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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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auf der Welt, ein Trinkgeld, doch es war der höchste Betrag, den David je verlangt hatte. »Mein Prinz, Sie wissen den Wert einer Sache zu schätzen. Meine Dienste sind nicht billig, und was ich für Sie und mein Volk unternehme, wird den Lauf der Geschichte verändern.«
    »Fünf.«
    David stand auf und stellte sich neben das Sofa des Prinzen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Zhong für den Fall, dass er gebraucht wurde, einige Schritte näher trat. Mit leiser Stimme fragte David: »Prinz Omar, was auf der Welt würde Ihnen das größte Vergnügen bereiten?«
    Als dessen Augen bei der Frage aufleuchteten, war es David klar, dass er in Gedanken eine lange Liste von Wonnen durchging. »Denken Sie doch nur an das Unternehmen, das wir eingefädelt haben.«
    Mit einem Blick, in dem abgrundtiefer Hass lag, sagte Omar versonnen lächelnd: »Die Zerstörung Israels.«
    »Genau, mein Prinz. Verglichen damit sind zehn Millionen Dollar nichts. Dafür bekommen Sie einen Logenplatz, von dem aus Sie der Selbstzerstörung des zionistischen Staates zusehen können.«
    Omar griff nach Davids Hand und drückte sie. »Eine Hälfte jetzt, die andere, wenn alles erledigt ist. Sag Devon, wohin das Geld überwiesen werden soll, und er lässt es telegrafisch anweisen. Jetzt geh und bring mir das Geschenk, auf das ich mich schon mein ganzes Leben freue.«

06
    Der silberhaarige ältere Herr schien ganz in die Londoner Times vertieft zu sein.
    Eine leichte Brise wehte über das Wasser, Möwen vollführten ihre Flugkunststückchen, und die Leinen am hohen Mast seines Segelboots schlugen ihren eintönigen Rhythmus.
    Auf den ersten Blick schien Alan Church seinen Ruhestand zu genießen. Doch bei einem Mann wie ihm trog der erste Eindruck. Schließlich hatte sich der einundsiebzigjährige Brite den größten Teil seines Lebens gerade darum bemüht, anderen den richtigen – oder je nach Standpunkt: falschen – Eindruck von sich zu vermitteln.
    Er war Maschinenbau-Ingenieur, aber auch das stimmte nur zum Teil. In den Jahren zwischen Anfang zwanzig und Ende dreißig hatte er im Auftrag eines großen britischen Energiekonzerns die kleineren und ärmeren Länder der Welt bereist, weil er dort Wasserkraftwerke errichten sollte. Aber auch das war wieder nur ein Teil der Geschichte, denn in diesen knapp zwei Jahrzehnten konnte man den Eindruck gewinnen, Church tauche immer genau dort auf, wo die Dinge am schlimmsten standen. Gewöhnlich waren das Länder, in denen die Macht gerade auf eine alles andere als friedliche und demokratische Weise von einer Hand in die andere überging. Den größten Teil dieser glücklichen Jahre, wie er jene Zeit im Rückblick sarkastisch nannte, hatte er in Afrika zugebracht.
    In Wahrheit war es dabei alles andere als ruhig zugegangen. Man hatte auf ihn geschossen, ihn beraubt und entführt; einmal war er an Gelbfieber erkrankt und zweimal an Malaria. Nach der zweiten Malariaerkrankung hatten seine Vorgesetzten in London entschieden, dass für ihn die Zeit gekommen sei, eine neue Aufgabe zu übernehmen, diesmal im internationalen Finanzwesen. So wurde er nach nahezu zwanzig Jahren, in denen er im Dienst der Krone oder, genauer gesagt, des Geheimdiensts Ihrer Majestät geschuftet und den Kopf hingehalten hatte, in einer der ersten Banken des Landes untergebracht, ohne dass er sich einem Vorstellungsgespräch oder Auswahlverfahren hätte stellen müssen. Dort war es seine Aufgabe, ein wachsames Auge darauf zu haben, welche Beträge den Konten des saudi-arabischen Herrscherhauses gutgeschrieben und belastet wurden.
    Offiziell oder inoffiziell, je nachdem, wie man es betrachtete, hatte Alan Church zu keiner Zeit für den MI6 genannten militärischen Zweig des britischen Geheimdiensts gearbeitet. Auf Fragen, die in diese Richtung zielten, lachte er herzlich und begann schamlos übertriebene Geschichten über all die Agentinnen zu erzählen, mit denen er es angeblich im Dienst der Krone getrieben hatte. Wer ihn gut kannte – das aber waren nicht viele –, wusste, dass in nahezu allem, was Alan Church sagte, ein Körnchen Wahrheit steckte.
    Auch jetzt, da er auf dem Deck seines unmittelbar vor der französischen Riviera ankernden Segelboots saß, hätte man genau hinsehen müssen, um festzustellen , was er eigentlich tat. Auf den ersten Blick machte er ganz den Eindruck eines entspannten Pensionärs, der müßig in seiner Zeitung blätterte, während ein weiterer Tag im Paradies begann. Wer genauer hinsah, hätte jedoch

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