Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
verräterische Hinweise dafür entdecken können, dass er wohl kaum gänzlich aus dem Dienst seiner Regierung ausgeschieden war. Den ersten Hinweis konnte nur ausmachen, wem auffiel, dass nahe der Mastspitze eine ungewöhnlich große Radarantenne und daneben eine sonderbar geformte weitere Antenne befestigt war. Das nächste Anzeichen war etwas auffälliger, denn unübersehbar las Church gar nicht in seiner Zeitung.
    Ganz in seiner Nähe, von außen aber nicht sichtbar, befand sich ein kleines Steuerpult mit verschiedenen Anzeigeinstrumenten, von dem eine dünne Leitung zu einem Ohrhörer lief. Zuerst lauschte Church gespannt der Unterhaltung zwischen dem Prinzen und seinem Besucher und regelte verschiedene Knöpfe nach, um möglichst viel Leistung aus dem Richtmikrofon herauszukitzeln, das sich an der Mastspitze befand.
    Als er am Morgen des Vortags an Backbord der riesigen Yacht des Prinzen vor Anker gegangen war, hatte er sorgfältig darauf geachtet, dass zwischen ihr und seinem Boot ein weiteres Schiff lag. Seit über einer Woche beschattete er im Auftrag Londons den saudischen Prinzen aus einer gewissen Entfernung. Er hatte sogar die Bekanntschaft einiger Besatzungsmitglieder der Yacht gemacht. Der Kapitän war ein pensionierter französischer Seeoffizier, und auch die übrigen Männer waren überwiegend Franzosen. Wie unter Seeleuten üblich, kamen sie mit ihresgleichen rasch ins Gespräch. So hatte er beim Auffüllen seiner Vorräte in San Remo erfahren, dass sie auf dem Weg nach Monte Carlo waren und von dort nach Cannes wollten – eine für solche Yachten durchaus übliche Route. Er hatte erklärt, auch er wolle nach Cannes segeln, sodass sie einander wohl hin und wieder begegnen würden. Inzwischen erkannten sie ihn schon von weitem und winkten ihm zu, wenn sie sich mit der Motorbarkasse an Land bringen oder von dort abholen ließen.
    Das Londoner Hauptquartier versorgte die draußen tätigen Mitarbeiter nur äußerst spärlich mit Informationen, und so hatte man Church, ohne ihm Gründe zu nennen, beauftragt, er möge dem Prinzen folgen, Auffälliges notieren und darüber berichten. Allerdings war Church auf solche Erklärungen der Hintergründe nicht angewiesen, wusste er doch über die riesige Familie Saud genug, um sich selbst denken zu können, an welchen Informationen seiner Regierung lag.
    Da sich die Unterhaltung, die jetzt auf der großen Yacht geführt wurde, nicht um jene Dinge zu drehen schien, die seine Vorgesetzten interessierten, und der blendend aussehende junge Mann, der vor weniger als einer Stunde an Bord gekommen war, in keiner Weise wie ein islamischer Fundamentalist wirkte, begann Church doch, in seiner Zeitung zu lesen. Zuvor aber warf er noch rasch einen prüfenden Blick auf seine Anzeigeinstrumente, um sich zu vergewissern, dass alles aufgezeichnet wurde, was die beiden Männer sagten. Auf den weiteren Verlauf des Gesprächs, das er mit dem linken Ohr wahrnahm, achtete er kaum.
    Er schlug die Beine übereinander. Die warme Sonne, die allmählich die Morgenkühle vertrieb, ließ ihn herzhaft gähnen. Eine Frauenstimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Als er zur Yacht hinübersah, um festzustellen, was dort vor sich ging, erkannte er lediglich mehrere Haarschöpfe. Dann aber trat auf einem der oberen Sonnendecks eine langhaarige blonde Schönheit in sein Blickfeld. Mit einem Mal ließ sie ihren Morgenmantel fallen und reckte die blassen Arme zum Himmel, wobei ein Paar sehr ansehnliche Brüste sichtbar wurde. Rasch bückte sich Church nach seinem Fernglas, doch bis er es vor den Augen hielt, war sie fort. Leise vor sich hin lachend, schüttelte er den Kopf. Er wurde auf seine alten Tage doch ziemlich langsam.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich erneut seiner Zeitung zu. Doch mit einem Mal wurde sein Gesicht ernst. Aus dem unverbindlichen Geplauder des Prinzen und seines Besuchers war ein Gespräch geworden, das aufzuzeichnen der Mühe wert zu sein schien. Erneut warf er einen prüfenden Blick auf die Anzeigeinstrumente. Als er sah, dass alles in Ordnung war, tat er wieder so, als gelte seine ganze Aufmerksamkeit der Times. Wer auch immer dieser David sein mochte – er musste unbedingt einige Fotos von ihm machen, wenn er in die Barkasse stieg, um sich wieder an Land bringen zu lassen. Während die beiden Männer ihr Gespräch fortsetzten, überlegte Church schmunzelnd, dass man in London seinen nächsten Bericht nicht einfach zu den Akten legen würde.

07
    Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher