Das Kommando
sicher. Die Vertreter der Golfstaaten sind als Maulhelden bekannt.«
»Und das bedeutet?«
»Dass es jetzt so aussehen mag, als ob sie mit einer Stimme sprechen, aber niemand weiß, wie das nächste Woche aussieht. Teils stecken sie in den roten Zahlen, teils kratzen sie an der schwarzen Null herum.« Sie machte eine Handbewegung, als wolle sie eine Münze werfen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ein gemeinsames Embargo lange durchhalten. Sicher, wir sind auf das Öl angewiesen, aber sie brauchen unser Geld.«
»Wir können nicht zulassen, dass es auch nur einen einzigen Tag lang ein Embargo gibt«, erklärte Sicherheitsberater Haik. »Die bloße Ankündigung könnte eine weltweite Rezession auslösen. Die Märkte würden über Nacht um zehn bis zwanzig Prozent einbrechen.«
»Wie steht es mit unseren Ölreserven?«, erkundigte sich Culbertson. »Wir können doch unsere Einfuhren aus Venezuela und den GUS-Staaten steigern… und wenn es gar nicht anders geht, in Alaska bohren.«
»Wer sagt denn, dass sich Venezuela und die Russen denen nicht anschließen?«, gab Haik hitzig zur Antwort. »Außerdem brauchen wir dafür einen ziemlich langen Vorlauf. Möglicherweise hätte man zwei Monate nach Beginn des Embargos den normalen Stand in etwa wieder erreicht. Mir macht aber etwas ganz anderes Sorgen, nämlich die verheerende Wirkung eines solchen Embargos auf unsere bereits angespannte Wirtschaftslage.« Er wandte sich dem Präsidenten zu. »Zuletzt haben sie 1973 ein Embargo verhängt, und da hat es volle zehn Jahre gedauert, bis wir die Wirtschaftsflaute überwunden hatten.«
Valerie Jones, die in den Raum zurückgeeilt kam, hörte die letzten Worte des Sicherheitsberaters und fügte rasch hinzu: »Außerdem hatten wir neben einem Zinssatz von 17 Prozent und einer galoppierenden Inflation eine Arbeitslosenquote, die fast im zweistelligen Prozentbereich lag. Mr. President, wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass das wieder geschieht.«
Es war klar, dass ein Embargo alle Aussichten auf eine weitere Amtszeit des Präsidenten im gleichen Tempo in den Keller sinken lassen würde wie die Wirtschaftsleistung. Mit Blick auf Jones fragte der Präsident: »Was hat er gesagt, als Sie ihn hinausbegleitet haben?«
»Dass die Entscheidung endgültig ist. Jetzt sei der Zeitpunkt für einen Palästinenserstaat gekommen.« Hayes seufzte. »Uns bleibt keine Wahl.«
Der Verteidigungsminister dachte noch nicht daran, klein beizugeben. »Sir, wir sollten mit den Franzosen sprechen. Vielleicht sind sie ja bereit, die Abstimmung zu verschieben… und sei es nur um einen oder zwei Tage. Als Gegenleistung könnten wir von den Israelis verlangen, dass sie ihre Truppen aus Hebron abziehen.«
Der Präsident schüttelte verzweifelt den Kopf. Einem solchen Ansinnen würden die Franzosen unter keinen Umständen zustimmen. Sie standen jetzt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und würden sich wohl kaum die Gelegenheit entgehen lassen, Israel den Palästinenserstaat aufzuzwingen.
»So geht das nicht, Sir«, sagte Culbertson nachdrücklich. »Solange es keinen offiziellen Waffenstillstand gibt und Israel von allen arabischen Staaten Sicherheiten hat, wird es eine solche Entschließung nie akzeptieren. Wir brauchen Zeit, um die Voraussetzungen zu schaffen.«
»Die haben wir aber unglücklicherweise nicht«, sagte Hayes. »Trotzdem sollten wir es zumindest versuchen.«
»Ich stimme Rick zu, Mr. President.« Außenministerin Berg sah auf ihre Uhr. »Bis zur Abstimmung sind es noch fünf Stunden. Wir könnten versuchen durchzusetzen, dass sich die Israelis als Gegenleistung für einen Waffenstillstand zurückziehen. Vielleicht könnte man sogar für die nächste Woche Friedensverhandlungen in Paris ansetzen.«
»Schön. Sehen Sie zu, was Sie bei den Franzosen erreichen können.« Mit einer Handbewegung gab der Präsident zu verstehen, dass die Besprechung beendet war. Beide Minister standen auf. »Halten Sie es für möglich, dass die Saudis bluffen?«, fragte der Präsident Kennedy.
»Es wäre denkbar, aber vermutlich meinen sie ihre Drohung ernst. Ich habe Charlie angerufen. Er soll feststellen, was wir in den letzten achtundvierzig Stunden erfahren haben. Falls die OPEC-Staaten miteinander gesprochen haben, müsste etwas darüber vorliegen.«
65
David saß vor einem seiner Bildschirme und nahm einen kleinen Schluck aus einer Wasserflasche. Alles verlief nach Plan. Die Kameras der Verkehrsüberwachung waren online und
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