Das Kommando
war er in eine Abwärtsspirale der Depression geraten, wohl weil ihm aufgegangen war, dass er nicht auf alle Zeiten herrlich und in Freuden leben konnte, wie er sich das vorstellte. Er litt unter extremen Stimmungsumschwüngen und bewies einen allem Anschein nach unersättlichen Appetit auf eine unendliche Fülle von Lastern.
Drei Diener in frisch gestärkten weißen Jacken und schwarzen Hosen traten auf das Sonnendeck und stellten sich in einer Reihe neben dem Prinzen auf. Die goldenen Tabletts, die sie hielten, quollen von verschiedenen Dingen über, nach denen es den Prinzen möglicherweise gelüsten mochte. Ihn einfach zu bedienen, genügte nicht, das Gewünschte musste auftauchen, kaum dass er den Mund öffnete. Mithin war es Aufgabe dieser Männer, die gleichsam jede seiner Anwandlungen erahnen mussten, seine Wünsche vorauszusehen. Als Prinz Omar eine Zigarette vom Tablett des ersten Dieners nahm, gab ihm dieser sogleich Feuer mit einem goldenen Feuerzeug, das mit Diamanten besetzt war. Kaum war er beiseite getreten, als der Nächste seinen Platz einnahm, auf dessen Tablett Gläser zur Auswahl bereitstanden, die mit unterschiedlichen Früchtespießen dekoriert waren. Unentschlossen tanzten Omars juwelenbesetzte Finger über den Gläsern mit orangefarbenen, roten, rosafarbenen und blauen Getränken in der Luft, während er sich zu entscheiden versuchte.
Schließlich nahm er das mit der rosafarbenen Flüssigkeit, stellte es aber mit säuerlicher Miene zurück, sobald er einen kleinen Schluck probiert hatte. Gleich darauf ergriff er das rote Glas. Eine Bloody Mary, nahm David an.
Nach einem tiefen Zug durch den Trinkhalm wedelte der Prinz den Diener beiseite und sah David lange an. Er bewunderte ihn wegen seines Mutes, seiner Klugheit und seines blendenden Aussehens. Hätte ihn ein anderer geweckt, beispielsweise ein Angehöriger seiner weit verzweigten Familie, er hätte zu LeClair gesagt, Zhong solle ihn ins Meer werfen. Wenn er es recht bedachte, würde er dieses Schicksal einer ganzen Reihe seiner Angehörigen gönnen, auch wenn sie ihn nicht im Schlaf gestört hatten.
Schließlich sagte er: »Komm, David, erzähl mir, warum du es so eilig hast.« Der dritte Diener, auf dessen Tablett sich Gebäck türmte, trat vor. Prinz Omar bedeutete ihm, es auf den Tisch neben das Sofa zu stellen.
David kam herüber, nahm im Schatten der Segeltuchmarkise dem Prinzen gegenüber Platz und sah zu, wie er ein Stück Cremetorte verschlang.
»Warum musst du mich so ärgern, mein Freund?«, fragte der Prinz.
Ein breites Lächeln trat auf Davids Züge. Ihm war bewusst, dass ihn der Prinz gerade deshalb so gut leiden konnte, weil er nicht bereit war, sich wie einen Stiefelputzer behandeln zu lassen. Für einen Menschen, der sich jeden Augenblick seiner wachen Stunden von Speichelleckern umgeben sieht, kann es durchaus erfrischend sein, wenn man ihn mit ein wenig Dreistigkeit behandelt.
»Hoheit, bald ist die Zeit reif, Ihren Plan zu verwirklichen.« David tat so, als handele es sich um den Plan des Prinzen, doch ging er in Wahrheit auf ihn selbst zurück. »Es gibt viel zu tun, und es sollte möglichst keine Pannen geben.«
Der Prinz stellte sein Glas ab und beugte sich gespannt vor. »Wie bald?«
»Wir sind ganz nah dran.«
»Nah« , wiederholte der Prinz. In seiner Stimme schwang Ärger mit. »Sag nicht ›nah‹ – ich will Einzelheiten wissen.«
»Sie haben alle Einzelheiten, die Sie brauchen, mein Prinz«, gab David in gleichmütigem Ton zur Antwort.
Der Prinz, der mit der Unzahl seiner Kissen kämpfte, um sich aufzusetzen, fuhr ihn aufgebracht an: »Muss ich dich daran erinnern, mit wem du sprichst?«
Beiläufig nahm David die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Brusttasche. »Ich werde nie vergessen, was Sie für mich und mein Volk getan haben. Sie sind nicht nur einer der wenigen, denen unsere Sache wahrhaft am Herzen liegt, sondern unter diesen zugleich der größte unserer Helden. Über all das haben wir schon früher gesprochen. Sagen wir einfach, dass es bei manchen Dingen in Ihrem eigenen Interesse besser ist, wenn Sie nichts davon wissen.«
Die durchaus aufrichtig gemeinte Huldigung schien Omar für den Augenblick zu besänftigen. »Setz dich neben mich, und flüstere es mir ins Ohr. Ich nehme dir deine Sorgen ab. Ich möchte selbst entscheiden, was ich besser nicht weiß.«
David rührte sich nicht. »Mein Prinz, wenn ich Ihnen etwas sagen würde, ließe sich das nicht zurücknehmen.
Sollte die
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