die Entschließung zurückziehen soll?« Jetzt war Bin Asis mit Kopfschütteln an der Reihe. »Es ist an der Zeit, das Blutvergießen zu beenden. Für Sie ist der Augenblick gekommen zu beweisen, dass Amerika in dieser Frage gerecht sein kann. Ich bitte Sie, Mr. President – die arabischen Völker müssen sehen, dass Sie bereit sind, mit Israel zu brechen, wenn es sich ins Unrecht setzt.«
Berg versuchte, Bin Asis vom Präsidenten abzulenken. »Eure Hoheit, ich versichere Ihnen, dass das amerikanische Volk Frieden im Nahen Osten wünscht, doch das braucht Zeit.«
»Und ich kann Ihnen meinerseits versichern, dass die arabischen Völker einen palästinensischen Staat wünschen und es müde sind, darauf zu warten.« Erneut wandte er sich an den Präsidenten und sagte mit aufrichtiger Besorgnis: »Ich sage das ungern, Mr. President, aber man hat mich aufgefordert, Ihnen mitzuteilen, dass es weit reichende Konsequenzen haben würde, falls Amerika heute Nachmittag sein Veto gegen die französische Entschließung einlegt.«
»Welche?«, fragte Hayes.
Bin Asis holte tief Luft und erklärte: »Der Kronprinz wird sofort alle Öllieferungen an Amerika einstellen, und er hat von den anderen OPEC-Staaten am Golf die Zusicherung bekommen, dass sie ebenso verfahren werden.«
64
Die Worte des Botschafters trafen alle Berater des Präsidenten wie eine Abfolge von Schockwellen. Niemand sprach, bis Bin Asis gegangen war. Es gab nichts zu sagen. Präsident Hayes hatte den saudischen Botschafter noch einmal gebeten, ihnen mehr Zeit einzuräumen, doch dieser hatte nicht nachgegeben. Es sei an der Zeit, kühne Schritte zu tun und Gerechtigkeit walten zu lassen. Weiteres Warten, ob eine Woche oder einen Monat, würde lediglich bedeuten, dass man Israel Möglichkeiten verschaffte, sich ganz Palästina anzueignen.
Kennedy sah zu, wie Valerie Jones den Botschafter aus dem Raum geleitete und ihm im verzweifelten Bemühen auf den Korridor folgte, ihn zum Einlenken zu bewegen. Niemand brauchte ihr zu sagen, was sie zu tun hatte. Sie stand auf, trat zum Schreibtisch des Präsidenten, nahm den Hörer seines abhörsicheren Telefons ab, gab eine aus zehn Ziffern bestehende Nummer ein und wartete darauf, dass sich der stellvertretende Geheimdienstleiter Charles Workman meldete. Nach dem dritten Klingeln war er am Apparat.
»Charlie, für den Fall, dass wir gegen die französische Entschließung bei der UNO ein Veto einlegen, brauche ich umgehend einen Bericht über alles, was in den letzten achtundvierzig Stunden zwischen Saudi-Arabien und den anderen Golfstaaten über ein mögliches Ölembargo gegen uns gesagt worden ist.«
Sie hörte seiner Antwort einen Augenblick lang zu und sagte: »Nein, aus erster Hand. Gerade hat Botschafter Bin Asis den Präsidenten von den Absichten der Saudis unterrichtet.« Wieder hörte sie zu und sagte dann:
»Ja. Nutzen Sie jede verfügbare Quelle. Ich brauche im Lauf der nächsten Stunde verlässliches Material.«
Als sie sich umwandte, erkannte sie, dass der Präsident sie wie versteinert ansah. Der Verteidigungsminister meldete sich aufgeregt zu Wort. »Mr. President, man könnte das Embargo als Kriegserklärung auffassen.«
»Interessant, Rick«, bemerkte die Außenministerin.
»Das haben auch die Japaner gesagt, als wir 1941 ein Öl und Stahlembargo verhängt haben.«
Der Präsident sah zu ihr hin, ohne auf den historischen Vergleich zu achten. »Ob die Saudis bluffen?«
Berg schien von der Mitteilung weniger erschüttert zu sein als die anderen. »Ich bin nicht
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